In der Parascha dieser Woche wird das Jowel-Jahr beschrieben. So wurde in Zeiten des Bestehens des Tempels jedes fünfzigste Jahr genannt, für das spezielle Regelungen galten und das einige rechtliche Konsequenzen mit sich brachte. Raschi erklärt, dass der Name vom Schofar herrührt, das bei der Beschreibung der Toragabe so genannt wurde. Doch wenn auch das Schofar Teil der Zeremonien zum Joweljahr war, waren die anderen Bestimmungen viel eindrücklicher. So galten einerseits Regelungen ähnlich wie im Schmittajahr, das heißt es durfte nicht gesät und geerntet werden und es galten spezielle Bestimmungen bezüglich der Verwendung der Früchte aus diesem Jahr, wie es auch heute noch im Schmittajahr ist. Andererseits bedeutete das Joweljahr aber auch, dass alle Knechte befreit wurden und zu ihrer Familie zurückkehrten, sowie, dass alle Felder wieder an ihre Besitzer zurückgegeben wurden. Ein Verkauf eines Feldes galt also immer nur bis zum nächsten Joweljahr. Warum wurde das Jahr trotz all dem nach dem Schofar benannt?
Die Essenz von Jom Kippur ist "Chasara biTschuwa", wörtlich die "Rückkehr mit Buße." Doch zu welchem Ursprung kehrt man zurück? Natürlich kehrt man zu den Wegen der Tora und der Gebote zurück, doch noch viel grundlegender kehrt man zu sich selbst zurück: Vor der Geburt lernt man mit einem Engel die ganze Tora und wird in einem absolut reinen Zustand geboren. Es ist dieser ursprüngliche Zustand, zu dem man nach einer echten "Rückkehr mit Buße" zurückkehrt. 
Im Joweljahr kehrt man ebenfalls zu seinem Ursprung zurück: Knechte kehren zu ihrer Familie zurück, Felder kommen wieder in den Besitz ihrer ursprünglichen Besitzer. Das Schofar, auch Jowel genannt, steht für diese Rückkehr zum Ursprung, und das ist das Wesen dieses besonderen Jahres.

 


In der Parascha dieser Woche werden die Halachot von Schmita, dem siebten Jahr, in dem keine Feldarbeit verrichtet werden darf, erläutert. Sehr bekannt ist die hypothetische Frage, die die Tora aufwirft: "Und wenn ihr sagen werdet: 'Was sollen wir essen im siebten Jahr?' Wir werden ja nicht säen und unsere Ernte nicht einsammeln." und die daran anschließende Versicherung, dass im sechsten Jahr genug Ernte für drei Jahre verfügbar sein wird.

Doch die Frage ist eigentlich unklar: Im sechsten Jahr darf ja gesät werden, erst im siebten Jahr ist es verboten. Daher ist im siebten Jahr noch die Ernte aus dem sechsten Jahr verfügbar. Das Problem beginnt erst im achten Jahr.

Der Ramban erklärt, dass man die Punktierung im Satz anders setzen muss: "Und wenn ihr sagen werdet: 'Was sollen wir essen?' im siebten Jahr."

Der Kli Jakar bietet eine andere Erklärung an: Im Zusammenhang mit dem Man, dem Essen, das vom Himmel kam, steht: "Ich werde euch quälen, hungern lassen und das Man geben." Doch worin liegt die Qual, wenn man das Man erhält? Ein Mensch kann nur wirklich gut essen und zufrieden sein, wenn er auch weiß, wann er das nächste Mal essen wird. Das Man allerdings musste komplett aufgegessen werden und durfte nicht für den nächsten Tag aufgehoben werden. Das bedeutet, es durfte gegessen werden, doch man konnte sich nie sicher sein, ob man am nächsten Tag auch nur einen Bissen haben wird. Das Essen unter solchen Umständen ist eine Qual. Aus diesem Grund sagt uns die Gemara auch, dass wir einem Armen neben einer Mahlzeit auch eine Wegzehrung mitgeben sollen, damit er weiß, dass er später noch etwas essen kann und so die Mahlzeit wirklich genießen kann. Im Lichte dieser Überlegungen erklärt der Kli Jakar, dass wir im siebten Jahr zwar Essen haben, aber da wir nichts einsäen können, erwarten müssen, im nächsten Jahr nichts zu haben. Aus diesem Grund kann die Frage, die die Tora aufwirft, bereits im siebten Jahr relevant sein. 


Diese Woche werden zwei Paraschot gelesen. Die erste ist Paraschat "Behar". Behar bedeutet "am Berg". Am Beginn der Parascha steht, dass G'tt zu Mosche "am Berg Sinai" sprach. In der Folge werden die genauen Regeln für Schmitta, also das brach liegen lassen aller Felder in Israel jedes siebte Jahr, beschrieben. Es durfte nichts gepflanzt werden, und von den Früchten, die dennoch wuchsen, durfte jeder sich nehmen, was er für den persönlichen Gebrauch benötigte.

Raschi stellt die Frage, weshalb, anders als bei jedem anderen Gebot in der Tora, hier betont wird, dass das Gebot "am Berg Sinai" gegeben wurde. Er erklärt, dass das Gebot von Schmitta als Beispiel für alle anderen Gebote dient: So wie das Gebot von Schmitta inklusive aller seiner Bestimmungen und Details am Berg Sinai gegeben wurden, und nicht nur die Grundlagen, so wurden auch bei allen anderen Mizwot alle Details schon am Berg Sinai gegeben, auch wenn sie nicht in der schriftlichen Tora stehen, sondern mündlich überliefert wurden.

Doch auch dazu stellt sich noch die Frage, weshalb ausgerechnet Schmitta als Beispiel gewählt wurde, und nicht zum Beispiel Schabbat oder Kaschrut.

Das Gebot von Schmitta beinhaltet ein besonderes Versprechen, das es bei den anderen Geboten nicht gibt: G'tt verspricht uns, dass es im sechsten Jahr genug Ernte geben wird, um drei Jahre, im sechsten, siebten und achten Jahr, davon zu leben. So ein Versprechen kann nur der Schöpfer der Welt geben, und das ist der Grund, weshalb ausgerechnet Schmitta als Beispiel für alle Gebote gewählt wurde: An diesem Versprechen können wir sehen, dass dieses Gebot wirklich "vom Berg Sinai", direkt von G'tt sein muss.


In der Parascha dieser Woche steht: "Und wenn dein Bruder vermögensschwach wird, und es schwankt seine Hand bei dir, so unterstütze ihn." Eigentlich steht im Original aber: "so wirst du durch ihn unterstützt." Aus diesem scheinbaren Widerspruch lernt die Gmara, dass der Verdienst eines Armen, der Zdakka bekommt, größer ist als der Verdienst dessen, der die Zdakka gibt, denn der Arme ermöglicht es anderen Leuten, die Mizwa von Zdakka zu erfüllen, und diese Mizwa schützt vor Tod und anderen schlimmen Dingen.

Wenn man in der Früh ins Beit Knesset kommt, und mehrere Zdakka-Bittsteller sieht, könnte man sich denken, dass zu viele anfragen, man könne ja nicht jedem etwas geben. Man sollte sich aber bei jedem weiteren denken, dass es wieder eine Gelegenheit für eine Mizwa ist, wieder eine Gelegenheit, etwas Gutes zu tun, die man sonst nicht hätte. Wenn man sich diese Sicht der Dinge zu eigen macht, wird man vom Herzen gerne Zdakka geben.