Haman ließ im Namen des Königs anordnen, dass am 13. Adar alle Juden, Frauen und Männer, Kinder und Greise, vernichtet werden sollen. Mordechai informierte Esther, die am Hof lebte, von dieser drohenden Katastrophe und forderte sie auf, sich beim König Achaschwerosch für das jüdische Volk einzusetzen. Esther wollte diesem Wunsch aber nicht entsprechen, denn wie sie sagte wurde sie schon längere Zeit nicht vom König vorgeladen, und selbst für sie war es gefährlich, ohne Erlaubnis vor dem König zu erscheinen. Mordechai entgegnete Esther daraufhin sehr energisch, dass das Volk auf jeden Fall gerettet würde - wenn nicht durch sie, Esther, dann würde sich jemand anderer finden. Sie aber und ihre Familie würden untergehen und außerdem erklärte Mordechai, dass es ja gut sein könne, dass Esther gerade zur Rettung des jüdischen Volkes aus dieser Gefahr an diese Position als Königin des persischen Reiches gekommen ist.
Der Malbim thematisiert, weshalb es Mordechai hier so eilig hatte. Das Edikt wurde im Nissan erlassen, die Vernichtung des Volkes war aber erst für Adar, elf Monate später, geplant. Sicher wäre Esther in einigen Tagen oder Wochen zum König gerufen worden. Hätte es nicht gereicht, wenn Esther dann interveniert hätte.
Doch Mordechai wusste, dass G'tt jeder Plage ihr Heilmittel voranschickt. Das bedeutet: Noch bevor G'tt etwas schlechtes auf die Welt bringt, hat er die Lösung für das Problem bereits vorbereitet. Mordechai verstand nicht, weshalb Esther, ein gutes jüdisches Mädchen, an den Königshof beordert wurde und nun die Ehefrau des Königs sein musste. Doch er wusste, dass es einen Plan geben müsste und so ging er tagtäglich zum königlichen Hof und informierte sich über Neuigkeiten. Als er nun von der Katastrophe hörte, verstand er sofort, was Esthers Aufgabe war. Er wusste aber auch, dass G'tt eine Zeit festgesetzt hatte, in der Esther ihre Aufgabe erfüllen konnte. Wenn sie sich nicht dazu bereit erklären würde, standen schon andere Personen bereit, die G'ttes Plan umgesetzt hätten. Doch da Esther dann ihre Aufgabe, für die sie auf die Welt kam und für die sie zur Königin wurde, nicht erfüllt hätte, wäre es ihr Untergang gewesen. Deshalb war es Mordechai so wichtig, dass Esther sich beeilte und nicht auf eine Initiative des Königs wartete.


Auf Anweisung Mordechais sollten die Juden eigentlich nicht an Achaschweroschs Fest teilnehmen. Trotzdem nahm ein großer Teil des Volkes teil. Sogar am achten Tag, der laut dem Midrasch Jom Kippur war, der in diesem Jahr auf einen Schabbat fiel, beteiligten sich viele Juden. Daraufhin wurde das Urteil gefällt, dass das Volk vernichtet werden sollte. Doch das trat nicht sofort ein. Tatsächlich tat sich neun Jahre lang nichts, bis Haman schließlich die Lose warf und die Vernichtung der Juden plante. Die Strafe für das Volk wurde zunächst aufgeschoben, um die Gelegenheit zu geben, die Sünde wieder zu korrigieren.
Doch es wurde auch ein weiteres Urteil zu diesem Zeitpunkt gefällt: Waschti sollte abgesetzt und Esther an ihre Stelle treten, damit zum Zeitpunkt der Verschwörung Hamans bereits die Lösung des Problems durch Esther vorbereitet sein würde. Denn dies ist der Weg G'ttes: Er zieht die Lösung dem Problem stets vor. Deshalb ist es wichtig sich angesichts einer Sorge oder eines Problems bewusst zu sein, dass die Lösung bereits vorbereitet ist. Zwar sind uns die Wege, in denen G'tt uns erlöst, verborgen, doch dass es eine Erlösung gibt, ist gewiss.


