Es stellt sich einem oft die Frage, wie sehr man sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen. Etwa, wie sehr man sich bemühen muss, jemanden zu erreichen, wie oft man vergeblich anrufen muss, bevor man es aufgeben kann oder soll.
Vom Chason Isch ist bekannt, dass er immer höchstens zweimal versuchte, jemanden anzurufen, wenn er zum Beispiel jemandem helfen wollte und dazu Unterstützung von einer bestimmten Person benötigte. Denn je mehr man glaubt, desto weniger Bemühen wendet man auf, da einem klar ist, dass G'tt handeln wird, wenn es angezeigt ist, unabhängig davon, wie oft man zum Beispiel anruft. Man muss lediglich sein Bemühen zeigen und sich dann auf G'tt verlassen. Natürlich ist nicht jeder auf dieser Stufe und wir werden vermutlich auch einige Male öfter anrufen. Aber dennoch sollten wir genug Glauben haben, dass wir verstehen, dass es eine Grenze unseres Bemühens geben muss und dass wir den Rest dem Glauben überlassen sollten.
In der Parascha dieser Woche macht sich Bil'am auf den Weg, das jüdische Volk zu verfluchen. Dreimal weicht seine Eselin - vollkommen untypisch - vom Weg ab beziehungsweise bleibt einfach stehen, als ein Ausweichen nicht möglich ist und wird daraufhin von Bil'am geschlagen. Der Engel G'ttes, den die Eselin bereits zuvor gesehen hatte, der Bil'am aber erst jetzt erschien, fragte diesen, weshalb er die Eselin nun dreimal geschlagen hatte. Interessanterweise fragt er, warum Bil'am dreimal geschlagen hat - zweimal wäre anscheinend in Ordnung gewesen. Dies liegt daran, dass man sich bei einem einmaligen ungewöhnlichen Verhalten eines Tieres noch keine besondere Gedanken machen muss - nachdem es bereits zweimal passiert ist, sieht dies schon anders aus.
Dies ist die Quelle des Chason Isch für seine Gewohnheit, zweimal zu versuchen, jemanden zu erreichen. Es kann einmal geschehen, dass jemand nicht abhebt, aber wenn dies zweimal geschieht, kann man sich schon Gedanken darüber machen, ob G'tt hier einen anderen Plan hat.
Die Episode vom Propheten Bilam, der das Volk verfluchte, findet sich in der Tora zweimal: Einmal in der Parascha dieser Woche, und einmal in Paraschat Ki Teze. Dort steht: "Der Ewige, dein G'tt, hat dir den Fluch in Segen umgewandelt." Hier fällt das auf den ersten Blick überflüssige Wort "dir" auf, das den Sinn des Satzes scheinbar nicht verändert.
In der Parascha der Vorwoche wird mehrere Male betont, dass die Erde nicht nur Korach und seine Familie verschluckte, sondern auch seinen gesamten Besitz. Dies erklärt sich damit, dass an Korach keine Erinnerung bleiben sollte.
Doch dies kann noch weiter ausgeführt werden: Wenn ein Mensch verstirbt und mit seinem Vermögen gute Taten getan werden, wenn zum Beispiel für ein Krankenhaus oder eine Jeschiwa gespendet wird, ist dies auch ein Verdienst für den Verstorbenen, und zwar nicht nur bei der Spende, sondern jedes einzelne Mal, wenn jemand von dieser profitiert, wenn also jemand dort lernt oder eine medizinische Behandlung erhält. G'tt wollte nicht, dass Korach diese Verdienste erhält, die sein großes Vermögen verursacht hätte, weshalb er es komplett in der Erde verschwinden ließ.
Dies erklärt auch die eingangs gestellte Frage: Man könnte auf die Idee kommen, dass Bilam einen Verdienst dadurch hat, dass er im Endeffekt das Volk gesegnet hat. Um das klarzustellen, schreibt die Tora, dass G'tt "dir", also dem Volk den Fluch in einen Segen gewandelt hat, aber nicht Bilam, der daraus keinen Verdienst hatte, da er ja geflucht hatte.
Jeder sollte darauf achten, dafür zu sorgen, dass etwas von ihm bleibt, an das erinnert wird und das für Verdienste auch nach dem Anleben Sorge trägt.
