Der Rema erwähnt den Brauch, am Schabbat Hagadol am Nachmittag die Haggadah zu lesen. Der Gaon von Wilna widerspricht dem, da wir auch in der Haggadah selber sagen, dass sie genau am Pessach-Abend, und nicht davor, gelesen werden soll.
Die Besonderheit dieses "großen" Schabbats liegt darin, dass an ihm den Juden befohlen wurde, jeweils ein Schaf anzubinden, um es einige Tage später G'tt zu opfern. Da Schafe die Götzen der Ägypter waren, mussten die Juden davon ausgehen, dass es zu großen Protesten oder auch Gewalt kommen konnte. Immerhin wurden ihre Heiligtümer beschämend behandelt. Doch das Wunder einige Tage später, als die Schafe tatsächlich geschlachtet und gegessen wurde, und dennoch die Ägypter nicht eingriffen, war um einiges größer. Weshalb wird dann speziell das Wunder des Schabbats vor Pessach betont?
Es liegt in der Natur des Menschen, dass das Wunder, als die Ägypter nicht eingriffen, als ihre Götzen in den jüdischen Häusern festgebunden wurden, einen starken Eindruck machte, an den sich das Volk in den kommenden Tagen aber gewöhnte. Als die Schafe nun geschlachtet wurden, war dies sicher ein großes Wunder. Doch die Aufregung und Begeisterung im Volk war beim ersten Wunder am Schabbat wesentlich größer. Damit markiert dieser Schabbat ein großes Wunder - enthält aber auch Kritik daran, dass wir Wunder nach einer gewissen Zeit als gegeben betrachten und nicht mehr richtig schätzen.
Der Sederabend mit seinen Symbolen und Ritualen gibt uns aber die Möglichkeit, die Wunder von neuem wertzuschätzen und als so groß wahrzunehmen, wie sie wirklich sind.
Beim Sederabend müssen wir uns sehen, als ob wir selbst aus Ägypten ausgezogen sind. Der Rambam geht noch etwas weiter: Er sagt, dass wir uns zeigen müssen, als ob wir soeben aus Ägypten ausgezogen wären. Er betont also, dass man sich nicht nur so betrachten soll, sondern dies auch nach außen manifestieren soll, und auch, dass man sich betrachten soll, als ob man jetzt gerade aus Ägypten ausgezogen wäre.
Doch warum eigentlich "als ob"? Wir sollen zeigen, dass wir soeben aus Ägypten ausgezogen sind. Weshalb wird betont, dass es "als ob" war?
Der erste Seder der Geschichte fand in Ägypten, vor dem Auszug statt. Erst am folgenden Morgen zog das Volk aus. Daher fühlte sich das Volk bei diesem ersten Seder nur "als ob" sie bereits ausgezogen wären. Sie feierten den Auszug in Ägypten. Da wir bei unserem Seder diesen ersten Seder nachbilden sollen, fühlen auch wir uns, "als ob" wir selbst aus Ägypten ausgezogen wären.
Im Segenspruch über die Erlösung, die wir vor dem Mazza-Essen am Sederabend sagen, wird betont, dass wir nach der Erlösung von den Opfern genießen werden, und ihr Blut an die Wand des Misbeachs werfen werden. Weshalb wird das Blut besonders erwähnt? Wenn wir sagen, dass wir die Opfer essen werden, meinen wir damit natürlich, dass die gesamte Opferprozedur nach den Vorschriften geschehen wird, und wir unseren Teil dann essen werden.
Heute haben wir nicht die Möglichkeit, die Opfer darzubringen. Wenn wir allerdings die Vorschriften über die Opfer lernen, wird es uns angerechnet, "als ob" wir die Opfer dargebracht hätten. Dies wird in der Tora dadurch angedeutet, dass die Vorschriften immer mit dem Wort "Dies ist die Lehre" eingeleitet werden - das Lernen ist also Bestandteil des Gebotes. In diesem Sinne lernen wir am Vortrag von Pessach, an dem das Opfer früher dargebracht wurde, auch die Bestimmungen über das Opfer.
Der Wischnitzer Rebbe erklärt nun, dass wir das im Segenspruch über die Erlösung nicht wollen - wir wollen die Erlösung, und anschließend nicht nur betrachtet werden, "als ob" wir die Opfer dargebracht und gegessen hätten, sondern wir wollen, dass die vollständige Erlösung kommt und dann das Opfer wirklich dargebracht und sein Blut an den Misbeach geworfen wird.
In einer Mischna in Masechet Psachim wird erklärt, dass man über den vierten Becher beim Seder den "Segen des Liedes" spricht.
G'tt wollte König Chiskijahu, in dessen Amtszeit das Ausmaß des Torahlernens im Volk ungeahnte Höhen erreichte, zum Maschiach, und den feindlichen Heerführer, der in seiner Amtszeit Jeruschalajim besetzte, Sancheriw, zu Gog und Magog, den Gegnern des jüdischen Volkes direkt vor der Erlösung machen. Doch die strenge Gerechtigkeit wendete ein, dass König David, der für G'tt mehrere Lieder der Dankbarkeit sang, nicht zum Maschiach wurde - wieso sollte es dann König Chiskijahu werden, der kein Lied gesungen hat obwohl er ein sehr großes Wunder selbst erlebte, als Sancheriw Jeruschalajim belagerte. Chiskijahu hatte keine Arme zur Verfügung und eines Morgens bemerkten die belagerten Bewohner der Stadt, dass sämliche Besatzer getötet worden waren und die Stadt damit gerettet. Nach diesem Ereignis hätte Chiskijahu wie David singen sollen.
Wir lernen aus dieser Episode, dass es nicht reicht, zu danken, zu loben, zu erhöhen, zu preisen - wir müssen auch unserer starken Freude durch Gesang Ausdruck verleihen. Da wir am Sederabend den Verdienst der Erlösung und des Kommens des Maschiach verdienen wollen, singen wir und sprechen wir auch den Segen des Liedes.
Am siebten Tag Pessach erinnern wir uns an die Meerspaltung, durch die das Volk vor der sie verfolgenden Armee Pharaos gerettet wurde, und an das Lied, das das Volk daraufhin sang. Auch die Engel baten G'tt damals ein Lied singen zu dürfen, doch dies wurde von G'tt nicht erlaubt: G'ttes Geschöpfe ertrinken im Meer - wie können die Engel da ein Lied singen?
Auf die naheliegende Frage, weshalb die Juden dann damals singen durften, ist eine bekannte Antwort, dass diese aus Dankbarkeit für ein Wunder sangen, das ihnen passiert ist. Die Engel dagegen waren nicht an diesem Wunder beteiligt.
Die Gemara in Masechet Sanhedrin berichtet, dass G'tt König Chiskijahu, in dessen Amtszeit das Ausmaß des Torahlernens im Volk ungeahnte Höhen erreichte, zum Maschiach machen wollte. Den feindlichen Heerführer Sancheriw, der in seiner Amtszeit Jeruschalajim besetzte, wollte er dann zu Gog und Magog machen, also zum Gegner des jüdischen Volkes direkt vor der Erlösung. Doch die strenge Gerechtigkeit wendete ein, dass König David, der für G'tt mehrere Lieder der Dankbarkeit sang, nicht zum Maschiach wurde - wieso sollte es dann König Chiskijahu werden, der kein Lied gesungen hat, obwohl er ein sehr großes Wunder selbst erlebte, als Sancheriw Jeruschalajim belagerte. Chiskijahu hatte keine Arme zur Verfügung und eines Morgens bemerkten die belagerten Bewohner der Stadt, dass sämliche Besatzer getötet worden waren und die Stadt damit gerettet war. Nach diesem Ereignis hätte Chiskijahu wie David singen sollen.
Der Imre Emet, der Gerer Rebbe, erklärt, weshalb Chiskijahu nicht aufgefordert werden konnte zu singen, um ihn dann zum Maschiach zu machen: Ein Gesang aus Dankbarkeit muss aus innerem Bedürfnis heraus aus einem herausplatzen. Nach einer Aufforderung hätte Chiskijahu nie so singen können, wie aus der Emotion heraus gleich nach dem Aufstehen, als er das Wunder bemerkte. Genauso verhielt es sich auch mit den Engeln: Die Juden sangen einfach, als sie das Wunder bemerkten, weil es so aus ihnen herauskam. Die Engel fragten nach. Wenn man schon fragen muss, dann hat der Gesang nicht mehr die gleiche Wirkung, weshalb für G'tt wichtiger war, dass seine Geschöpfe untergingen, worüber man nicht singen darf.
Eine der Strophen des "Dajenu" beim Seder besagt, dass es auch gut gewesen wäre, wenn wir zwar die Tora erhalten hätten, aber nicht nach Israel gebracht worden wären. Einige Kommentatoren beschäftigen sich mit der Frage, wie man soetwas sagen kann. Neben der wichtigen Bedeutung für uns würden wir auch die Mizwot verlieren, die nur in Israel eingehalten werden können.
Der Chatam Sofer und einige andere Kommentatoren erklären, dass im Dajenu gar nicht gesagt werden soll, dass eine der Stufen ausreichend gewesen wäre. Es soll vielmehr nur der unermessliche Dank ausgedrückt werden, den wir G'tt schulden.
Eine andere Erklärung besagt, dass wir auf jeden Fall ins Land gekommen wären und sogar die entsprechenden Mizwot bekommen hätten. Das Land hätte aber nicht nur uns gehört. Wir danken für die besondere Wohltat, dass wir das Land nur für uns bekommen haben.