Es gibt den häufig zitierten Spruch: "Jede Verzögerung ist zum Guten." Der Lubawitscher Rebbe meinte dazu, dass die Tatsache, dass dies ein so geläufiger Spruch ist, darauf hindeute, dass es eine Quelle gibt. Als Raw Schlomo Salman Auerbach ihn einmal verwendete, fragte einer seiner Schüler, was denn die Quelle dafür sei. Er verwies ihn auf Megillat Esther, die wir zu Purim lesen. Gleich im ersten Kapitel wird vom Komplott von zwei Hofbediensteten berichtet, den König zu töten. Da sie sich in einer fremden Sprache austauschten, dachten sie, frei sprechen zu können. Doch Mordechaj sprach als Mitglied des Sanhedrin alle 70 Sprachen und konnte so das Komplott aufdecken und verhindern. Er erhielt aber zunächst keinen Lohn dafür. Erst sechs Jahre später, als bereits das Urteil über die Juden gefällt worden war und Königin Esther an ihrem Plan arbeitete, das Volk zu retten, sorgte G'tt dafür, dass sich der König an die Ereignisse erinnerte und nun für eine Belohnung Mordechajs sorgte. Diese Belohnung, die sechs Jahre zuvor keine Bedeutung gehabt hätte, war nun der Wendepunkt der Geschichte, der Beginn des Falls Hamans und der Erlösung der Juden.
Hier ist also deutlich zu erkennen, dass die Verzögerung bei der Belohnung, die sechs Jahre lang nicht zu verstehen war, im Endeffekt zum Guten war.


Haman konnte durchsetzen, dass ein Befehl im Namen des Königs im gesamten Reich Achaschweroschs verbreitet wurde, wonach dazu aufgerufen wird, alle Juden zu tilgen, zu erschlagen und zu vernichten. Eine naheliende Frage ist die nach der Bedeutung dieses dreifachen Ausdrucks. Letzten Endes ist hier mit allen drei Ausdrücken das selbe gemeint: Das Töten jeder jüdischen Person.
Der Midrasch berichtet, dass Esaw als erster Ja'akov, und damit zu dieser Zeit das gesamte jüdische Volk, vernichten wollte. Doch aus Respekt vor seinem Vater wollte er dessen Ableben abwarten. Zu diesem Zeitpunkt war aber aus Ja'akov bereits ein Stamm geworden und es war zu spät, durch die Erschlagung nur Ja'akovs erfolgreich zu sein. Später dachte Pharao, klüger zu sein als Esaw und handelte sofort, in dem er alle Buben gleich nach der Geburt töten ließ, um das Volk so zu vernichten. Doch auch dieses Vorhaben war nicht geglückt, da die Frauen am Leben blieben und weiter Nachkommen haben konnten. Schließlich wollte Haman aus den Fehlern seiner Vorgänger lernen und ordnete die Vertilgung des gesamten Volkes, alt und jung, Männer und Frauen an. Dies ist im Ausdruck des Passuks angedeutet, der von der Vertilgung noch vor der Erschlagung und der Vernichtung spricht.


In der Mischna wird erwähnt, dass man mit dem Lesen der Megilla nicht exakt in der richtigen Reihenfolge seine Pflicht nicht erfüllt. Man kann also nicht zum Beispiel zuerst Kapitel 5 lesen, um dann den Rest zu lesen.
Im vorletzten Passuk der Megilla wird berichtet, dass Berichte über die Herrschaft und Größe Mordechais in den Chroniken des persischen Königreichs zu finden sind. Eine Erklärung für die Notwendigkeit der Erwähnung dieser scheinbar belanglosen Information weist auf den grundlegenden Unterschied zwischen Geschichtsbüchern und einem heiligen Buch wie der Megilla hin, bei der es um Glaube, g'ttliche Führung und ähnliche Werte geht.
Beide Fragestellungen können mit einer Erklärung beantwortet werden: Wer die Megilla nicht in der richtigen Reihenfolge liest, kann sie nicht richtig verstehen, weil es sich eben nicht um ein Geschichtsbuch handelt, in dem man ein Kapitel zu einer beliebigen Epoche aufschlagen und sich darüber informieren kann, ganz im Gegensatz zu den zu diesem Zweck erwähnten Chroniken des Perserreiches. Jemand, der die Megilla aber wie diese Chroniken liest, kann damit seine Pflicht nicht erfüllen, weil er die Botschaft, die die Megilla vermittelt nicht verstehen kann.