Die Gemara erklärt, dass den nichtjüdischen Völkern Bilam als Prophet gegeben wurde, damit diese nicht einwenden können, dass die Juden Mosche als Propheten hatten und ihre geistige Größe darin begründet liegt. Nun kann man also entgegnen, dass auch die anderen Völker einen ebenbürtigen Propheten, und damit eine faire Chance hatten, auf den richtigen Weg zurückzukehren.
Doch kann Bilam, über den der Midrasch berichtet, dass er mit seiner Eselin verkehrte und der Balak den Ratschlag gab, die jüdischen Männer durch die Töchter der Moabiter verführen zu lassen, der also den Tiefpunkt moralischen Verhaltens darstellt, wirklich mit Mosche Rabenu, dem Gipfel an Heiligkeit, verglichen werden?
Rabbi Meir von Bridschan erklärt, dass die Macht eines Propheten, eines Königs, eines Generals, oder jedes anderen Führers, von seiner Gefolgschaft kommt. Nur weil ein Volk sich dem Herrscher unterordnet, kann dieser über es herrschen. Lehnt sich das Volk auf und revoltiert, ist der Herrscher kein Herrscher mehr. Als Mosche Rabenu am Berg Sinai war und das Volk unten mit dem Goldenen Kalb sündigte, wies G'tt ihn an, hinunter zu gehen. Doch warum sollte er das tun? Sobald sich das Volk aufgelehnt hatte, war er zeitweise kein Anführer mehr und konnte deshalb auch nicht für das Volk die Tora entgegennehmen.
Ein Führer hängt also von seinem Volk ab und wird von ihm beeinflusst, sei es zu Gutem oder zum Schlechten. Als Mosche merkte, dass das Volk G'ttes Plan nicht mehr erfüllen wollte und sündigte, ersuche er G'tt dann auch tatsächlich, ihn seines Amtes zu entheben, da er nicht als Anführer des Volkes auf den falschen Weg gebracht werden wollte.
Bilam hätte das Potential gehabt, so zu sein wie Mosche Rabenu, doch sein Volk zog ihn auf den Weg der Unreinheit und Sünde.
Balak, der König von Moaw, hat Angst vor dem in seiner Nähe lagernden Volk und schickt Boten zum Propheten Bila'am, die diesen engagieren sollen, das jüdische Volk zu verfluchen. Nachdem er zweimal darum gebeten hat, erlaubt G'tt ihm, mit den Boten mitzugehen. Allerdings darf er nur sagen, was G'tt ihm in den Mund legt.
Bilam beschreitet den Weg auf einer Eselin. Diese beginnt auf der Reise plötzlich störrisch zu werden. Bilam schlägt sie und setzt die Reise fort. Doch die Eselin ist weiter störrisch. Schließlich beginnt die Eselin zu sprechen und offenbart Bilam, dass der Weg von einem Engel blockiert wurde. Nun sieht auch er den Engel. Dieser fragt ihn: "Warum hast du die Eselin dreimal geschlagen?" Bil'am entgegnet, dass er den Engel nicht gesehen hat, doch dieser geht auf diese Antwort gar nicht ein, da es in Wahrheit keine Antwort ist.
Die Aufgabe eines Menschen ist es, die Zeichen G'ttes zu bemerken und sie zu verstehen. Wenn man zum Beispiel auf einer Bananenschale ausrutscht, ist es kurzsichtig, diesen Vorfall nur darauf zurückzuführen, dass jemand diese dort liegengelassen hat. Das ist nicht der Grund, weshalb man auf dieser ausgerutscht ist. Alles was geschieht, ist der Wille G'ttes, und es ist unsere Aufgabe zu überlegen, weshalb Dinge geschehen. Vielleicht sollte man diesen Weg nicht gehen, oder man begeht eine Sünde und G'tt will einen warnen. Vom Chason Isch wird berichtet, dass er nie dreimal versuchte, jemanden anzurufen. Wenn er die Person beim zweiten Mal nicht erreichte, hatte er sein Bemühen geleistet, alles andere ist in der Hand G'ttes. Und auch wir sollten uns überlegen, weshalb Dinge, die wir versuchen, nicht klappen. Wenn es sich um heilige Dinge handelt, wie zum Beispiel zur Tefila zu gehen, handelt der Jezer Hara, der uns abhalten will. Aber in anderen Fällen müssen wir überlegen, ob das Vorhaben von uns überhaupt verfolgt werden sollte.