In der Gemara wundert sich Rabbi Jochanan, weshalb Leute in Bawel, also außerhalb Israels, alt werden. Es gibt nämlich einen Pasuk, der vom langen Leben speziell im Land Israel spricht und Rabbi Jochanan verstand daher nicht, weshalb auch Leute außerhalb so lange leben. Er erhält die Antwort, dass die Leute in Bawel früh ins Beit Knesset kommen. Der Maharscha erklärt, dass jedes Beit Knesset in gewissem Sinn als "Erez Israel" definiert wird. Da Leute in Bawel früh im Beit Knesset waren, wurden es ihnen ebenso angerechnet, dass sie in Israel waren und erreichten so ein langes Leben.
In diesem Sinn lässt sich unsere Strophe auch erklären: Hätten wir die Tora bekommen, und damit Lehrhäuser, die gewissermaßen wie Israel sind, und nicht das echte Land Israel, wäre es auch bereits eine Errungenschaft. Doch natürlich wollen wir auch das echte Land Israel, und deshalb beginnt und endet die Haggadah auch mit unserem Wunsch, den Seder nächstes Jahr in Israel zu haben.
Nach der Meerspaltung sang das Volk das Lied am Schilfmeer. Die Tora erwähnt dabei, dass das Volk die große Hand sah, mit der G'tt die Dinge in Ägypten tat. Doch weshalb Ägypten? War nicht das Wunder der Meerspaltung zu diesem Zeitpunkt viel präsenter?
In der Hagada wird die Stelle, die sich mit Lawan beschäftigt mit "Geh heraus und lerne" eingeleitet. Doch was ist mit dem Befehl, herauszugehen gemeint? In einer Situation sieht man oft nur die Details. Wir sollen aus der Situation hinaustreten, und uns das ganze Bild ansehen: Hätte Lawan nicht die Rachel mit Leah vertauscht, hätte Jaakov Rachel zuerst geheiratet und Josef wäre der Erstgeborene gewesen. Dann hätte es aber keinen Grund für Neid seiner Brüder gegeben, da dem Erstgeborenen nach der Tora mehr zusteht als seinen Brüdern. Dann hätte es den Verkauf und die folgende Versklavung nicht gegeben.
Ein Soldat im Kampf bekommt seine unmittelbare Umgebung mit, aber erst im Nachhinein kann er das große Bild erkennen und verstehen, weshal die Dinge so geschehen sind, wie es sich ereignet hat. So verhielt es sich auch mit dem Volk in Ägypten. Erst nach der Meerspaltung, als die Ägypter im Meer versanken, sah das Volk das größere Ganze, erkannte die gesamte Handlung und die vielen Wunder, die G'tt in Ägypten gemacht hat.
Unsere Aufgabe ist es, auch zu versuchen, das größere ganze zu sehen. Wir befinden uns inmitten einer Pandemie, die viel Leid bringt. Doch es gibt auch ein größeres Ganzes: Die Welt wird ruhiger und sauber, auch physisch, da viel weniger gefahren und geflogen wird. Eine der ersten Gebote an Adam war es, auf die Welt zu achten, in die er gesetzt wurde. Aber auch der Kontakt in der Familie wird enger, da die Leute mehr Zeit mit ihren Familien verbringen als bisher, und weniger an Orte gehen, zu denen sie nicht gehen sollen. Der Abstand, den wir halten müssen, führt auch dazu, dass man Menschen und Orte vermisst und sie daher wieder mehr zu schätzen weiß. Freunde die man nicht sieht, die Tfilot und andere Veranstaltungen, zu denen man nicht gehen kann und es jetzt mehr möchte als je zuvor.
Da sprach er zu Abram: Wissen, wissen sollst du, dass deine Nachkommenschaft Fremde sein werden in ihnen nicht gehörendem Lande, sie werden ihnen dienen und sie werden sie peinigen, vierhundert Jahre.
Aber auch das Volk, dem sie dienten, richte Ich, und nachher werden sie hinausziehen mit großer Habe.
Awraham wurden beim sogenannten "Brit bejn Habetarim" eine Prophezeiung gemacht und ein Versprechen gegeben. Die Prophezeiung, dass seine Nachkommen einem fremden Volk dienen werden, und das Versprechen, dass sie das Land mit großem Vermögen verlassen werden.
Das Volk verließ Ägypten in Hast. Der "Ari Hakadosch" erklärt, dass sich das Volk damals bereits auf der 49. Stufe der Unreinheit befand; wäre es auf die unterste, 50. Stufe herabgesunken, wäre ein Aufstieg nicht mehr möglich gewesen. Dies ging soweit, dass die Engel nicht verstanden, weshalb G'tt das Volk aus Ägypten holte - immerhin waren diese und jene Götzendiener, die Ägpter wie die Juden. Aus diesem Grund musste es mit Hast das Land verlassen. Doch dieser Midrasch steht scheinbar im Widerspruch zu einem anderen bekannten Midrasch: Das Volk verdiente die Verlösung, weil es sich in Ägypten durch drei Dinge auszeichnete: Die eigenen Namen, die eigene Sprache und die eigene Kleidung. Die Juden in Ägypten waren von der restlichen Bevölkerung klar zu unterscheiden, da sie anders aussahen, anders hießen und anders sprachen, als die restliche Bevölkerung.
Der Ba'al Degel Machane Efrajim erklärt, dass hier kein Widerspruch besteht: Wenn das Volk auch Götzen diente, so achtete es dennoch strikt auf die Absonderung von der Umwelt. Bereits als die Brüder Josef begegneten, saßen bei der gemeinsamen Mahlzeit Josef, seine Brüder und sein Gefolge auf drei verschiedenen Tische, da Ägypter und Juden nicht gemeinsam aßen.
Doch woher kam dieser Hass der Ägpter auf die Juden, der es sehr erleichterte, oder gar erst möglich machte, dass das Volk so abgeschieden überleben und in diesem Verdienst die Erlösung erleben konnte?
Raw Charlap erklärt, dass im eingangs erwähnten Pasuk eigentlich zwei Versprechen zu finden sind: Das erste Versprechen ist, dass das Volk im fremden Land als Fremde leben wird, und gerade nicht als Einwohner. Dies, damit keine zu freundlichen Gefühle entstehen, und das Volk sich in Sprache, Kleidung und Namen auszeichnen wird. In der Folge trat dann das zweite Versprechen ein: Das Volk zog mit großen Besitztümern aus. Als dann am Ende der Zeit in Ägypten Sympathien gegenüber den Juden entstanden und die Ägypter ihnen ihren Besitz borgten, war es sofort an der Zeit, das Land zu verlassen. Auch das ist ein Grund, weshalb Äygpten in Hast verlassen werden musste. Aus diesem Grund wünschen wir uns am Anfang und am Ende des Seders auch, dass er nächstes Jahr in Israel stattfinden wird. Überall anders sind wir Fremde, nur in Israel sind wir wirklich zuhause.
Der siebte Pessach ist der Tag, an dem nach dem Auszug aus Ägypten die Meerspaltung stattfand. In der Tora steht zuerst, dass das Volk "im Meer, im Trockenen", und später, dass es "im Trockenen, im Meer" ging. Anschließend steht jeweils, dass das Wasser wie eine Mauer rechts und links stand, wobei beim zweiten Mal das Wort Mauer ("Choma") ohne den Buchstaben "Waw" geschrieben steht.
Die Gemara erklärt, dass zunächst niemand ins Wasser gehen wollte, denn dieses würde sich nach G'ttes Ankündigung erst spalten, wenn das Volk begann, es zu durchqueren. Erst als der Fürst des Stammes Jehuda, Nachschon ben Aminadaw, und nach ihm sein Stamm, das Meer betraten, spaltete es sich, und der Rest des Volkes folgte. Dementsprechend gilt die erste Formulierung für Nachschon, der zuerst im Meer war, und dann erst im Trockenen, während das Volk geich ins trockene Meer schritt. Das Wort "Choma" ohne "Waw", wie bei der zweiten Erwähnung, kann auch als "Chema", Zorn gelesen werden, denn G'tt zürnte denen, die nicht stark genug an ihn glaubten und daher nicht wagten, dass Meer zu betreten, bevor es gespalten war.
Die unterschiedliche Herangehensweise des weisen und des bösen Sohns in der Haggada kann man auf die gleiche Weise erklären: Während der Weise die Mizwot einhält (er erwähnt zuerst die Gesetze und Verordnungen) um dann nach deren Grund zu fragen, stellt der Böse zuerst einmal die Frage, was das alles soll und behält sich vor, die Gebote allenfalls einzuhalten, wenn sie für ihn Sinn ergeben.
Auch im Hallel, das wir zum Sederabend und ganze Pessach gesagt haben, wird der Auszug der Kinder Israels aus Ägypten erwähnt, bevor allerdings die Meerspaltung erzählt wird, wird die Heiligung des Stamms Jehudas, der durch seine Tat den Namen G'ttes heiligte, erwähnt.
In der Haggada werden verschiedene Psukim der Tora zum Auszug aus Ägypten analysiert. Einer dieser Psukim beginnt mit den Worten "Und die Ägypter machten uns schlecht." Eigentlich wäre hier viel naheliegender zu erwarten: "Und die Ägypter machten uns schlechtes."
Nach einer Erklärung wendete der Pharao eine Taktik an, die später auch die Nazis benutzten. Obwohl dies zunächst bei weitem nicht alle Nichtjuden dachten, gelang es diesen, "die Juden" in den Augen der Bevölkerung als etwas schlechtes und minderwertiges darzustellen. Nachdem die Juden das Symbol für alles schlechte war, konnte die Vernichtung viel leichter durchgeführt werden und hatte einen wesentlich größeren Rückhalt in der Bevölkerung. Das selbe tat Pharao: Schon ganz zu Beginn behauptete er, wie auch die Haggada anmerkt, dass die Juden in Ägypten sich im Falle eines Krieges auf die Seite des Feindes stellen könnten. In diesem Sinne machten "uns die Ägypter schlecht (in den Augen der Bevölkerung)." Damit wurde Hass auf die Juden geschürt, der es erleichterte, die jahrhundertelange Sklavenhaltung aufrechtzuerhalten.
