In der Parascha dieser Woche wird die Tätigkeit der Kohanim zur Einweihung des Mischkan beschrieben. Darunter befindet sich die Anweisung an Aharon, ein Kalb "zu nehmen". Und auch die Anweisung an das Volk lautet: "Nehmt einen Widder." Weshalb wird hier dazu aufgerufen, die Tiere jeweils zu nehmen, und nicht, wie sonst auch, direkt zu befehlen, sie als Opfer darzubringen.
Eine Erklärung dazu ist, dass betont wird, dass Aharon das Opfer aus eigenem Vermögen zu bestreiten hatte (und nicht aus der Kassa, die aus den Spenden aus dem Volk gespeist wird und die sonst für Opfer herangezogen wurde.)
Raw David aus Lida in seinem Buch "Ir David" zitiert für seine Erklärung eine sehr überraschende Stelle aus dem Sohar, dem Hauptwerk der Kabbala: Die Hauptsünde beim Goldenen Kalb war, dass Aharon das Gold vom Volk aus deren Händen genommen hat. Hätte er es auf den Boden legen lassen und von dort aufgehoben, wäre es nicht zur Sünde gekommen. Der Grund dafür ist, dass das Kalb damals mit Zauberei und Kräften der Unreinheit geschaffen wurde. Diese destruktiven Kräfte haben allerdings keine Wirkung für Gegenstände, die am Boden liegen. Daher hätte dieses Vorgehen dazu geführt, dass Aharon das Gold ohne die unreinen Einflüsse übernommen hätte. Generell ist das Übergeben von Hand zu Hand eine Form der Verbindung. Durch das Geben des Goldes von den Händen des Volkes direkt in die Hand Aharons wäre es zu einer Verbindung gekommen und ihre Gedanken hätten sich auf seine Taten auswirken können.
Um den Makel, dass er das Gold aus den Händen der Leute genommen hat und sie es nicht hat ablegen lassen, zu korrigieren, musste Aharon daher das Kalb, das er bei der Einweihung als Opfer darbrachte, erst nehmen.
Ein Beispiel für eine positive Verbindung findet sich ebenfalls in der Parascha: Aharon spricht  das erste Mal den Priestersegen, bei dem die Kohanim die Hände in einer bestimmten Art über das Volk halten. Der Tiferet Schlomo erklärt dazu, dass das Erheben der Hände über das Volk eine Verbindung schafft, die es den Kohanim ermöglicht, das Volk zu segnen.


Vollziehe dein Chatat- und dein Olah-Opfer und vollbringe Sühne für dich und für das Volk, und vollziehe dann das Opfer des Volkes und vollbringe Sühne für sie.

Hier sollte ein Kalb als Opfer gebracht werden, um für sie Sünde des Goldenen Kalbs zu sühnen. Doch bemerkenswert ist, dass Aharon befohlen wird, zuerst durch ein Opfer Sühne für sich und das Volk zu vollbringen, um direkt im Anschluss noch ein Opfer zu bringen, um für das Volk zu sühnen. Weshalb musste für das Volk zweimal ein Opfer gebracht werden?
Aharon hätte für die Sünde des Volkes eigentlich gar kein Opfer bringen können, da er diese selbst mitverursacht hat, in dem er an der Erschaffung des Goldenen Kalbs führend beteiligt war. Aus diesem Grund musste er im Zuge des Opfers für seine eigene Sühne auch für seinen Anteil an der Sünde des Volkes Sühne erreichen. Das zweite Opfer war dann das Opfer, um Sühne für das Volk für dessen Anteil an der Sünde zu bringen.
Hier erkennen wir die Eigenschaft der Gedolej Israel, der geistigen Führer des Volkes, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Aus diesem Grund waren bei dieser Unterweisung für Aharon und seine Söhne auch die Weisen des Volkes anwesend. Obwohl sie keine Kohanim waren, sollten sie doch auch ihre Verpflichtung erkennen, Verantwortung für ihre Handlungen bei der Führung des Volkes zu übernehmen, sowie Aharon Verantwortung für seinen Anteil übernahm und dafür ein Opfer brachte.
Diese Woche war die Jahrzeit von Rebbe Elimelech von Lisensk, von dem das bekannte Gebet stammt, dass wir die Vorzüge unserer nächsten sehen sollen und nicht ihre Mängel. Dies können wir erreichen, in dem wir die Verantwortung für unsere Taten übernehmen und in der Folge Fehler nicht bei den anderen suchen, sondern bei uns selbst. So können wir uns auf ihre Vorzüge konzentrieren. 