Genauso hätte Bilam sich überlegen müssen, weshalb seine Eselin, auf der er schon seit langer Zeit ritt, sich plötzlich so seltsam verhielt. Ein naheliegender Gedanke wäre gewesen, dass dieser Weg wohl keiner ist, den er beschreiten sollte.
Im Streit um Korach und seine Gefolgschaft wurde die Entscheidung auf den folgenden Tag verlegt. Denn das Man, das jede Früh kam, lag bei gerechten Leuten näher als bei schlechten. Und tatsächlich lag das Man von Mosche in seinem Zelt, während jenes von Korach weit weg lag. Doch dieses klare Zeichen hielt Korach nicht ab. Er argumentierte, dass dies nur zeige, dass er Mosche noch intensiver bekämpfen müsse. Man kann jedes Ereignis ignorieren oder willkürlich interpretieren, wie dies Bilam und Korach taten. Doch unsere Aufgabe ist es, sehr wohl auf die Zeichen G'ttes, der über diese in ständigem Kontakt mit uns ist, zu achten.
Nachdem Balak, der König Moaws, eine zweite Delegation zum Propheten Bilam geschickt hatte, um diesen zu beauftragen, das jüdische Volk zu verfluchen, entgegnete dieser: "Ich kann doch nicht den Ausspruch G'ttes, meines G'ttes übertreten, Kleines oder Großes zu tun." Doch ist es nicht selbstverständlich, dass er nichts Großes tun kann, wenn er nicht einmal etwas Kleines gegen den Willen G'ttes machen kann?Nachdem Balak, der König Moaws, eine zweite Delegation zum Propheten Bilam geschickt hatte, um diesen zu beauftragen, das jüdische Volk zu verfluchen, entgegnete dieser: "Ich kann doch nicht den Ausspruch G'ttes, meines G'ttes übertreten, Kleines oder Großes zu tun." Doch ist es nicht selbstverständlich, dass er nichts Großes tun kann, wenn er nicht einmal etwas Kleines gegen den Willen G'ttes machen kann?Die Gemara beschreibt in Massechet Brachot, was die Kraft Bilams war, zu verfluchen: Er kannte den Moment am Tag, an dem G'tt über die Welt zürnt. Ein Fluch genau in diesem Moment kann schlimme Konsequenzen haben. Doch Tosfot fragen, wie Bilam diesen Moment mit mehreren Versuchen und mehrere Sätze langen Reden ausnutzen wollte? Wenn es wirklich nur ein Moment ist, bleibt keine Zeit für diese Ausführlichkeit. Eine Erklärung von Tosfot ist, dass bereits ein Wort genau im richtigen Moment reicht: "Kalem", zerstöre sie. Eine andere Erklärung besagt, dass der Fluch nur in genau dem Moment beginnen muss, dann aber länger andauern kann. Eine Andeutung auf diese beiden Erklärungen finden wir in unserem Pasuk: Bilam kann keinen "kleinen", also kurzen Fluch aussprechen, um das Volk auszulöschen. Doch er kann nicht einmal einen "großen", also ausführlicheren Fluch tätigen, in dem er zumindest das Leben für das Volk beschwerlich macht. Beides hängt nur vom Willen G'ttes ab, der Bilams Versuche zu fluchen zu wunderbaren Segen für das Volk umwandelte.
Nachdem Bilam erfolglos versucht hatte, das Volk im Auftrag Balaks zu verfluchen, berichtet die Tora, dass sich viele jüdische Männer mit Moabiterinnen versündigten. Raschi erklärt, dass Bilam Balak den Rat gegeben hat, die Moabiterinnen sollen die Juden zur Sünde verführen, um sie so von G'ttes Wegen abzubringen. In der darauffolgende Seuche kamen insgesamt 24.000 Juden um, bevor Pinchas sie stoppen konnte. Doch wieso wurden so plötzlich so viele Männer zur Sünde verführt? Immerhin ist von einer Generation die Rede, die die Meerspaltung erlebt hatte und von Mosche und Aharon persönlich Tora lernte.
Die Antwort darauf finden wir am Anfang der Parascha. Die Macht Bilams lag darin, dass er genau wusste, an welchem Moment des Tages G'tt zornig auf die Welt ist. Ein Fluch in diesem Augenblick kann tatsächlich negative Konsequenzen haben. Er war damit in diesem Fall aber nicht erfolgreich, weil G'tt in diesen Tagen keinen Zorn auf die Welt hatte. Deshalb sagte er auch: "Was kann ich mit Zorn treffen, wo G'tt nicht gezürnt?"