Auch ein anderes Verhalten hatte der Pharao mit den Nazis gemeinsam: Die Juden wurden so oft grausamen Erlebnissen wie der Tötung oder dem Schlagen ihrer Brüder ausgesetzt, dass sie abstumpften und ihr Herz zu Stein wurde. Sie hatten dann kein Mitgefühl mehr für ihre Mitmenschen - auch so machten die Nazis, aber auch der Pharao, "uns schlecht." Daher sagt der Navi auch, dass G'tt den Juden nach dem Auszug aus Ägypten ein neues Herz gab, statt dem steinernen Herzen eines aus Fleisch und Blut, das wieder Gefühle für sein Umfeld entwickeln konnte, denn die Erlösung war nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische.
Ein Teil des Seder ist das "große Hallel". Darin kommen 26 Sätze vor, die mit "ki leolam chasdo" enden. Einer davon lautet: "Der sich unser an unserem Tiefpunkt erinnert." Im Original steht "sachar lanu." Es müsste aber eigentlich "sachar otanu" heißen.
Als Ja'akov nach langen Jahren bei seinem Schwiegervater Lawan nach Israel zurückkehrte und einer Begegnung mit seinem ihm feindlich gesinnten Bruder ins Auge sehen musste, ordnete er sein Lager so an, dass zuvorderst die Mägde seiner Frauen und ihre Söhne, dann Leah und ihre Kinder und schließlich Rachel und ihr Sohn Josef standen. Selbstverständlich sollten die Mädge und ihre Söhne hier nicht als "Kanonenfutter" dienen. Sie hatten den niedrigsten Status in der Familie Ja'akovs und wurden deshalb immer wieder schlechter behandelt. Wenn jemand beleidigt wird und schweigt, hat er einen großen Verdienst, der ihn beschützt. Obwohl es normalerweise überhaupt nichts bringt, auf Beleidigungen und Beschämungen zu reagieren, haben wir einen starken drang, es zu tun. Der Verdienst, wenn man es nicht tut, ist dafür umso größer. Aus diesem Grund hatten die Söhne der Mägde, denen dies oft passierte, viel größere Verdienste als die von Leah oder gar als Josef, der Sohn von Ja'akov Lieblingsfrau Rachel. Diese Verdienste, so überlegte Ja'akov, würden sie am ehesten vor der Bedrohung Esaws schützen, weshalb er sie an erster Stelle positionierte.
Dies trifft auch auf das jüdische Volk zu. In diesem Zusammenhang ist die ungewöhnliche Formulierung auf Hebräisch so zu verstehen, dass G'tt an unseren Verdienst erinnert, der daher rührt, dass wir in der Geschichte immer wieder unterdrückt und gedemütigt wurden.
Im zweiten Absatz vom "Hallel", das jeden Tag zu Pessach gesagt wird, werden das Meer zur Zeit der Meerspaltung nach dem Auszug aus Ägypten, sowie der Jordan zur Zeit der Spaltung bei der Einwanderung des Volkes nach Israel thematisiert. König David fragt: "Was ist dir, Meer, dass du fliehst, Jarden, dass du zurückweichst?" Die Antwort wird im übernächsten Vers gegeben: "Vor dem Herrn erbebe", das bezieht sich auf das Meer, "vor dem G'tt Ja'akovs", das bezieht sich auf den Jordan. Doch weshalb wird beim Jordan Ja'akov und kein anderer Stammvater erwähnt, und weshalb nur beim Jordan und nicht auch beim Meer?Im zweiten Absatz vom "Hallel", das jeden Tag zu Pessach gesagt wird, werden das Meer zur Zeit der Meerspaltung nach dem Auszug aus Ägypten, sowie der Jordan zur Zeit der Spaltung bei der Einwanderung des Volkes nach Israel thematisiert. König David fragt: "Was ist dir, Meer, dass du fliehst, Jarden, dass du zurückweichst?" Die Antwort wird im übernächsten Vers gegeben: "Vor dem Herrn erbebe", das bezieht sich auf das Meer, "vor dem G'tt Ja'akovs", das bezieht sich auf den Jordan. Doch weshalb wird beim Jordan Ja'akov und kein anderer Stammvater erwähnt, und weshalb nur beim Jordan und nicht auch beim Meer?Ja'akov hatte bereits einmal den Jarden gespalten, als er auf der Flucht vor seinem Bruder Esaw unterwegs zu Lawan war. Es war diese Kraft, die sich aus dem Beispiel des Vorvaters ergab, in deren Verdienst das Volk hunderte Jahre später die Spaltung des Jordan erlebte, weshalb dieser hier erwähnt wird. In diesem Verdienst konnte das Volk nach Israel, dort zwei Tempel aufbauen und wird - so G'tt will - bald auch den dritten Tempel aufbauen.
In der Haggada wird die Geschichte von fünf Gelehrten erzählt, die die ganze Nacht mit der Erzählung vom Auszug aus Ägypten beschäftigt waren, bis ihre Schüler sie in der Früh zum Morgengebet riefen. In der Haggada wird die Geschichte von fünf Gelehrten erzählt, die die ganze Nacht mit der Erzählung vom Auszug aus Ägypten beschäftigt waren, bis ihre Schüler sie in der Früh zum Morgengebet riefen. Naheliegenderweise ist diese Episode eine Illustration der zuvor beschriebenen Anordnung, dass jeder, sogar Gelehrte, vom Auszug erzählen sollen und dass jeder gelobt wird, der diese Erzählungen vermehrt.Eine andere Erklärung bezieht sich auf die Anweisung, die Erzählung beim Seder mit Schande zu beginnen und mit Lobpreisung zu beenden. Doch worauf soll der Fokus liegen - Schande oder Lobpreisung?Shoa-Überlende leben manchmal im Kopf noch im Lager und beschäftigen sich sehr viel mit ihrer Tragödie und den Ereignissen. Andererseits gibt es Leute, die ihren Fokus auf die Gegenwart und die Zukunft legen und was sie seither schon erreicht haben.Wenn man sich den Wortlaut in der Haggada genau anschaut, erkennt man, dass nicht über die Zeit in Ägypten erzählt werden soll, sondern ganz ausdrücklich über den Auszug. Wir erkennen also, dass der Fokus auf den positiven Ereignissen des Auszugs liegen soll, und nicht auf den negativen der Zeit in Ägypten. Deshalb passt auch dazu, was wir am Ende des Seders sagen: Nächstes Jahr in Jerusalem!
Gegen Ende der Haggada steht das Lied "Echad mi jodea." Dabei handelt es sich um 13 Strophen der Preisung des jüdischen Volkes. Wir haben den einen G'tt, wir haben die Zehn Gebote, die Stammeltern sind unsere Vorfahren, die Tora ist unsere, etc. Doch die neun Monate der Schwangerschaft betreffen nicht nur uns - wie passen sie dann in das Thema dieses Liedes?Gegen Ende der Haggada steht das Lied "Echad mi jodea." Dabei handelt es sich um 13 Strophen der Preisung des jüdischen Volkes. Wir haben den einen G'tt, wir haben die Zehn Gebote, die Stammeltern sind unsere Vorfahren, die Tora ist unsere, etc. Doch die neun Monate der Schwangerschaft betreffen nicht nur uns - wie passen sie dann in das Thema dieses Liedes?Die größte Preisung des Volkes ist die Tora, und diese lernt jedes jüdische Kind während der Schwangerschaft von einem Engel. Deshalb sagen wir zum Beispiel auch in der Schmona Esra "Führe uns zur Tora zurück", denn wir alle haben sie bereits einmal gelernt. Und deshalb sind die neun Monate der Schwangerschaft auch etwas, das unser Volk ganz besonders preist und ein passender Teil zum Sederabschluss.
In der Haggada von Pessach, bei Dajenu, steht: "Wenn G'tt uns zum Berg Sinai gebracht, uns aber die Tora nicht gegeben hätte, wäre es genug für uns gewesen!"
Diese Zeile ist schwer zu verstehen: Was bringt es dem jüdischen Volk, am Berg Sinai zu stehen, wenn es die Tora nicht bekommt? Wieso bedanken wir uns bei Haschem dafür, dass er uns zum Berg geführt hat?
Raw Kook erklärt es folgendermaßen: Wenn G'tt uns zum Berg Sinai gebracht hätte, wo wir wie ein einziger Mensch, alle zusammen, vor G'tt gestanden sind, uns aber die Tora nicht gegeben hätte, wäre es uns genug gewesen!
Er bezieht sich dabei auf Raschi, der erklärt, dass das jüdische Volk am Berg Sinai wie ein Mensch mit einem Herzen vor G'tt stand, denn normalerweise spricht die Tora über das jüdische Volk im Plural, sie sagt zum Beispiel: "sie zogen, sie ruhten". An dieser Stelle steht aber "es [das jüdische Volk] ruhte" im Singular.
Eine andere Erklärung basiert auf einer Stelle in der Gemara, in der erklärt wird, dass jemand ohne Schamgefühl keine Vorfahren hat, die bei der Toragabe am Berg Sinai standen. Der Berg Sinai war der niedrigste Berg in seiner Umgebung und stand auch durch sonst nichts hervor. Dass gerade dieser Berg für die Toragabe erwählt wurde, sollte dem Volk bereits im Vorfeld vermitteln, dass die Tora nur bei jemandem verweilen kann, der gute Charaktereigenschaften hat.
In diesem Sinne sagen wir: "Wenn G'tt uns zum Berg Sinai gebracht und damit dieser wertvolle Lektion gelehrt, uns aber die Tora nicht gegeben hätte, wäre es genug für uns gewesen!"