In der Parascha dieser Woche hebt Aharon nach den Opfern am achten Tag der Einweihung des Mischkan seine Hände und segnet das Volk. Raschi erklärt, dass er hier Birkat Kohanim, den Priestersegen sprach. Im regulären Tempeldienst wurde der Priestersegen im Rahmen der anderen Dienste, wie zum Beispiel der Opferungen, gesprochen. Weshalb kam er bei der Einweihung zuletzt?
Zwei der Opfer, die zuvor erwähnt werden, sind die Sündenopfer von Aharon und vom Volk für die Sünde des Goldenen Kalbs. Letzteres hatte gesündigt und auch Aharon mit hineingezogen, der zwar gute Gedanken hatte, aber letzlich doch einen Anteil an der Sünde hatte. Aharon hatte daher einen gewissen Zorn gegen das Volk.
In der Bracha, die die Kohanim vor dem Priestersegen sprechen, sagen sie, dass sie das Volk "mit Liebe" segnen werden. Es stellt sich die Frage, wieso nur bei dieser Bracha davon gesprochen wird, dass die Mizwa mit Liebe ausgeführt wird, und sonst bei keiner der vielen Mizwot, die auch ohne jegliches Gefühl erfüllt werden können. Eine Erklärung besagt, dass ein Segen, den man für jemanden spricht, nur wirkt, wenn man ihn auch meint und fühlt. Daher müssen die Kohanim den Segen mit Liebe zum Volk sprechen. Das geht soweit, dass der Sohar und in der Folge auch die Mischna Brura davor warnen, dass ein Kohen, der die Gemeinde nicht mag, oder der von der Gemeinde nicht gemocht wird, nicht Birkat Kohanim sprechen soll, und wenn er es doch tut ist dies sogar eine Gefahr für ihn. Diese Liebe zum Volk war aber zunächst nicht bei Aharon nicht gegeben, er konnte den Segen nicht sprechen. Erst nachdem die Opfer gebracht und die Sünden verziehen waren, konnte Aharon die Liebe fühlen, die notwendig war um das Volk zu segnen. 


In der Parascha dieser Woche steht zweimal hintereinander, dass Aharon das Volk segnete. Raschi erklärt, dass der erste Segen der Priestersegen (Birkat Kohanim) war, den Kohanim noch heute sagen. Beim zweiten Mal segnete Aharon das Volk damit, dass die g'ttliche Gegenwart unter ihnen weilen soll, da diese sich bis dahin nicht bemerkbar gemacht hatte.
Wenn man sich die Sätze genauer ansieht, fällt auf, dass Mosche und Aharon aus dem Stiftszelt hinausgingen, bevor Aharon den zweiten Segen sprach. Wenn man Tora lernt oder betet ist das auf jeden Fall eine heilige Sache. Doch die Herausforderung ist es, diese Heiligkeit auch in den Alltag, zum Beispiel ins Berufsleben mitzunehmen und aus säkularen Sachen etwas Heiliges zu machen. Die Tora deutet mit der Erwähnung des "Hinausgehens" an, dass Mosche und Aharon aus dem Heiligtum gingen, um die Heiligkeit des Stiftszelts zum Volk zu bringen. So ist dann auch der Wortlaut des Segens zu verstehen: Die g'ttliche Gegenwart soll nicht nur bei den Kohanim im Heiligtum sein, sondern auch bei den Leuten in ihrem Alltag.
So werden wir auch sehr bald zu Pessach in der Tfila sagen: Bringe über uns den Segen zum Leben. Wir sollen versuchen die Heiligkeit des Feiertags in den Alltag mitzunehmen.