In diesem Moment, in dem G'tt zürnt, kommt große Furcht auf die Welt. Auch wenn man es nicht bewusst merkt, spürt man diese G'ttesfurcht und sie stärkt den Widerstand gegen den bösen Trieb. Doch nachdem G'tt in diesen Tagen nicht zürnte, fehlte diese tägliche G'ttesfurcht-Ration, wodurch die Juden in so großer Zahl sündigten.
Am Anfang der Parascha ist nur von "Balak ben Zipor" die Rede. Erst bei seiner zweiten Erwähnung wird Balak als König von Moaw bezeichnet.
Es gibt Menschen, die in einer Führungsposition sind, weil sie eine Persönlichkeit haben, die sie dazu befähigt, sie sind intelligent und gebildet. Doch es gibt auch Personen in Führungspositionen, die diese Eigenschaften nicht haben. Diese kommen an die Macht, in dem sie andere aufhetzen und Ängste schüren.
Zwischen Balaks ersten beiden Erwähnungen in dieser Parascha wird beschrieben, wie das Volk aufgehetzt wurde und die Bnei Israel als furchteinflößendes Feinbild dargestellt wurden. Es ist genau diese Hetze, die Balak, der nicht einmal Moabiter war, an die Macht brachte, weshalb er nach der Beschreibung der Hetze auch als König von Moaw bezeichnet wird.
Doch dieses Phänomen ist nicht auf die Zeit der Tora beschränkt, auch heute gibt es Führungspersönlichkeiten, die ihres Amtes würdig sind, und solche, die durch Hetze und das Schüren von Ängsten an die Macht kommen.
In der dieswöchigen Parascha will Balak, der König von Moaw, den Propheten Bil'am engagieren, um das jüdische Volk zu verfluchen. Doch weshalb will er unbedingt das Volk verfluchen? Würde es nicht reichen, Bil'am zu beauftragen, das Volk Moaw zu segnen, damit sie im Kampf erfolgreich sind?
Zu der Stelle, an der Balak erwähnt, dass alles, was Bil'am segnet, gesegnet ist, und alles, was er verflucht verflucht ist, erklärt Raschi, dass Balak das so genau wusste, weil es im vorangegangenen Kampf von Moaw gegen Sichon, den König von Cheschbon eben dieser war, der Bil'am beauftragte, um Moaw zu verfluchen. Das bringt uns auch zu einer Antwort auf unsere Frage: Da Bil'am Moaw bereits verflucht hat, kann er das Volk jetzt nicht mehr segnen, sondern nur noch das jüdische Volk ebenfalls verfluchen.
Eine andere Antwort beschäftigt sich mit der menschlichen Herangehensweise an Erfolg. Damit jemand oben steht, gibt es zwei Möglichkeiten: Er kann selbst gut sein, oder er kann die anderen schlecht machen, sodass er im Vergleich besser dasteht. Und oft ist es einfacher, den anderen zu stören und schlecht zu machen, als selbst Erfolg zu haben. Der Ba'al Schem Tov war einmal mit seinen Chassidim bei einem jüdischen Schuster zu Gast. Beim Verabschieden bedankt sich der Zaddik bei seinem Gastgeber und fragt, ob er noch irgendetwas für ihn tun kann. Der Schuster klagt, dass sein bisher gut gehendes Geschäft nicht mehr so profitabel ist, seit ein zweiter Schuster seine Werkstatt eröffnet hat und viele Kunden gewinnen konnte. Er wollte nun, dass sein Gast ihn mit geschäftlichem Misserfolg bei seinem Konkurrenten segnet. Doch der Ba'al Schem Tov entgegnete: Das kann ich nicht. Hättest du für dich um Erfolg gebeten, hätte ich es gemacht, aber da du dem anderen nur schlechtes wolltest, hast du jetzt weder das eine, noch das andere.
Wir sollten alle die Kraft, die wir dafür aufwenden, es anderen schlechter zu machen, dafür aufwenden, es für uns besser zu machen!
In der Haftara dieser Woche werden wir dazu aufgefordert, daran zu denken, wie G'tt uns gerettet hat, indem er den gepanten Fluch von Bilam in einen Segen umwandelte. Doch weshalb musst G'tt uns hier retten? Hätte Bilam mit seinem Fluch wirklich etwas bewirken können? Was ist die Kraft eines Fluches?