Umso mehr sind wir für die vielen Dinge dankbar, die G'tt uns noch darüber hinaus gegeben hat.
Beim Sederabend liegen drei Mazzot am Tisch, für die es verschiedene Symboliken gibt. So stehen sie für Kohen, Levi, Israel, oder auch für Awraham, Jizchak und Ja'akov. Doch im Prinzip dienen sie drei verschiedenen Mizwot. Die erste Mazza dient der Mizwa des Mazza-Essens und des Essens von Brot am Feiertag, die zweite wird geteilt und dient als Brot der Armut und für den Afikoman und die dritte wird für Korech verwendet, das Essen gemeinsame Essen von Mazza und Maror.
Der Ari (Jizchak ben Schlomo Aschkenasi Luria) erklärt, dass aus kabbalistischen Gründen jede Mazza in einem eigenen Fach liegen soll. Die Halacha verlangt jedoch, dass sich die Mazzot wie auch die Challot jeden Schabbat berühren müssen. Die Achronim schlagen als Auflösung dieses Widerspruchs vor, die Mazzot zwar in getrennte Fächer zu legen, sie jedoch etwas herausstehen zu lassen, damit sie sich berühren können.
Die Gemara interpretiert einen Pasuk eines Propheten dahingehend, dass die Tora immer zu einer Familie zurückkehren wird, in der drei Generationen sich hintereinander mit ihr beschäftigt haben. Tosfot erklären aber, dass es dafür eine Bedingung gibt: Die drei Generationen müssen einander erleben. Das bedeutet also, dass ein Vater seinen Sohn und seinen Enkel erleben muss und sie sich alle mit der Tora beschäftigen müssen. In diesem Fall wird die Tora immer wieder zu dieser Familie zurückkehren.
Die Gebräuche am Sederabend haben alle ihre Symbolik, und die Symbolik der drei Mazzot, die sich berühren müssen ist genau diese Prophezeiung, wonach drei Generationen einander erleben und die Tora lernen müssen.
Und also sollt ihr es essen: eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an den Füßen, und euren Stab in der Hand.
In der Beschreibung des ersten Seders, den das Volk noch in Ägypten feierte, betont die Tora, dass er "marschbereit" gefeiert werden sollte, denn unmittelbar im Anschluss erfolgte der Auszug aus Ägypten.
Doch die Formulierung "Schuhe an den Füßen" ist ungewöhnlich. Die Füße befinden sich schließlich in den Schuhen. Im Zusammenhang des Pasuks kann man das so verstehen, dass damit betont werden soll, dass die Schuhe nicht von den Füßen entfernt, das heißt ausgezogen werden sollen, um den sofortigen Aufbruch nicht zu verzögern.
Als Mosche das erste Mal mit G'tt spricht, weist ihn dieser an, seine Schuhe auszuziehen, da er sich auf heiligem Grund befindet. Und auch später dienten die Kohanim im Tempel barfuß, da es sich um heiligen Boden handelte. Da sich in der besagten Nacht die g'ttliche Gegenwart im Land aufhielt, um die ägyptischen Erstgeborenen zu töten und an den jüdischen Häusern vorüberzugehen, hätte man annehmen können, dass die Schuhe ausgezogen werden sollen. Doch die Tora betont hier, dass dies trotzdem nicht der Fall ist, es sollen "eure Schuhe an den Füßen" bleiben.
Bis heute hat der Seder auch in unseren Häusern einen doppelten Charakter - einerseits die Freude des Feiertags, andererseits aber auch die Ehrfurcht vor der g'ttlichen Gegenwart, die sich in dieser Nacht in unseren Häusern befindet.
Am siebten Tag nach dem Auszug aus Ägypten (heute der siebte Tag Pessach) war die Meerspaltung. Bevor das Meer schlussendlich gespalten wurde, war das Volk in einer scheinbar aussichtslosen Situation, mit dem ägyptischen Heer im Rücken und im Angesichte des Meeres, das nicht überquert werden konnte. Der Midrasch berichtet, dass es im Volk vier Gruppen gab. Eine wollte die Ägypter bekämpfen, eine andere nach Ägypten zurückkehren, eine weitere in den sicheren Tod im Meer fliehen, während die vierte Gruppe zu G'tt um Rettung beten wollte.
Die Sätze in Paraschat Beschalach, die wir auch am siebten Tag Pessach lesen werden, enthalten die Antworten Mosches an alle vier Gruppen, "G'tt wir für euch kämpfen" an die erste Gruppe, "Kehrt nicht zurück" an die zweite, und so weiter.
Doch es scheint auch, dass Parallelen zwischen diesen vier Gruppen und den vier Söhnen, die beim Seder erwähnt wurden, bestehen. Die Gruppe, die beten wollte, entspricht dem weisen Sohn, der versteht, dass nur G'tt ihn retten kann. Diejenige, die in den sicheren Tod im Meer gehen wollte, entspricht dem bösen Sohn, der den Selbstmord für eine legitime Option hält. Der einfältige Sohn würde einen aussichtslosen Kampf mit der gewaltigen ägyptischen Streitkraft wagen, während der vierte Sohn passiv bleibt, wie auch die letzte Gruppe passiv bleiben und in die Gefangenschaft zurückkehren wollte.
Wir sehen also, dass die vier Söhne nicht nur für fundamentale Glaubensfragen und philosophische Tischgespräche stehen, sondern auch etwas über die Lebensführung und Sichtweise der vier verschiedenen Charaktere aussagen. So erklären manche auch den Text aus der Haggada bezüglich der Söhne "Chacham ma hu, omer" (wörtlich: "Was sagt der Weise") sinngemäß mit "Willst du erkennen, was der Weise ist, höre auf sein Sprechen", denn an den Worten und Taten eines Menschen erkennt man, welcher der Gruppen er angehört und welchem der Charaktere er entspricht.
Beim Seder verwenden wir drei Mazzot, wobei die mittlere zu Beginn des Seder in zwei Teile geteilt wird. Es gibt einige Dreierkostellationen, mit denen die Mazzot verglichen werden, zum Beispiel Kohen-Levi-Israel oder Awraham-Jizchak-Ja'akov. Welche Bedeutung hat es im Vergleich mit den Vorvätern, dass ausgerechnet die mittlere Mazza, die für Jizchak steht, geteilt wird?
In der Gemara wird berichtet, dass G'tt sich an alle drei Vorväter wendete, nachdem das Volk gesündigt hatte. Während Awraham und Ja'akov dem Vorwurf nichts entgegenzusetzen hatten und keinen Weg sahen, einer Bestrafung zu entgehen, verhandelte Jizchak mit G'tt und machte ihm klar, dass von den 50 Jahren, die zwischen Volljährigkeit und der durchschnittlichen Lebenserwartung liegen ein Großteil mit Schlafen, Essen und Arbeiten verbracht wird, sodass überhaupt nur ein kleiner Zeitraum zum Sünden übrig bleibt. Und von diesen Sünden, die blieben, war Jizchak bereit, die Hälfte auf sich zu nehmen.
Beim Sederabend wollen wir diese Bereitschaft Jizchaks in Erinnerung rufen und legen einen Teil der Mazza zur Seite, sowie er bereit ist, einen Teil der Sünden auf sich zu nehmen.
Beim Seder wird zu Beginn die mittlere der drei Mazzot in zwei Teile geteilt, deren größerer für den Afikoman zur Seite gelegt wird, während der kleinere nach dem Händewaschen gegessen wird.
Die Gemara erklärt, dass die Mazza ein Lechem Oni, das Brot eines Armen ist, und ein Armer isst Brotstücke und keine ganzen Laibe. Doch weshalb wird ausgerechnet die mittlere Mazza als Lechem Oni benutzt und nicht eine der anderen?
Die obere und die untere Mazza werden für Lechem Mischne, das doppelte Brot wie an jedem Schabbat und Feiertag gebraucht. Zwischen die beiden wird daher das Lechem Oni gelegt. Doch das beantwortet die Frage nicht unbedingt: Es könnten zum Beispiel auch die oberen Mazzot als Lechem Mischne dienen und die untere als Lechem Oni.
Die obere Mazza steht für die Kohanim, die mittlere für die Lewi'im und die untere für das restliche Volk. Bei der Sünde des Goldenen Kalbes waren es einzig die Lewi'im, die geschlossen gegen die Sünder auftreten und, letztlich erfolglos, versuchten, die Sünde aufzuhalten. Als Symbol dafür wird die mittlere Mazza, die für die Lewi'i steht, von anderen abgetrennt und zur Seite gelegt, sowie sich auch die Lewi'im vom restlichen Volk abtrennten.
Sieben Tage nach dem Auszug aus Ägypten spaltete G'tt das Meer, damit das Volk den auflauernden Ägyptern entkommen konnte. In der Folge ertranken die Verfolger im Meer, das sich nach dem Durchzug der Juden wieder vereinigt hatte. Das Volk drückte seine Freude durch ein besonderes Lied aus, das Lied am Meer.
Doch eigentlich ist es ein halachisches Problem, sich über den Tod seines Feindes zu freuen. So berichtet auch der Midrasch, dass die Engel ebenfalls singen wollten, was G'tt ihnen untersagte: "Meine Geschöpfe gehen unter und ihr wollt singen?"
Dies kann mit einem Vater verglichen werden, der seinen Sohn bestrafen muss. Auch wenn er seinen Sohn bestraft, freut er sich nicht darüber. Genauso musste G'tt die Ägypter zerstören, weil sie sehr viele Sünden begangen hatten, aber er freute sich nicht darüber.
Andererseits wissen wir, dass König Chiskijahu vorgeworfen wird, dass er nach dem wundersamen Sieg über 180 000 feindliche Soldaten nicht gesungen hat. Es geht sogar soweit, dass die Erlösung gekommen wäre, wenn das Volk zu Chiskijahus Zeiten zu G'tt gesungen hätte. Wie lässt sich dieser scheinbare Widerspruch auflösen?