Kurz vor Ende der Megilla wird berichtet, dass Achaschwerosch für sein gesamtes Herrschaftsgebiet Steuern anordnete. Doch weshalb erzählt uns die Megilla eine derartige innenpolitische Nachricht? Welche Bedeutung hat diese scheinbare Banalität in einem heiligen Buch des Tanach?
Eine bekannte Erklärung besagt, dass Achaschwerosch als Zeichen der Anerkennung dem Volk, dem die Königin entstammte, die Steuern erlassen wollte. Doch da Esther ihre Herkunft nicht preisgab, erließ er am Anfang der Megilla die Steuern für alle seine Untertanen. Nach der Purimgeschichte, als Esthers Herkunft allen bekannt wurde, konnten die Steuern wieder eingeführt werden.
Eine andere Erklärung nimmt darauf Bezug, dass es sehr überraschend ist, dass es nach der Erlaubnis Achaschweroschs an die Juden, alle Feinde zu bekämpfen und nachdem tatsächlich viele im Kampf gegen die Juden gefallen sind, zu keinen Aufständen im Reich gekommen ist. Normalerweise führt Unterdrückung der Bevölkerung und Unzufriedenheit im Volk früher oder später immer zu einem Aufstand. Ein Herrscher mag sich die Gunst des Volkes erkaufen, in dem er der breiten Masse Vergünstigungen zukommen lässt, um so einen Teil zu unterdrücken zu können. Doch dies geschah hier nicht: Wie die Megilla uns wissen lässt, führte Achaschwerosch sogar neue Steuern ein, doch trotzdem kam es zu keinen Aufständen wegen der Kämpfe der Juden. Und dies alles erzählt uns die Megilla nur, um ein zusätzliches Wunder darzustellen, dass dem Volk zuteil wurde.


In der Mischna wird erwähnt, dass man mit dem Lesen der Megilla nicht exakt in der richtigen Reihenfolge seine Pflicht nicht erfüllt. Man kann also nicht zum Beispiel zuerst Kapitel 5 lesen, um dann den Rest zu lesen.
Im vorletzten Passuk der Megilla wird berichtet, dass Berichte über die Herrschaft und Größe Mordechais in den Chroniken des persischen Königreichs zu finden sind. Eine Erklärung für die Notwendigkeit der Erwähnung dieser scheinbar belanglosen Information weist auf den grundlegenden Unterschied zwischen Geschichtsbüchern und einem heiligen Buch wie der Megilla hin, bei der es um Glaube, g'ttliche Führung und ähnliche Werte geht.
Beide Fragestellungen können mit einer Erklärung beantwortet werden: Wer die Megilla nicht in der richtigen Reihenfolge liest, kann sie nicht richtig verstehen, weil es sich eben nicht um ein Geschichtsbuch handelt, in dem man ein Kapitel zu einer beliebigen Epoche aufschlagen und sich darüber informieren kann, ganz im Gegensatz zu den zu diesem Zweck erwähnten Chroniken des Perserreiches. Jemand, der die Megilla aber wie diese Chroniken liest, kann damit seine Pflicht nicht erfüllen, weil er die Botschaft, die die Megilla vermittelt nicht verstehen kann.