In der Gemara wird von einem bestimmten Kriechtier erzählt, das Menschen tödlich biss. Das Tier ließ sich nicht fassen und stellte so ein großes Problem dar. Als Rabbi Chanina ben Dossa um Rat gefragt wurde, ließ er sich das Erdloch zeigen, aus dem das Tier normalerweise kam und stelle seinen Fuß darauf. Das Tier kam und biss ihn und verstarb daraufhin. Rabbi Chanina ben Dossa erklärte daraufhin, dass dieser Vorfall kein Wunder war, denn "nicht das Tier tötet, sondern die Sünde." Die Leute starben wegen ihrer Sünden, und das Tier wurde nur als Bote geschickt.
Ein Mensch verflucht einen anderen normalerweise nur, wenn er durch diese Person Leid erfahren hat. Wenn jemand nun verflucht wurde, wird im Himmel sein Buch geöffnet und die Mizwot und Awerot überprüft. Wenn Sünden gefunden werden, wird der Mensch bestraft, auch wenn er davor nicht bestraft wurde, weil G'tt in seiner Barmherzigkeit die Strafe aufgeschoben hat, damit der Mensch sich bessern kann. Das heißt, dass auch hier nicht der Fluch das Leid für einen Menschen bringt, sondern seine eigenen Sünden. Der Fluch bewirkt nur, dass er genauer überprüft wird.
Deshalb müssen wir G'tt dankbar sein, dass er Bilams Fluch abgewendet hat. Denn hätte er ihn nicht abgewendet, wären die Sünden des Volkes genauer untersucht worden. Und nach den Episoden des Goldenen Kalbs, der Kundschafter und anderer nicht besonders ruhmreicher Ereignisse in den 40 Jahren Wüstenwanderung wäre das Volk bestraft worden.
Doch weshalb hätte Bilam das Volk überhaupt verfluchen können? Es hatte ihm ja gar kein Leid angetan. Doch ein Fluch kann nicht nur wirken, wenn eine Person sich über etwas ärgert, das ihr widerfahren ist, sondern auch, wenn G'tt zum Beispiel wegen Götzendienst zornig ist. Bilam kannte genau die Momente, ihn denen G'ttes Zorn es ermöglicht, einen wirksamen Fluch auszusprechen.
Flüche sind für manche Leute, für die sonst Religion keine Rolle spielt, etwas sehr Ernstes und Schwerwiegendes. Viele hängen auch diversen abergläubischen Ritualen an. Das rührt daher, dass nicht nur der Körper seine Nahrung braucht, sondern auch die Seele. Wenn ein Mensch versucht, ihr diese in Form von Religion und Tora zu verweigern, ersetzt sie ihr Bedürfnis durch andere geistige Dinge.
In der dieswöchigen Parascha will Balak, der König von Moaw, den Propheten Bil'am engagieren, um das jüdische Volk zu verfluchen. Als dieser G'tt fragte, ob er den Auftrag annehmen dürfe, antwortet G'tt: "Geh nicht mit ihnen, verfluche das Volk nicht, denn es ist gesegnet." Raschi erklärt, dass hier eigentlich ein Dialog stattgefunden hat, von dem nur die Antworten G'ttes in der Tora stehen. Bil'am bat darum, mitgehen zu dürfen, um das Volk zu verfluchen. Darauf antwortete G'tt: "Geh nicht mit ihnen!" Dann bat Bil'am darum, das Volk von seinem Wohnort aus verfluchen zu dürfen. Darauf meinte G'tt: "Verfluche das Volk nicht!" Nun wollte Bil'am es segnen. Dem entgegnete G'tt: "Es ist bereits gesegnet!"
Doch warum wollte Bil'am, der eben noch die Erlaubnis wollte, das Volk zu verfluchen, es plötzlich segnen?