Eine Erklärung besagt, dass jemand, der von dem Ereignis direkt betroffen ist, auch singen darf, wenn bei dem Ereignis jemand umgekommen ist. Deshalb durften die Juden singen, die Engel aber nicht. Nach einer anderen Erklärung haben die Juden gesungen, um sich für das Wunder zu bedanken, dass sie gerettet wurden, und nicht, weil sie sich über den Tod der Ägypter freuten.
Der Ktaw Sofer betont zwar, dass es kein jüdisches Verhalten ist, sich über den Tod des Feindes zu freuen, weshalb wir auch nicht um tote Feinde tanzen. Man darf aber in so einem Fall singen, wenn einen das näher zu G'tt bringt, also einen Zweck erfüllt. Bei den Engeln hatte das Singen keine positive Auswirkung. Bei den Juden allerdings schon, wie auch direkt nach dem Lied in der Tora steht: "Und sie glaubten an G'tt und an seinen Knecht Mosche."
Im Lied kommt auch die Zeile vor: "Das ist mein G'tt, ihn werde ich rühmen." Das ist die Basis für das Gebot von "Hidur Mizwa", also dass man Mizwot so schön wie möglich ausüben soll: Man soll einen schönen Etrog kaufen, die Sukka schmücken, schöne Tfilin haben, etc. Doch wie kam das Volk zu solch einer Begeisterung und Freude, die es dazu brachte, sich vorzunehmen, die Mizwot, die sie größtenteils noch gar nicht kannten, besonders schön auszuführen? Eben durch das Singen des Liedes, das sie näher zu G'tt brachte und das genau aus diesem Grund auch, trotz des Todes der Ägypter, erlaubt war.
Am Anfang der Haggada wird erwähnt, dass es sogar für weise, verständige Leute, die die Tora kennen, eine Pflicht ist, vom Auszug aus Ägypten zu erzählen. Doch weshalb sollten diese weisen, verständigen Torakenner überhaupt vom Erzählen des Auszugs befreit sein, so dass die Haggada betonen muss, dass auch sie verpflichtet sind? Es wird schließlich auch nicht betont, dass weise, verständige Leute Tfilin legen müssen - denn es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass sie befreit sein sollten.
Der Maharal Zunz erklärt, dass der Zweck des Auszugs aus Ägypten war, dass das Volk die Tora erhält. Man könnte daher annehmen, dass diese weisen, verständigen Leute, die dazu prädestiniert sind, Tora zu lernen, sich zu Pessach mit dem Toralernen beschäftigen sollten. Die Haggada klärt dann aber auf, dass das Erzählen vom Auszug noch wichtiger ist als das Lernen der Tora.
Die Frage des intelligenten Sohnes am Sederabend wird unter anderem mit der Erwähnung der Halacha beantwortet, dass man nach dem Genuss des Pessach-Opfers nichts mehr essen darf. Obwohl das sicherlich eine wichtige Halacha ist, stellt sich die Frage, weshalb ausgerechnet diese ausgewählt wurde, um sie dem intelligenten Sohn zu erklären.
Wenn man eine Mizwa ausübt, ist nicht nur die konkrete Tat wichtig, die man getan hat, sondern auch, wie sie auf einen wirkt. Ist man durch einen Schiur beeinflusst oder redet und verhält man sich nachher genauso wie vorher? Verpflichten einen die Tefilin, die man in der Früh trägt und die Zizzit, die man den ganzen Tag am Körper hat, oder können sie einen nicht davon abhalten, G'tt behüte unkoscher zu essen? Deshalb wird dem Chacham erklärt, dass man nach dem Sederabend, nachdem man vom Pessach-Opfer gegessen hat, nichts mehr zu sich nehmen darf, damit der Geschmack des Opfers einem im Mund bleibt, damit man etwas von dieser Mizwa in den nächsten Tag nimmt, genauso wie man von jeder Mizwa etwas mitnehmen soll, zum nächsten Tag und im Idealfall noch weiter.
Die erste Mizwa, die das Volk am Berg Sinai erhalten hat, war das Verbot, den Berg während der Toragabe zu betreten oder zu berühren. Damit sollte noch vor den zehn Geboten klar gemacht werden, dass die Tora zwar vieles erlaubt, aber nicht zu jeder Zeit und unter allen Umständen. Man darf einen Kaffee mit Milch trinken; aber nicht nachdem man Fleisch genossen hat. Man darf telefonieren; aber nicht am Schabbat, etc. Wenn man diese Grundprämisse akzeptiert, kann man die Details lernen. So war es am Berg Sinai, als das Volk zuerst verinnerlichen musste, dass es Grenzen gibt, und der Berg zwar vor und nach, aber nicht während der Toragabe betreten werden durfte. Und so ist es nach einer anderen Erklärung auch beim intelligenten Sohn, der das ganze Konzept von Pessach und des Judentums lernen will, dem man aber zuerst vermitteln muss, dass es Grenzen gibt: Ja, man darf essen und trinken, aber nach dem Pessach-Opfer ist es streng verboten.
Der böse Sohn wird in einem ungewöhnlich aggressiven Ton abgefertigt. Doch es scheint als wäre es vernünftiger, auf seine Zweifel einzugehen und ihn in einem ruhigen Gespräch zu überzeugen. In der Art, wie die Haggada die Antwort vorgibt, besteht wohl wenig Chance, dass der böse Söhn sich die Zurechtweisung zu Herzen nehmen wird.
Doch die Antwort richtet sich nicht in erster Linie an den bösen Sohn. Dieser ist seine Frage, die mehr ein Statement war, losgeworden und befindet sich vielleicht gar nicht mehr am Tisch. Doch bei den übrigen Tischgenossen bleibt etwas hängen, es können Zweifel entstehen, die an einem nagen. Deshalb muss man hier klar Stellung beziehen, damit man etwas aktives gegen die ketzerischen Gedanken tut.
Aus dem gleichen Grund fastet man, wenn ein Sefer Tora auf den Boden fällt: Damit wird verhindert, dass man sich an so etwas gewöhnt und die Tora an Ansehen verliert, was passieren könnte, wenn man bemerkt, dass es keine Konsequenzen hat, wenn sie auf den Boden fällt.
Als Raw Chaim Kanievsky mit seinem Vater am Schabbat spazieren war, rief er jedes Mal, wenn ein Auto an ihnen vorbei fuhr, "Schabbes" aus. So laut, dass sein Sohn es hören konnte, aber nicht so laut, dass der Autofahrer davon hätte Kenntnis nehmen können. Raw Chaim Kanievsky fragte seinen Vater, worin der Sinn davon besteht, wenn der Autofahrer es nicht mitbekommt. Der Vater entgegnete ihm, dass er nicht für den Fahrer rufe, sondern einerseits für seinen Sohn, um ihm sein Missfallen über den Chillul Schabbat auszudrücken, und andererseits für sich selbst, denn er will sich nicht daran gewöhnen, dass Juden nicht Schabbat halten. Deshalb drückt er jedes einzelne Mal seine Entrüstung aus, damit er sich nicht an so etwas gewöhnen muss.
Aus diesem Grund empört man sich auch sehr, wenn von bösen Sohn die Rede ist. Nicht, um ihn zu überzeugen, sondern um seiner Empörung Ausdruck zu verleihen, und um auch gegenüber den Tischgenossen den eigenen Widerstand gegen die Meinung des bösen Sohns auszudrücken.
Am Schabbat Chol Hamo'ed Pessach wird die Megilla Schir Haschirim (das Hohelied) gelesen. Darin kommt folgender Satz vor: "Wie schön sind deine Schritte in Schuhen, Tochter des Nadiw." Die Gemara erklärt, dass mit Nadiw Awraham Awinu gemeint ist und mit der Tochter des Nadiw das jüdische Volk. Der Satz schwärmt davon, wie das jüdische Volk zu Pessach nach Jeruschalajim pilgert um das Pessach-Opfer zu bringen. Doch warum betont die Megilla die Schuhe? Es wird ja auch kein anderes Kleidungsstück erwähnt.
Schuhe geben dem Träger halt, und sie begrenzen auch die Position für die Füße und geben ihnen einen Rahmen. Manchmal will man eine Mizwa anders machen um sie zu verschönern. Man könnte zum Beispiel zu Pessach in der Sukka sitzen, oder auch zu Chanukka Mazzot essen. Doch es ist wichtig zu wissen, dass wir die Mizwot so ausführen müssen, wie sie uns befohlen sind, und dass jede Mizwa ihre Zeit und ihre Umstände hat. Der Satz deutet das an, wenn er sagt, dass die Juden "in Schuhen", also im Rahmen der Halacha, nach Jeruschalajim gingen, um die Pessach-Mizwot zu erfüllen.
Aus diesem Grund erzählt uns die Haggada auch, dass eine Gruppe von Tana'im die ganze Nacht vom Auszug aus Ägypten erzählt. In der Früh aber erinnerten sie ihre Schüler, dass nun die Zeit für das Morgengebet gekommen ist. Auch wenn das Erzählen vom Auszug eine wichtige Mizwa ist, hat sie ihre Zeit, nämlich in der Nacht, während es am Tag wieder neue Mizwot gibt.In der Haggada wird die Frage diskutiert, ab wann der Auszug aus Ägpten erzählt werden soll. Sowohl der erste Nissan (an dem Mosche begann, dem Volk die Mizwot des Sederabends zu erklären) wird als Termin verworfen, als auch der 14. Nissan, Erew Pessach, tagsüber. Erst am Abend soll beim Seder vom Auszug erzählt werden. Denn nur dann hat man Mazza und Maror (und in der Zeit des Tempels auch das Pessach-Opfer) vor sich und ist mit der Mizwa beschäftigt.Darin liegt auch ein erzieherischer Gedanke: Man kann nur etwas beibringen, wenn man es selbst auch tut. Eltern, die ihren Kindern beibringen wollen, Mizwot zu halten, sie aber selbst nicht einhalten, können nicht damit rechnen, dass die Kindern tun werden, was sie sagen. Deshalb muss Erziehung immer mit eigenem guten Beispiel erfolgen.