Ganz am Anfang der Megilla findet sich ein Bericht über König Achaschweroschs Reichtum und seine prunkvollen Feste. Da die Megilla eines der 24 Bücher des Tanach ist und kein Geschichtenbuch, muss dieser Bericht eine Bedeutung haben - doch welche?
Nachdem Waschti sich ihrem Mann Achaschwerosch widersetzte, beriet dieser sich mit seinen Beratern, wie sie zu bestrafen sei. Doch weshalb konnte er das nicht selbst entscheiden - als König und ihr Ehemann scheint nichts dagegen zu sprechen, dass er selbst die Entscheidung trifft.
Doch Achaschwerosch hatte ein Problem: Er selbst war nicht von königlicher Abstammung. Ursprünglich war er nur der Stallmeister von Waschtis Vater. Nachdem dieser ohne Söhne verstorben war, wurde Achaschwerosch als Gatte der Königin der neue König des Reichs. Er war deshalb besorgt, dass seine Herrschaft sich durch eine Hinrichtung Waschtis erübrigen würde, da seine Herrschaft wie gesagt in gewissem Sinne von Waschti abhing. Dies ist auch der Grund für seine innere Unruhe, von der die Megilla berichtet.
Das war der Grund, weshalb er sich an seine Berater wandte, um eine Bestrafung sicherzustellen, die seine eigene Herrschaft als König nicht berührte. Das war aber auch der Grund, weshalb er drei Jahre nach Beginn seiner Herrschaft, als die versuchten Aufstände im Reich gegen seine Herrschaft endlich unterdrückt werden konnten, ein so großes Fest feiern und seinen ganzen Reichtum und Prunk zur Schau stellen musste: Da er selbst weder von adeliger Abstammung war, noch sonst eine ihn als König prädestinierende Eigenschaft vorzuweisen hatte, musste er mit Pracht und Prunk seine Rolle als König bekräftigen. Das war auch der Grund, weshalb er für die Bewohner der Hauptstadt ein eigenes siebentägiges Fest veranstaltete: Um sich die Leute, die seine Residenz bewohnen und von ihm aufgrund seiner niedrigen Herrschaft nicht viel hielten, günstig zu stimmen.
Ganz im Gegensatz zu diesem Bericht über Achaschwerosch und seine Protzerei am Anfang der Megilla steht der Bericht über Mordechai am Ende der Megilla: Mordechai war "beliebt bei der Menge seiner Brüder; Gutes erstrebte er für sein Volk und redete Frieden für sein ganzes Geschlecht."


Die Hauptstadt des persischen Reichs von König Achaschwerosch war ursprünglich nicht in Schuschan. Achaschwerosch wollte einen Elfenbeinthron wie König Schlomo haben, der von Fachleuten in Schuschan hergestellt wurde. Als man ihn in die Hauptstadt transportieren wollte, stellte sich heraus, dass er viel zu schwer war, und nicht bewegt werden konnte. Der König lies daher kurzerhand die Hauptstadt verlegen.

In Wirklichkeit gab es aber einen ganz anderen Grund, weshalb G'tt veranlasste, dass die Hauptstadt verlegt wird. Wie in der Megilla steht: "Ein jüdischer Mann war in Schuschan, und sein Name war Mordechai [...]". Mordechai und Esther, von denen die Erlösung ausgehen sollte, befanden sich in Schuschan, und entsprechend dem Grundsatz, dass G'tt das Heilungsmittel dem Unglück voranschickt, wurde für die Rettung der Juden Sorge getragen, bevor Haman überhaupt seine mörderischen Pläne entwickelte.

Weshalb wurden Mordechai und Esther für die Rettung der Juden ausgewählt?
Viele Jahre zuvor kämpfte Scha'ul, ein Vorfahre Mordechais und Esthers, gegen das den Juden feindlich gesinnte Volk Amalek und tötete auf g'ttlichen Befehl alle, bis auf den König Agag, einen direkten Vorfahren Hamans. Scha'ul, der damals mit dem Verlust der Königswürde bestraft wurde, verursachte also das Fortbestehen des Volkes Amalek und damit das von Haman geplante Pogrom. G'tt gab Mordechai und Esther die Möglichkeit, diesen Fehler ihres Vorfahren wiedergutzumachen, in dem er es ihnen überlies, für die Rettung der Juden zu sorgen.

In der Megillat Ester steht, dass Haman befahl "zu tilgen, zu erschlagen, zu vernichten alle Juden, von Jüngling bis Greis, Kind und Frauen an einem Tag." Einerseits steht, dass "alle Juden" vernichtet werden sollen, andererseits wird genau beschrieben, dass Männer und Frauen jeden Alters, also alle, vernichtet werden sollen. Es stellt sich also die Frage, weshalb die Megilla noch extra schreibt, dass "alle" Juden betroffen sind.

In der Sprache der Tora hat das Wort "kol", "alle", zwei Bedeutungen. Einerseits kann es "Jeder" heißen, andererseits aber auch "jede Kleinigkeit, alles."
Es gibt Juden, die der Meinung sind, dass sie eigentlich keine Juden sind. Sei es, weil sie nicht religiös sind, weil sie komplett assimiliert sind, oder weil sie überhaupt keinen Kontakt zu Juden oder jüdischen Gebräuchen haben. Haman war das aber egal. Er wollte alles Jüdische auslöschen, ohne Unterschied. Für ihn war jeder Mensch jüdischer Abstammung ein Jude. Unsere Freinde bestimmen nämlich selbst, wer für sie Juden sind, wie es auch das, dem ehemaligen Wiener Bürgermeister Lueger zugeschriebene, Zitat zeigt: "Wer ein Jud' ist bestimme ich!"