Bei der Einweihung des Mischkan in der Wüste wurden mehrere Opfer dargebracht. Unter anderem brachte Aron für sich selbst ein Kalb dar, als Sühne für seine Beteiligung an der Episode mit dem goldenen Kalb. Außerdem brachte er stellvertretend für das Volk eine Ziege und ein Kalb dar. Letzteres diente als Süne für die Sünde des Volkes mit dem goldenen Kalb. Die Ziege diente laut dem Midrasch als Sühne für den Verkauf Josefs durch seine Brüder, denn um ihren Vater zu überzeugen, dass Josef von einem Tier getötet wurde, tauchten sie seine Kleidung in das Blut einer geschlachteten Ziege. Doch weshalb musste ausgerechnet jetzt die Sünde der Brüder gesühnt werden?
Gerade einmal 39 Tage nach der Toragabe, als es G'tt die Zehn Gebot sprechen hörte, sündigte das Volk und machte sich einen Götzen. Wenn man ine Sünde begeht, zerstört das etwas in einem. Es reicht dann nicht, es in Zukunft besser zu machen. Man muss auch aktiv eine Gegenaktion setzen. Wenn jemand zum Beispiel Schabbat unabsichtlicht bricht, reicht es nicht, in Zukunft weiter Schabbat zu halten - man muss aktiv etwas für den Schabbat tun, zum Beispiel Hilchot Schabbat lernen. Genauso war es beim Bau des Mischkan: Um die Sünde, Schmuck für Götzendienst zu spenden, rückgängig zu machen, musste man ganz aktiv etwas tun, und ein Mischkan für G'tt bauen.
Bei der Erschaffung des Menschen gibt es drei Partner: Vater, Mutter und G'tt. Wenn man die Mizwa erfüllt, Vater und Mutter zu ehren, ehrt man damit auch G'tt, den Partner in der Erschaffung eines Menschen. Erfüllt man die Mizwa nicht, entehrt man damit auch G'tt. Als die Brüder Josef verkauften, verletzten sie damit auch ihre Eltern, was das Gegenteil vom Erfüllen der Mizwa von "Vater und Mutter ehren" ist. Damit verletzten sie wie gesagt aber auch G'tt. Zu Jom Kippur erwähnen wir, das G'tt dem Volk Israel verzeiht und den Stämmen Jeschuruns (den 12 Stämmen) vergibt. Damit ist gemeint, dass G'tt dem Volk die Sünde des Kalbes verzeiht und den Stämmen die Sünde des Verkaufs vergibt. Wir erwähnen dies, weil das eine zum anderen führt: Der Verkauf der Brüder und die damit einhergehende Entweihung G'ttes führten zur Sünde mit dem Goldenen Kalb. Und aus diesem Grund wurde auch das Opfer, das die Sünde des goldenen Kalbs sühnte, mit dem Opfer verbunden, das den damaligen Verkauf sühnen soll, verbunden
Wir können aus all dem mitnehmen, dass wir nicht unbedingt den Fehler suchen müssen, sondern die Ursache des Fehlers, und diesen dann mit einer Gegenaktion zu beseitigen.


In der Parascha dieser Woche hebt Aharon seine Hände und segnet das Volk. Raschi erklärt, dass er hier Birkat Kohanim, den Priestersegen sprach. In der Bracha, die die Kohanim vor dem Priestersegen sprechen, sagen sie, dass sie das Volk "mit Liebe" segnen werden. Es stellt sich die Frage, wieso nur bei dieser Bracha davon gesprochen wird, dass die Mizwa mit Liebe ausgeführt wird, und sonst bei keiner der vielen Mizwot.
Zum einen liegt das daran, dass ein Segen, den man für jemanden spricht, nur wirkt, wenn man ihn auch meint und fühlt. Daher müssen die Kohanim den Segen mit Liebe zum Volk sprechen.
Eine andere Erklärung nimmt auf die zitierte Stelle in der dieswöchigen Parascha Bezug: Das erste Mal wurde der Priestersegen von Aharon aus eigener Initiative gesprochen, ohne dass es einen entsprechenden g'ttlichen Befehl gab. Wenn die Kohanim heute das Volk segnen, tun sie dies, weil es von G'tt befohlen wurde, aber auch in Erinnerung an den freiwilligen Segen von Aharon. Deshalb erwähnen Sie in der Bracha wie üblich den g'ttlichen Befehl, aber auch die Liebe zum Volk, die Aharon damals zu seinem Segen bewegt hat.
Interessanterweise klärt G'tt die Kohanim über die genauen Modalitäten des Segens auf, bevor überhaupt der Befehl gegeben wurde, das Volk zu segnen. Der Grund dafür liegt eben darin, dass ein Segen "von Herzen" kommen muss. G'tt konnte das also nicht befehlen. Er konnte nur dir Rahmenbedingungen festlegen, unter denen die Kohanim das Volk segnen sollen.