Deshalb sollen wir auch bis zum Sederabend mit der Erzählung vom Auszug aus Ägypten warten. Denn nur an diesem Abend beschäftigen wir uns mit den vielen Mizwot im Andenken an den Auszug, und nur dann können wir das alles auch wirklich begreifen und den Kindern weitergeben, was eine der Nationalaufgaben des jüdischen Volks ist.
Diese Stelle schließt daher auch direkt an die Beschreibung der "vier Söhne" an. Der letzte, der nicht weiß, was er fragen soll, kann nur durch das Vorbild der Eltern, durch ihre Taten, dazu gebracht werden, dass er beginnt Fragen zu stellen und den Sinn des Sederabends zu begreifen.
Eine der vier Fragen der "Ma Nischtana" beginnt mit der Feststellung: "In allen anderen Nächten essen wir Chamez und Mazza, in dieser Nacht nur Maza." Doch das ist eigentlich nicht richtig. Wir müssen zwar in dieser Nacht Mazza essen, aber in allen anderen Nächten können wir auch auf beides verzichten, und üblicherweise essen wir, wenn überhaupt, nur Chamez und keine Maza.
Doch mit dieser ersten Frage ist eigentlich etwas ganz anders gemeint: Zur Zeit des Tempel mussten vier Personengruppen ein Korban Toda, ein Dankesopfer, bringen: Schiffreisende, Wüstendurchquerer, aus der Gefangenschaft Befreite und diejenigen, die von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Dieses Dankesopfer wird in der dieswöchigen Parascha beschrieben.
Nach dem Auszug aus Ägypten trafen eigentlich alle diese Gründe auf das Volk zu: Sie hatten die Wüste und das Meer durchquert, litten an diversen Krankheiten, die durch ihre Versklavung bedingt waren und wurden nun aus dieser befreit. Nachdem wir uns heute beim Seder so fühlen sollen, als ob wir selbst aus Ägypten ausgezogen sind, müssten wir ein solches Dankesopfer bringen. Dieses hat aber eine Besonderheit: Zusätzlich zum Opfertier müssen auch 40 Brote gebracht werden, davon 30 Mazzot und zehn Chamez-Brote. Das ist bei der Ma Nischtana gemeint: In jeder anderen Nacht würden wir jetzt ein Dankesopfer mit Chamez und Mazza essen. In dieser besonderen Nacht geht das aber nicht (weshalb zu Pessach auch kein "Mismor leToda" gesagt wird) und wir essen deshalb nur Mazza, die damit auch für das Dankesopfer steht.
Am Schabbat Chol Hamo'ed Pessach wird die Megilla Schir Haschirim (das Hohelied) gelesen. Darin kommt folgender Satz vor: "Wie schön sind deine Schritte in Schuhen, Tochter des Nadiw." Die Gemara erklärt, dass mit Nadiw Awraham Awinu gemeint ist und mit der Tochter des Nadiw das jüdische Volk. Der Satz schwärmt davon, wie das jüdische Volk zu Pessach nach Jeruschalajim pilgert um das Pessach-Opfer zu bringen. Doch warum betont die Megilla die Schuhe? Es wird ja auch kein anderes Kleidungsstück erwähnt.
Schuhe geben dem Träger halt, und sie begrenzen auch die Position für die Füße und geben ihnen einen Rahmen. Manchmal will man eine Mizwa anders machen um sie zu verschönern. Man könnte zum Beispiel zu Pessach in der Sukka sitzen, oder auch zu Chanukka Mazzot essen. Doch es ist wichtig zu wissen, dass wir die Mizwot so ausführen müssen, wie sie uns befohlen sind, und dass jede Mizwa ihre Zeit und ihre Umstände hat. Der Satz deutet das an, wenn er sagt, dass die Juden "in Schuhen", also im Rahmen der Halacha, nach Jeruschalajim gingen, um die Pessach-Mizwot zu erfüllen.
Aus diesem Grund erzählt uns die Haggada auch, dass eine Gruppe von Tana'im die ganze Nacht vom Auszug aus Ägypten erzählt. In der Früh aber erinnerten sie ihre Schüler, dass nun die Zeit für das Morgengebet gekommen ist. Auch wenn das Erzählen vom Auszug eine wichtige Mizwa ist, hat sie ihre Zeit, nämlich in der Nacht, während es am Tag wieder neue Mizwot gibt.
Eine der vier Fragen der "Ma Nischtana" beginnt mit der Feststellung: "In allen anderen Nächten essen wir Chamez und Mazza." Doch das ist eigentlich nicht richtig. Wir essen normalerweise nur Chamez, und nur zu Pessach Mazza. Einerseits kann man die Feststellung natürlich so verstehen, dass wir in allen anderen Nächten Chamez und Mazza essen dürfen, und in dieser Nacht eben nur Mazza.
Doch der Binjan Arje hat eine andere Erklärung. Zur Zeit des Tempel mussten vier Personengruppen ein Korban Toda, ein Dankesopfer, bringen: Schiffreisende, Wüstendurchquerer, aus dem Gefängnis befreite und diejenigen, die von einer schwerden Krankheit geheilt wurde. Nach dem Auszug aus Ägypten trafen mehrere dieser Gründe auf das Volk zu. Nachdem wir uns heute beim Seder so fühlen sollen, als ob wir selbst aus Ägypten ausgezogen sind, müssten wir ein solches Dankesopfer bringen. Dieses hat aber eine Besonderheit: Zusätzlich zum Opfertier mussten auch 40 Brote gebracht werden, davon 30 Mazzot und zehn Chamez-Brote. Das ist bei der Ma Nischtana gemeint: In jeder anderen Nacht würden wir jetzt ein Dankesopfer aus Chamez und Mazza bringen. In dieser besonderen Nacht essen wir aber nur Mazza, die damit auch für das Dankesopfer steht. Das ist auch der Grund, weshalb es in der Sedernacht besonders wichtig ist, G'tt zu loben und ihm zu danken.
Am Ende des "Halachma Anja" stehen zwei Sätze mit ähnlicher Bedeutung: "Dieses Jahr hier, nächstes Jahr im Land Israel. Dieses Jahr Knechte, nächstes Jahr freie Menschen." Eine Frage werfen diese Sätze auf: Weshalb muss extra erwähnt werden, dass wir freie Menschen werden, wenn bereits erwähnt wird, dass wir nach Israel zurückkehren. Außerdem ist der ganze Text auf Aramäisch, aber der letzte Halbsatz "nächstes Jahr freie Menschen" ist auf Hebräisch.
Einerseits gab es historisch Perioden, in denen wir zwar in Israel, aber keine freien Menschen, sondern unter der Herrschaft fremder Völker waren. Deshalb wünschen wir uns zu Pessach, dass wir nächstes Jahr freie Menschen im von uns beherrschten Land Israel sind.
Andererseits beudetet die Tatsache, dass wir nächstes Jahr in Israel sind nicht automatisch, dass wir auch dort bleiben werden. Leider gelingt es aus verschiedenen Gründen nicht immer, auch in Israel zu bleiben. Es ist also ein besonderer Segen, dass wir auch so frei sein sollen, um in Israel zu bleiben.
Es gibt noch eine weitere Erklärung: Dinge, die sehr schnell auf einmal geschehen, können problematisch werden. Wenn jemand sehr schnell sehr reich, oder G'tt behüte sehr arm wird, kann es passieren, dass er mit der Situation nicht fertig wird. Auch der schnelle Wechsel von Knechten in einem fremden Land zu freien Menschen im eigenen Land, kann zu negativen Konsequenzen führen. Deswegen soll der Wechsel Etappenweise stattfinden: Dieses Jahr hier, nächstes Jahr in Israel, aber zuerst als Knechte. Im Jahr darauf aber als freie Menschen im eigenen Land.
Das zentrale Motiv der letzten beiden Tage Pessach ist Schirat Hajam, das Lied, das Mosche zusammen mit dem ganzen Volk, einigen Millionen Menschen, nach dem Wunder der Meerspaltung gesungen hat. Das Lied wird eingeleitet mit den Worten "Und Mosche und die Kinder Israel sangen dieses Lied."
Es wird speziell betont, dass "dieses" Lied gesungen wurde, da alle Lieder, die in der Tora und in den anderen Büchern des Tanach später erwähnt werden, sei es das Lied von Mosche vor seinem Tod, das Lied von Jehoschua, von Dvora oder David, ihre Kraft aus diesem Lied, mit dem zum ersten Mal ein Mensch G'tt für seine Taten gedankt hat, schöpften.
Die Bedeutung eines solchen Liedes versteht man am besten anhand einer Geschichte aus der Gemara: Diese erzählt, dass König Chiskijahu, nachdem Jeruschalajim von einigen Millionen Soldaten belagert worden war, und die Besatzer innerhalb einer Nacht alle ums Leben kamen und die Stadt so gerettet wurde, kein Dankeslied sang. Hätte er aber eines gesungen, wäre Maschiach sofort gekommen und die endgültige Erslösung eingetreten.
Chiskijahu irrte, denn er dachte in seiner Bescheidenheit, dass er im Gegensatz zu großen Persönlichkeiten und Zaddikim wie Mosche und König David nicht würdig sei, ein Dankeslied anzustimmen. Doch in Wahrheit müssen wir G'tt immer und für alles, was er für uns tut, danken.