Dieser Sinneswandel kann mit einer anderen Stelle in der Tora erklärt werden: Als Ja'akow vor seinem Zusammentreffen mit Esaw zu G'tt betete sagte er: "Rette mich vor meinem Bruder, vor Esaw." Damit ist gemeint, dass G'tt ihn vor Esaw, seinem Feind, der ihn bekämpfen will, aber auch vor seinem Bruder Esaw, der engen brüderlichen Kontakt zu ihm will, retten soll. Der enge Kontakt zu einem Bösewicht wie Esaw ist sehr schädlich. Bil'am wusste das. Als er einsah, dass er keine Chance hatte, das Volk zu verfluchen, wollte er es segnen, um ihm so womöglich zu schaden. Schließlich durfte er das Volk weder segnen noch verfluchen, aber er konnte sein Ziel doch teilweise verwirklichen. Er gab Balak den Rat, dass die Töchter von Moaw die Männer des jüdischen Volkes verführen sollen, was diese auch taten, womit sie viele Mänenr aus dem Volk dazu brachten, schlussendlich Götzen zu dienen.
Riwka, die Mutter von Ja'akow und Esaw, war 20 Jahre unfruchtbar, bevor sie ihre Zwillingssöhne gebar. Ein Midrasch besagt, dass sie so lange warten musste, bis sie Kinder bekam, weil sie von ihrem Bruder, dem Bösewicht Lawan, beim Abschied gesegnet wurde. Hätte sie sofort Kinder bekommen, hätte man das dem Segen Lawans zugeschrieben. Erst nach 20 Jahren war sichergestellt, dass man Riwkas Glück nicht mit Lawans Segen in Verbindung bringen würde. Daher war nach einer anderen Erklärung der Grund, weshalb G'tt nicht wollte, dass Bil'am das Volk segnet, dass der Segen dann lange Zeit nicht erfüllt werden könnte, damit er nicht Bil'am zugeschrieben wird.
Schlussendlich änderte G'tt dann Bil'ams Worte und machte aus dem Fluch einen Segen. Dabei sprach aber nicht Bil'am, sondern G'ttes Gegenwart sprach aus Bil'am.
In der Parascha dieser Woche beauftragt Balak den Propheten Bilam, das Volk zu verfluchen. Doch G'tt sagt ihm, dass er nicht zu Balak gehen und das Volk nicht verfluchen soll, da es gesegnet ist. Daraufhin will Bilam es segnen, was G'tt ebenfalls nicht erlaubt. Es stellt sich die Frage, weshalb Bilam, der das Volk gerade noch verfluchen wollte, plötzlich um die Erlaubnis bittet, es segnen zu dürfen.
Das jüdische Volk kann potentiell auf zwei Wegen bedroht werden: Durch Zerstörung oder durch Liebe. Man sieht das auch, als Ja'akow sich auf die Begegnung mit seinem Bruder Esaw vorbereitet, wo er betet: "Rette mich vor meinem Bruder, vor Esaw." Mit "meinem Bruder" ist die Sorge gemeint, dass er durch zu engen Kontakt mit seinem Bruder gefährdet werden könnte, mit "Esaw" ist die Sorge gemeint, dass er durch Esaw getötet werden könnte.
So sehen wir in der Geschichte unseres Volks, dass wir manchmal durch Pogrome und Massaker bedroht waren, und manchmal durch Assimilation, die durch äußerst gute und enge Bindung an die nichtjüdische Bevölkerung enstand.
Bilam wusste, dass er das Volk nicht durch Vernichtung zerstören kann. Deshalb versuchte er es auf dem anderen Weg und wollte es segnen, um es so durch besonders starke Nähe zu bedrohen. Schlussendlich hatte er auch einen kleinen Erfolg, als er nach dem missglückten Versuch, das Volk zu verfluchen, den Ratschlag gab, die Männer mit den midjanitischen Frauen zu verführen, und sie so zum Götzendienst zu bringen.
Deshalb ist es unsere Aufgabe, auf unsere jüdische Identität zu achten, und den Mittelweg zwischen zu engem Kontakt zum nichtjüdischen Umfeld, und zu großer Distanz und Feindschaft zu finden.
In der Parascha dieser Woche ruft der König von Moaw, Balak, den Propheten Bilam ben Beor zu Hilfe. Dieser soll das jüdische Volk verfluchen. Auf dem Weg nach Moaw weicht die Eselin Bilams einige Male vom Weg ab, weil sie einen bewaffneten Engel sieht, den Bilam nicht sehen kann. Schließlich beginnt die Eselin zu sprechen und weist Bilam auf seinen Fehler hin.