Aber auch für uns ist jeder Jude, egal wie weit er von der Religion oder dem Volk entfernt ist, ein Jude. Besonders zu Purim ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, und zu versuchen, alle Juden dem Judentum näher zu bringen, egal wie weit sie sich entfernt haben mögen.

Bechol Dor vaDor omdim alejnu lechalotejnu. WehaKadosch-baruch-hu mazilejnu miJadam!
In jeder Generation stehen sie gegen uns auf, um uns zu vernichten. Doch der Heilige, gelobt sei Er, hat uns aus ihrer Hand errettet.


Obwohl Haman die Juden auch vorher schon hasste, veranlasste ihn die Weigerung Mordechais, sich vor ihm zu verbeugen, dazu, alle Juden vernichten zu wollen. Man könnte Mordechai eigentlich den Vorwurf machen, dass er ohne guten Grund das ganze Volk in große Gefahr gebracht hat.

Ein Midrasch erzählt, dass sich Elijahu Hanawi, als er davon hörte, dass die Juden ausgerottet werden sollen, sofort zu Awraham, und dann auch zu Jizchak und Ja'akow begab, um sie zu bitten, sich für das Jüdische Volk einzusetzen. Doch als die Vorväter erfuhren, dass das Volk gesündigt hatte, meinten sie, dass es dann eine Bestrafung verdient hätte, und sie nichts tun können.

Mosche aber fragte: "Gibt es denn einen, der nicht gesündigt hat?" Und man antwortete ihm, dass es tatsächlich einen Juden, Mordechai, gibt, der nicht sündigt. Daraufhin meinte Mosche, dass er sich in diesem Fall schon für das Volk einsetzen kann.

Man sieht also, dass das ganze Volk seine Existenz Mordechai verdankte, obwohl es auf den ersten Blick genau umgekehrt aussieht.

Mordechais Weigerung, sich vor Haman zu bücken, hat aber noch einen weiteren Hintergrund:
Der Beit Hamikdasch, der heilige Tempel, stand fast zur Gänze im Gebiet des Stammes Binjamin. Der Stamm verdiente das damit, dass Binjamin der einzige der 12 Brüder war, der sich nicht vor Esaw verbeugte, als Ja'akow mit seiner Familie nach Erez Israel zurückkam. (Er war damals noch nicht geboren.)
Mordechai war vom Stamm Binjamin. Die Purim-Geschichte spielt wenige Jahre vor dem Wiederaufbau des Tempels. Er wusste, dass der Tempel nicht aufgebaut werden wird, wenn er sich als Nachfahre von Binjamin vor einem Nachfahren Esaws (Haman) verbeugen wird.


Ganz am Ende der Megillat Ester steht, dass die Ereignisse (der Purimgeschichte) in die Geschichtsbücher des persischen Reiches eingetragen wurden. Von den Kommentatoren wurde oft die Frage gestellt, weshalb diese Tatsache relevant ist, warum sie in der Megilla überhaupt erwähnt wird. Die Megilla gehört immerhin zu den heiligen Schriften, und es sollte eigentlich egal sein, ob andere historische Bücher das selbe schreiben oder nicht.

In der Gmara in Massechet Megilla wird von einer Diskussion zwischen Ester und den Anschej Haknesset Hagdola (der höchsten religiösen Instanz der damaligen Zeit) berichtet. Ester wollte, dass ihre Megilla in den Tanach aufgenommen wird. Die Weisen lehnten dies aber zuerst ab, denn sie befürchteten, dass das Lesen der Megilla und das Feiern von Purim die anderen Völker provozieren könnte, wenn die Juden den Tod ihrer Feinde feiern. Dem entgegnet Ester mit dem Hinweis darauf, dass all die Ereignisse, die die Juden feiern, schon in den historischen Aufzeichnungen des persischen Reiches erwähnt werden. Das akzeptierten die Anschej Haknesset Hagdola, und die Megilla wurde in den Tanach aufgenommen.

Daher erklärt der Gaon von Wilna, dass dieser Satz, der auf den ersten Blick irrelevant ist, die Begründung ist, weshalb die ganze Megilla überhaupt zu den heiligen Schriften aufgenommen wurde.