In der Haggada werden vier Söhne mit ihren Fragen zum Sederabend beschrieben, und Antworten auf ihre Fragen gegeben. Der erste Sohn, der behandelt wird ist der "Chacham", der Weise. Er fragt, was die vielen Bestimmungen bedeuten, und wir sollen ihm darauf die Pessach-Halachot bis zu den Halachot über den Afikoman erklären.
Der Afikoman, der am Ende der Mahlzeit gegessen wird, steht hier für das Ende des Seders. Wir sollen dem Chacham alle Regeln des Sederabends bis zum Ende detailiert erklären.
Doch es gibt auch eine tiefere Bedeutung in der Antwort: Ein Chacham ist nicht etwa jemand der viel weiß oder sehr intelligent ist, sondern jemand, der von jedem bereit ist zu lernen. Jemand, der sich bewusst ist, dass er nicht alles weiß, und deshalb bereit ist, von jedem, der ihm etwas beibringen kann zu lernen, gilt als weiser Mensch. Der Chacham stellt also am Anfang des Seders seine Fragen. Und dann folgt er dem ganzen Seder, bis zum Afikoman, und hört zu. Denn er will jede Gelegenheit nutzen, um etwas zu lernen. Das unterscheidet ihn auch vom Rascha, dem "schlechten Sohn". Er stellt zwar eine ähnliche Frage - doch dann steht er auf und geht. Das erkennen wir daran, dasss dieser in der Antwort nicht direkt angesprochen. Stattdessen wird den Gästen erklärt, was die Antwort auf die Frage des schlechten Sohns ist.
In der Haggada wird die Frage diskutiert, ab wann der Auszug aus Ägpten erzählt werden soll. Sowohl der erste Nissan wird als Termin verworfen, als auch sogar der 14. Nissan, Erew Pessach, tagsüber. Erst am Abend soll beim Seder vom Auszug erzählt werden. Denn nur dann hat man Mazza und Maror (und in der Zeit des Tempels auch das Pessach-Opfer) vor sich und ist mit der Mizwa beschäftigt.
Zu Raw Yecheskel Abramski s.A. ist einmal ein Jude gekommen, der versprochen hat, täglich Tfilin zu legen, wenn Raw Abramski ihm die Bedeutung dieser Mizwa erklären kann. Raw Abramski stimmte unter einer Bedingung zu: Der Jude sollte zuerst einen Monat lang Tfilin legen. Anschließend wollte er ihm die Bedeutung der Tfilin erklären und alle offenen Fragen beantworten. Der Mann stimmte dieser Bedingung zu. Als er aber nach einem Monat nicht wie vereinbart kam, um sich die Mizwa erklären zu lassen, machte sich Raw Abramksi sorgen und lies nach ihm suchen. Als er ihn schlussendlich fand, meinte der Mann nur: "Ich brauche keine Erklärungen mehr, ich verstehe mittlerweile alles!"
Genauso ist es auch mit allen anderen Mizwot: Etwas, mit dem wir beschäftigt sind, verstehen wir viel besser, als etwas, das wir nur abstrakt lernen. Daher ist es im Judentum immer wichtig, sich mit den Geboten zu beschäftigen und sie auch nach Möglichkeit einzuhalten, noch während man alle Details lernt.
Deshalb sollen wir auch bis zum Sederabend mit der Erzählung vom Auszug aus Ägypten warten. Denn nur an diesem Abend beschäftigen wir uns mit den vielen Mizwot im Andenken an den Auszug, und nur dann können wir das alles auch wirklich begreifen.
Die Erzählung der Haggada beginnt mit den Worten "Awadim Hajinu" - "Wir waren Sklaven." Weiter geht es dann mit den vier Söhnen, wo wir lernen, dass es unter uns auch schlechte Menschen gibt. Dann erzählen wir, dass unsere Vorfahren ursprünglich Götzendiener waren.
Weshalb beginnt die Erzählung der Haggada so negativ, anstatt mit etwas Positivem zu anzufangen?
Der Mensch neigt dazu, Dinge nur dann zu schätzen, wenn er sie plötzlich nicht mehr hat. So ist Gesundheit für die meisten Menschen etwas selbstverständliches, bis sie einmal krank werden. Auch ein gutes Einkommen wird vor allem dann wirklich geschätzt, wenn man es eine Zeit lang nicht hatte.
Zu Pessach sollen wir uns fühlen, als ob wir selbst aus Ägypten ausziehen würden. Doch wie können wir das erfüllen? Wie können wir die Freiheit, die das Volk damals erlangte, wirklich verstehen?
Dies ist der Grund, weshalb wir mit den negativen Aspekten der Sklaverei und des Götzendienstes die Erzählung beginnen: Wenn wir uns bewusst sind, wie es anfing, können wir die Freiheit wirklich so schätzen, als wären wir dabei gewesen.
Das Volk wurde aus Ägypten gerettet, obwohl es versklavt war und Götzen diente, weil es in der ganzen Zeit drei Dinge nie aufgab: Die jüdischen Namen, die hebräische Sprache und die sittsame Bekleidung.
Wenn jemand ganz unten ist, ist es schwer, überhaupt wieder zurückzukommen. Wie ein Fisch nur geangelt werden kann, wenn er den Mund aufmacht und den Köder schluckt, so musste es damals auch einen Anstoss vom Volk geben, damit es gerettet werden konnte.
Die Erzählung der Haggada von Pessach beginnt mit "Ha lachma anja", dem Text über das Brot der Armut. Darin sagen wir unter anderem, dass wir jeden, der hungrig ist, einladen, sich zu uns zu setzen. Doch in den Zeiten des Beit Hamikdasch war das nicht möglich: Jeder musste sich zu einer Gruppe, die zusammen ein Pessach-Opfer darbrachte, anmelden. Anschließend durften nur die angemeldeten Personen am Sederabend teilnehmen.
Was ist der Grund dafür, dass das spontane Einladen von Gästen am Sederabend ausgeschlossen wurde?
Der Auszug aus Ägypten, dem wir am Sederabend gedenken, stellt den Zeitpunkt dar, an dem aus vielen Individuen ein Volk wurde. Die Basis für diese Volkwerdung ist die Familie, die kleinste Einheit, in der sich der Mensch als Teil des Volkes verbindet und vermehrt. Um die Familie zu Pessach zu betonen, konnte der Sederabend nur in begrenzten, familiären Gruppen begangen werden.
Die Haggada setzt mit "Ma Nischtana" fort, den vier Fragen, die die Kinder am Sederabend stellen. Wir lernen aus dieser wichtigen Funktion, die die Fragen am Sederabend einnehmen, zwei Dinge: Erstens, dass es im Judentum wichtig ist, Fragen zu stellen. Alles kann hinterfragt werden, für jedes Gesetz darf und soll man nach der Begründung fragen. Zweitens sehen wir aber auch, dass der Sederabend gleich mit der Beantwortung der Frage fortsetzt. Es ist nämlich nicht nur wichtig, Fragen zu stellen, sondern auch, sich seine Fragen beantworten zu lassen und sich die Antwort genau anzuhören. Oft kommt es vor, dass Leute Fragen vor allem stellen, um eine Meinung zu vertreten, eine Kritik vorzubringen oder zu provozieren. Das sind aber nicht die Fragen, die wir angehalten sind zu stellen. Vielmehr sollen wir Fragen stellen, müssen aber auch bereit sein, uns diese Fragen beantworten zu lassen.
Als die Juden in Ägypten waren, war ihnen die Tora noch nicht gegeben worden, deswegen hatten sie auch noch nicht die 613 Mizwot. Doch auch die sieben noachidischen Gebote hielten die Juden nicht ein, wie man es am Vorwurf der Engel gegenüber G'tt erkennt, die sagten: "Wieso sollen die Juden vor den Ägyptern gerettet werden - diese sind Götzendiener und diese sind Götzendiener!"
Der Midrasch sagt uns, dass die Juden gerettet wurden, weil sie drei Dinge bewahrten: ihre jüdischen Namen, ihre hebräische Sprache und ihre sittsame Bekleidung. Dies zeichnete sie auch in ihrer niedrigen geistigen Stufe aus und bewahrte sie vor Assimilation.
Eine Andeutung darauf finden wir auch im Hallel-Gebet, wo steht: "Beim Auszug der Kinder Israels aus Ägypten, dem Auszug des Hauses Jakobs aus einem Land mit fremder Sprache, wurde Jehuda sein Heiligtum." Die jüdischen Namen findet man in der Formulierung "Kinder Israels." "Land mit fremder Sprache" zeigt, dass die Juden unter sich nach wie vor Hebräisch sprachen, und das "Heiligtum" bestand in der Einhaltung der Zniut-Regeln.
An jedem Schabbat und Feiertag muss man den Kiddusch am Ort und zur Zeit der Mahlzeit machen. Das bedeutet, dass man am selben Ort und gleich nach dem Kiddusch Brot oder Kuchen essen muss. Am Sederabend halten wir uns aber anscheinend nicht an diese Mizwa: Wir sprechen den Kiddusch, aber vor der Mahlzeit lesen wir noch die ganze Haggada, und warten daher mit dem Essen über eine Stunde.
Dieser Widerspruch lässt sich erklären, wenn man sich anschaut, wie der "Kiddusch" in der Pessach-Haggada eigentlich genannt wird: Anstatt "Kiddusch" (Heiligung) steht dort "Kadesch" (heilige!). Damit ist gemeint, dass wir den Kiddusch damit heiligen sollen, dass wir den Seder mit der Haggada führen. Deshalb ist alles, was bis zur Mahlzeit kommt Teil des Kiddusch, und wir erfüllen auch am Sederabend die Mizwa von "Kiddusch am Ort der Mahlzeit".