In der Parascha dieser Woche wird von der Einweihung des Stiftszelts (Mischkan) berichtet. Diese freudige Feier wurde aber durch den tragischen Tod von zwei Söhnen Aharons, Nadaw und Awihu, überschattet. Die Tora begründet ihren plötzlichen Tod damit, dass sie einen fremdes Feuer zum Altar brachten, das G'tt ihnen nicht befohlen hatte.
Doch die Gemara hat auch eine andere Erklärung für die Todesstrafe, die Nadaw und Awihu erhielten: Sie haben ein Opfer dargebracht, nachdem sie Wein getrunken hatten. Ein Kohen darf keinen Dienst verrichtet, nachdem er eine bestimmte Menge Wein getrunken hat. Aus diesem Grund machen wir Birkat Kohanim (den Priestersegen) nur am Vormittag und nicht auch zu Mincha, denn nach dem Morgengebet können wir uns nicht mehr sichern sein, ob die Kohanim nüchtern sind oder schon Wein getrunken haben.
Es gibt zwei Gründe, weshalb jemand glücklich ist. Es gibt die innere Freude, die man zum Beispiel erfährt, wenn man eine Mizwa erfüllt, Tora lernt, etc. Doch nicht immer spürt man diese Freude, und da der Menschen glücklich sein will, weil er sonst auch körperlich darunter leidet, versucht er sich durch äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Musik, Tanz oder Alkohol glücklich zu machen. Doch im Unterschied zur inneren Freude der Tora ist eine solche oberflächliche Freude nur von kurzer Dauer, und im Anschluss kann man in eine noch stärkere Trauer und Depressionen zurückfallen, war als man davor war.
Nadaw und Awihu tranken Wein, bevor sie das Opfer brachten, weil sie Freude fühlen wollten, als sie den G'ttesdienst erfüllten. Doch die Tora will nicht, dass die Kohanim den Dienst in einer solchen oberflächlichen Freude tun, sondern nur mit innerer Freude. Deshalb ist der G'ttesdienst unter Alkoholeinfluss verboten.
Wir wollen versuchen, die innere Freude, die wir in acht Tagen des Feiertags und durch das Erfüllen der vielen Mizwot erworben haben, in einen gesunden und glücklichen Sommer mitzunehmen!


Am Anfang der dieswöchigen Parascha wird die Einweihung des Mischkan beschrieben. Mosche sagte zu Aharon: "Nähere dich dem Misbeach". Doch weshalb musste Mosche Aharon, den Kohen Hagadol, erst dazu einladen, zum Misbeach (Altar) zu kommen um den Dienst zu tun?
Raschi erklärt, dass Aharon sich schämte und Angst hatte, näher zu treten. Mosche antwortete ihm darauf: "Weshalb schämst du dich? Dafür wurdest du doch ernannt!"
Während man diese Worte so verstehen kann, dass Aharon für diesen Dienst ernannt wurde und sich daher nicht zu schämen braucht, gibt es auch Kommentatoren, die Raschis Wortlaut "lechach niwcharta" ein wenig anders mit "Deshalb wurdest du ja ausgewählt" übersetzen. Das heißt, Aharon wurde für seine Aufgabe ausgewählt, weil er schüchtern und g'ttesfürchtig ist.
Es gibt Leute, die öffentliche Aufgaben und Ämter auf sich nehmen, ohne den nötigen Respekt vor der Aufgabe und die nötige G'ttesfurcht zu haben. Bei religiösen Aufgaben ist das anders: Man macht sich Sorgen, nicht das richtige zu tun, und fragt sich, ob man wirklich für diese Aufgabe geeignet ist. Als Mosche Aharon draußen stehen sah, sagte er ihm: Ich sehe, wie schüchtern und g'ttesfürchtig du bist, und deshalb weiß ich, dass du der richtige für diese wichtige Aufgabe bist."
Es gab in der Stadt Radin einmal einen Schochet, der eines Tages beschloss, dass er kein Fleisch mehr schächten will. Der Chafez Chajim rief den Schochet zu sich und fragte ihn nach seinen Beweggründen. Dieser antwortete ihm: "Ich kann in der Nacht nicht schlafen, ich habe Angst vor der großen Verantwortung. Wenn ich einen kleinen Fehler mache essen hunderte Leute wegen mir unkoscher." Doch der Chafez Chajim entgegnete ihm: "Was denkst du, weshalb ich dich als Schochet will? Hättest du keine Angst, und könntest du ruhig schafen, müsste ich mir überlegen, ob du der richtige für diese Aufgabe bist!" Er bezog sich dabei auf unseren Passuk und Raschis Kommentar dazu. So wie Aharon der Richtige für seine Aufgabe war, weil er Angst hatte, so war es auch der Schochet aus diesem Grund.