Im Andenken an die vier Stufen der Erlösung, die G'tt uns zuteilwerden lies, trinken wir am Sederabend vier Gläsern Wein. Es ist sehr logisch, weshalb es ausgerechnet vier Gläser sind, denn es gab wie gesagt vier Stufen der Erlösung.
Aber weshalb gedenken wir dieser Tatsache ausgerechnet mit vier Gläsern Wein, und nicht mit einem anderen Getränk oder einer anderen Speise?
Die meisten Vergnügen, die es gibt, sind beim ersten Mal sehr gut, beim zweiten Mal schon etwas weniger, und je öfter man sie genießt, desto langweiliger und uninteressanter werden sie. Die einzige Ausnahme ist Wein - in Maßen getrunken genießt man das zweite Mal mehr als das erste Mal, und das dritte Mal mehr als das zweite. Daher wurde ausgerechnet Wein als Symbol für die vier Stufen der Erlösung gewählt, denn auch die Erlösung erfolgte in vier Stufen, die immer besser wurden - vom Ende der Knechtschaft bis zur Toragabe am Berg Sinai.
Einer der vier Söhne, von denen die Haggada berichtet, ist der "Rascha", der Böse. Auf den ersten Blick hält er nichts von der Religion und vom Sederabend, und stellt deshalb die provokative rethorische Frage: "Was ist euch dieser Dienst?" Darauf antworten wir ihm: "Wärest du damals in Ägypten dabei gewesen, wärest du nicht erlöst worden!"
Aber stimmt diese Deutung wirklich? Immerhin kommt dieser Rascha, von dem die Haggada spricht, noch zum Seder, und beteiligt sich soweit, dass er das, was er beobachtet kommentiert. Und weshalb beantworten wir seine Frage nicht?
In Wahrheit symbolisiert der Rascha denjenigen, der kein Problem mit der Religion hat, und der auch den Glauben an G'tt nicht ablehnt. Aber er versteht nicht, warum es nötig ist, die Gebote einzuhalten. Deshalb fragt er auch: "Was ist euch dieser Dienst?"
Er versteht nicht, dass es nicht nur wichtig ist zu glauben, sondern auch, den Glauben an seine Nachkommen weiterzugeben, denn nur so können sie auch lernen. Wenn die Religion nicht aktiv ausgelebt wird, geht sie verloren. Er wäre aus Ägypten nicht erlöst worden, weil er durch das Ignorieren der Gebote so assimiliert worden wäre, dass er gar nicht mehr erlöst hätte werden können.
Nach dem Essen von Mazza und Maror ist es ein Brauch, vor der Mahlzeit ein Ei als Erinnerung an den zerstörten Tempel zu essen.
Die Begründung für diesen Brauch ist die Tatsache, dass die erste Sedernacht immer auf den selben Wochentag fällt wie Tischa Beaw, der Tag, an dem der Tempel zerstört wurde. Aber welchen tieferen Zusammehang haben diese beiden Tage, außer, dass sie auf den selben Wochentag fallen?
In der Megillat Eicha, die zu Tischa Beaw gelesen wird und von der Zerstörung Jeruschalajims und des Tempels erzählt, steht: "Jehuda wurde wegen Armut - 'Oni' - vertrieben." Die Mazza wird auch "Lechem Oni", das Brot der Armut genannt. Die Juden hatten vor der Zerstörung des Tempels aufgehört, zu Pessach Mazzot zu Essen, und wurden unter anderem deshalb aus dem Heiligen Land vertrieben. Daher erinnern wir uns gerade am Sederabend, während wir Mazzot essen, an die Zerstörung des Tempels.
In der Haggada von Pessach steht: "Wehi scheamda lawotenu welanu. - Das, das unsere Väter und uns unterstützt hat."
Was ist diese Sache, die uns gegen die diversen Feinde unterstützt hat, wie es in der Pessach-Haggada steht?
Direkt vor diesem Passuk wird in der Haggada an das Versprechen von Haschem an Awraham erinnert, dass Awrahams Nachfahren zwar Sklaven sein werden, dass G'tt sie aber retten wird. Dieses Versprechen gab den Juden die Gewissheit, dass sie gerettet werden würden, und half ihnen so, die Zeit der Unterdrückung zu überstehen.
Neben vielen anderen gibt es auch diese Erklärung: Wir leben heute, so wie auch die Juden in Ägypten, in einer nichtjüdischen Gesellschaft, wir stehen den ganzen Tag mit Nichtjuden in Kontakt. Deswegen ist es wichtig, dass man sich gewisse Grenzen setzt. Eine der wichtigsten der diesbezüglichen Vorschriften ist das Verbot von "Jain Nessach", nichtgekochter Wein von Nichtjuden. Während der Passuk "Wehi scheamda" gesprochen wird, hebt man das Weinglas. Es ist (unter anderem) der Wein, durch den die Juden in Ägypten einen Abstand gegenüber der Umgebung einhielten, und dies bewahrte das jüdische Volk davor, sich zu assimilieren und in Ägypten verloren zu gehen.
Der erste Teil des Seders, der den Kiddusch enthält, heißt "Kadesch". Grammatikalisch betrachtet ist Kadesch im Gegensatz zu Kiddusch eine Befehlsform. Daraus sollen wir lernen, dass wir uns beeilen sollen, den Seder so schnell wie möglich zu beginnen, damit die Kinder nicht einschlafen, bevor man mit dem Erzählen der Haggada beginnt. Denn es ist eine der wichtigsten Mizwot am Sederabend, den Kindern vom Auszug aus Ägypten zu erzählen.
Wenn man etwas verpfändet, und diesen Gegenstand anschließend trotzdem verkauft, kann der Gläubiger den verpfändeten Gegenstand vom Käufer zurückverlangen, wenn der Schuldner ihm nicht rechtzeitig zahlt, auch wenn der Käufer ordnungsgemäß gezahlt hat. Eine Ausnahme besteht, wenn der Gegenstand als "Hekdesch", als etwas geheiligtes, dem Tempel gespendet wird. In diesem Fall verliert der Gläubiger sein Recht auf diesen Gegenstand.
Das jüdische Volk war an den Pharao verpfändet, um für ihn zu arbeiten. Um es aus Ägypten zu befreien, hat Haschem es als "Hekdesch" gegeben, in dem er es für heilige Aufgaben vorgesehen hatte, wie zum Beispiel für den Bau des Mischkan. Dies war, wie oben erläutert, die einzige Möglichkeit, das Pfandrecht der Ägypter zu durchbrechen.
Als Erinnerung daran, so eine zweite Erklärung, wird der erste Teil des Seders "Kadesch" genannt, das vom Stamm "Hekdesch" kommt.
In der Haggada von Pessach, bei Dajenu, steht: "Wenn G'tt uns zum Berg Sinai gebracht, uns aber die Tora nicht gegeben hätte, wäre es genug für uns gewesen!"
Diese Zeile ist schwer zu verstehen: Was bringt es dem jüdischen Volk, am Berg Sinai zu stehen, wenn es die Tora nicht bekommt? Wieso bedanken wir uns bei Haschem dafür, dass er uns zum Berg geführt hat?
Raw Kook erklärt es folgendermaßen: Wenn G'tt uns zum Berg Sinai gebracht hätte, wo wir wie ein einziger Mensch, alle zusammen, vor G'tt gestanden sind, uns aber die Tora nicht gegeben hätte, wäre es uns genug gewesen!
Er bezieht sich dabei auf Raschi, der erklärt, dass das jüdische Volk am Berg Sinai wie ein Mensch mit einem Herzen vor G'tt stand, denn normalerweise spricht die Tora über das jüdische Volk im Plural, sie sagt zum Beispiel: "sie zogen, sie ruhten". An dieser Stelle steht aber "es [das jüdische Volk] ruhte" im Singular.
Eine andere Erklärung analysiert den Satz genauer. Es steht nicht: "... aber die Tora nicht gegeben hätte", sondern "... aber uns die Tora nicht gegeben hätte." Haschem hätte die Tora auch allen anderen Völkern geben können. Das hätte uns auch gereicht. Aber er hat unsere Befreiung noch gesteigert, in dem er die Tora nur uns gegeben hat.
Zur Zeit, als der Tempel in Jerusalem noch stand, konnten zu Pessach Scheni, einen Monat nach Pessach, jene, die am ersten Pessach tame (rituell unrein) waren, oder zu weit von Jerusalem entfernt waren, ein Pessach-Opfer bringen. Und auch nach der Zerstörung des Tempels ist es Brauch, am 14. und 15. Ijar, also einen Monat nach Pessach, Mazzot zu essen, in Erinnerung an das Pessach-Opfer.
Diese besondere Möglichkeit gab es aber nur zu Pessach. Zu allen anderen Feiertagen gibt es keine zweite Chance, die Mizwa zu erfüllen, auch wenn man aus wichtigen Gründen verhindert war. Der Grund dafür ist, dass die Juden nur zu Pessach darum gebeten haben.
Die Tora erzählt, dass eine Gruppe von Leuten, die unrein waren, weil Sie einen Toten begraben hatten, sich bei Mosche beschwerten, dass sie nicht mit allen anderen das Pessach-Opfer bringen konnten. Mosche wandte sich an Haschem, der den Juden daraufhin die Möglichkeit gab, einen zweiten Pessach zu feiern, wenn sie beim ersten unrein oder zu weit vom Tempel entfernt waren. Hätten die Juden auch bei den anderen Feiertagen um diese zweite Chance gebeten, hätte Haschem ihnen diese Möglichkeit auch da geboten.
Daraus lernen wir, dass Haschem uns hilft, wenn wir eine Mizwa erfüllen wollen. Es wäre den Menschen gar nicht möglich, die Mizwot zu erfüllen, wenn G'tt ihnen nicht helfen würde. Wenn ein Mensch aber die Mizwot wirklich erfüllen will, wird Haschem ihn dabei unterstützen.