Am Anfang der Parascha dieser Woche erklärt Mosche seinem Bruder Aharon genau, wie er das erste Opfer im Mischkan (Stiftszelt) darbringen soll. Anschließend sagt er: "Komm zum Altar [und bringe die Opfer dar]". Raschi erklärt, dass Mosche seinen Bruder extra dazu auffordern musste, mit der Arbeit zu beginnen, da dieser sich schämte, weil er an der Sünde mit dem Goldenen Kalb beteiligt war und Angst hatte, nicht für den Opferdienst geeignet zu sein. Mosches Entgegnung war: "Weshalb schämst du dich? Deshalb wurdest du doch ausgewählt!"
Auf den ersten Blick scheint Mosche nicht wirklich auf alle Sorgen seines Bruders einzugehen: Wenn G'tt ihn ausgewählt hatte, war er anscheinend dafür geeignet, aber trotzdem schämte sich Aharon für seine Beteiligung an der Sünde und wollte deshalb kein Opfer im Mischkan darbringen! Doch eigentlich meinte Mosche: "Du schämst dich, und du fürchtest dich, und deshalb wurdest du ausgewählt, die Opfer zu bringen." Es war genau dieser Charakterzug Aharons, dass er sich so sehr für seine Sünde schämte, und dass er so besorgt war, nicht für den Posten geeignet zu sein, der ihn dafür qualifizierte.
Der Chason Isch wurde einst nach einer Empfehlung für einen Rabbiner eines kleinen Beit Knesset gefragt. Als er erfuhr, dass der von ihm Empfohlene sich zierte, die Stelle anzunehmen, ließ er ihn zu sich rufen und fragte ihn, woran es liege. Er antwortete, dass er befürchte, nicht für den Posten geeignet zu sein. Der Chason Isch sagte ihm darauf: "Genau deshalb habe ich dich ausgewählt! Du hast Angst, nicht geeignet zu sein und Fehler zu machen, aber genau deshalb wirst du es sehr gut machen!"
Das ist genau dieser Charakterzug, den auch Aharon hatte, der ihn so geeignet als Kohen Hagadol machte.
Wir sollten daraus lernen, dass wir auf unsere Sünden nicht stolz sein sollten. Selbst wenn wir nicht immer perfekt handeln, sollten wir uns zumindest bewusst sein, dass wir gerade einen Fehler machen und uns dafür schämen.


In der Parascha dieser Woche bringen Nadaw und Awihu, zwei der Söhne Aharons, ein Opfer, das ihnen nicht befohlen wurde. In der Folge werden sie durch ein plötzlich auftauchendes Feuer getötet. Es gibt aber Diskussionen über die genaue Sünde der beiden Brüder. Da das Verbot, den Tempeldienst nach dem Genuß von Wein zu auszuüben, direkt nach dieser Episode erwähnt wird, gibt es eine Meinung, nach der Nadaw und Awihu nach Weinkonsum die erwähnten Opfer brachten, und deshalb getötet wurden. Doch diese Erklärung birgt scheinbar einen Widerspruch: Wie konnten die beiden für die Übertretung eines Gebotes bestraft werden, das erst später übermittelt wurde?

Tatsächlich war der Tempeldienst im angeheiterten Zustand nach den bis dahin geltenden Gesetzen nicht verboten. Dennoch hätte Nadaw und Awihu klar sein müssen, dass man in diesem Zustand nicht dienen kann. Es kommt vor, dass die Halacha ein bestimmtes Verhalten erlaubt und es dem Menschen überlässt, ob er von selbst versteht, dass man es trotzdem nicht tun sollte. Nadaw und Awihu hat diese Einsicht gefehlt - deshalb wurden sie nach dieser Erklärung bestraft. Da auch für den Rest dieses Verbot nicht klar war, hat es G'tt dann gleich nach dieser traurigen Episode explizit befohlen.

Die Lehre, die wir daraus ziehen sollten: Es reicht nicht, sich Wort für Wort an den Buchstaben des Gesetzes zu halten. Jeder muss sich überlegen, inwieweit ein bestimmtes Verhalten für ihn oder allgemein angemessen und passend ist.


In den ersten sieben Tagen der Einweihung des Mischkan (Stiftszelt) führte Mosche den G'ttesdienst. Am achten Tag übergab er diese Aufgabe seinem Bruder Aharon, der von nun an Kohen Gadol sein sollte. Der Ba'al haturim sagt, dass Mosche zu Aharon sagte: "Weil ich mich in der Wüste beim Dornbusch sieben Tage weigerte, nach Ägypten zu gehen, habe ich es nur verdient, sieben Tage zu dienen."
Dies bedarf einer Erklärung. Wenn Mosche dafür bestraft wurde, dass er nicht sofort gegangen ist, sollte er ja nicht für jeden Tag, an dem er sich geweigert hat, einen zusätzlichen Tag dienen dürfen.
Dies lässt sich erklären, wenn man dazu bedenkt, dass sich Mosche sieben Tage weigerte, weil er als jüngerer Bruder eigentlich Aharon den Vorzug geben wollte: Nur diese sieben Tage, an denen er sich G'ttes willen widersetzte, um seinem Bruder nicht zu verletzen, verdiente er es, G'tt zu dienen.


Am Anfang der dieswöchigen Parascha beauftragt Mosche seinen Bruder Aharon, ein Sündenopfer für sich und anschließend eines für das Volk zu bringen.
Später steht, dass Mosche zu Aharon sagt: "Bring dein Sündenopfer, um für dich und das Volk Buße zu tun. Dann bring das Opfer für das Volk, um für das Volk Buße zu tun."
In diesen beiden Sätzen steckt doch ein Widerspruch. War das erste Sündenopfer nur für Aharon oder für ihn und das Volk?

Wenn man eine Sünde begeht, ist das schon schlimm. Aber es gibt etwas, das noch schlimmer ist: jemanden anderen dazu zu bringen, eine Sünde zu begehen.
Aharon war an der Geschichte mit dem Goldenen Kalb beteiligt. Auch wenn er Gründe dafür hatte, oder es nicht absichtlich tat, hat er doch einen Teil der Sünde verursacht.
Deshalb hat er sein Opfer auch für seinen Anteil an der Sünde des ganzen Volkes gebracht, und anschließend das Opfer für das Volk, um für dessen Sünden zu büßen.

Wir lernen daraus, wie schlimm es ist, bei jemand anderem eine Sünde zu begehen, und wie bedeutend auch der kleinste Anteil an einer Awera (Sünde) ist. Deswegen müssen wir uns bemühen, nicht nur selber keine Awerot zu begehen, sondern auch unsere Mitmenschen nicht dazu zu bringen.


Die Menschen halten es für selbstverständlich, dass sie Fleisch essen. Aber woher nimmt sich der Mensch als G'ttes Geschöpf das Recht heraus, andere G'ttesgeschöpfe zu essen?
Die Antwort finden wir in unserer Parascha: Die Tora zählt darin die koscheren und die unkoscheren Tiere auf. Die Tora gibt dem Menschen dadurch das Recht dazu, Tiere zu essen, dass sie nicht nur schreibt, was zu Essen verboten ist, sondern auch explizit, was erlaubt ist. Denn es wäre eigentlich unnötig, das extra zu erwähnen, da ja eigentlich alle nicht verbotenen Tiere erlaubt sind. Die besondere Erwähnung der zum Essen erlaubten Tiere gibt dem Menschen das Recht, Tiere zu essen.