Die letzten Zeilen der Tora berichten vom Tod Mosches und stellen eine Art von Nachruf auf Mosche dar. Einer dieser letzten Sätze (in Paraschat Wesot Habracha) lautet: "Und es stand in Israel kein Prophet wie Mosche mehr auf." Damit ist gemeint, dass es im Volk Israel keinen größeren Propheten als Mosche gab oder geben wird - bei den anderen Völkern aber schon. Dieser Prophet war Bilam ben Beor, der auf derselben geistigen Stufe stand wie Mosche.
Würde dieser Satz, der Bilam auf eine Stufe mit Mosche setzt, nicht viel besser in die dieswöchige Parascha passen, um die Bedeutung von Bilam zu erklären?
Der Sinn eines Nachrufs ist es auch, dass die Zuhörer daraus eine Botschaft mitnehmen können. Deshalb wird dieser Satz, der Mosche und Bilam von der geistigen Stufe her gleichstellt, dort erwähnt. Uns wird damit klar gemacht, dass beide die gleichen Voraussetzungen hatten, diese aber unterschiedlich genutzt haben. Mosche wurde zu einem großen Führer des Volkes, der mit vielen Wundern im Zusammenhang stand, während Bilam versagte und seine Anhänger zur Unzucht und zum Götzendienst anstiftete.
Diesen Abstieg des Propheten Bilam erkennen wir auch an der Geschichte mit der Eselin: G'tt lässt Bilam unter das Niveau eines Tieres sinken, indem die Eselin wie ein Mensch spricht, während dieser sie nur schlägt. Die Eselin erkennt die Gefahr und reagiert entsprechend, während der große Prophet blind geradeaus geht.
In Paraschat Balak engagiert Balak, König von Moaw, den Propheten Bilam, damit er das jüdische Volk verfluche. Da G'tt ihm diese Mission nicht erlaubt, richtet er den Boten Balaks aus, dass er den Befehl G'ttes nicht übertreten könne, selbst wenn er "ein Haus voll Silber und Gold bekäme."
Im letzten Kapitel von Pirkej Awot wird die Geschichte von Rabbi Jossi ben Kisma erzählt, dem auf der Straße ein Mann begegnete, der ihn überreden wollte, von seiner Stadt "von Weisen und Schriftgelehrten" in eine andere Stadt als Rabbiner zu kommen. Er bot ihm dafür neben Edelsteinen und Perlen auch eine Million Golddinar an. Doch Rabbi Jossi ben Kisma lehnte das Angebot mit den Worten ab: "Auch wenn du mir alles Silber und Gold und alle Edelsteine und Perlen der Welt gäbest, würde ich nur an einem Ort des Torastudiums wohnen."
Rabbi Jossi hat genauso wie Bilam, der dafür kritisiert wird, gemeint, dass er auch für reichliche Bezahlung nicht kommen würde. Doch Rabbi Jossi wurde tatsächlich eine große Summe Geld angeboten, und so musste er klarstellen, dass er die angebotene Stelle nicht wegen schlechter Bezahlung sondern aus anderen Überlegungen ablehnte. Bilam hingegen wurde nie Gold oder Silber angeboten, und trotzdem hielt er es für nötig, reiche finanzielle Vergütung ins Spiel zu bringen.
Doch weshalb hat Rabbi Jossi die Stelle eigentlich abgelehnt?
Die Antwort findet sich im genauen Wortlaut des Angebots: "Rabbi, wäre es dein Wille, mit uns an unserem Ort zu wohnen? Ich werde dir eine Million Golddinar (...) geben." Es ging dieser Stadt also nur darum, dass ein so angesehener Gelehrter in der Stadt lebt. Rabbi Jossi hat verstanden, dass sie nach ihren eigenen Regeln, "an unserem Ort", leben wollen, und sich von ihm nichts sagen lassen wollten. So einer Stelle, wo es tatsächlich nur um Geld und einen Repräsentationsposten ging, wollte er nicht gegen seine Stadt voller Gelehrter eintauschen. Hätte er aber ein ehrliches Angebot bekommen, Rabbiner einer Gemeinde zu werden, die sich nach seinem Rat und seinen Entscheidungen richten, hätte er das Angebot unter Umständen angenommen.
Balak, der König von Moaw, hat Angst vor den Juden und schickt Boten zum Propheten Bila'am, die diesen engagieren sollen, das jüdische Volk zu verfluchen. Nachdem er zweimal darum gebeten hat, erlaubt G'tt ihm, mit den Boten mitzugehen. Allerdings darf er nur sagen, was G'tt ihm in den Mund legt.
Bil'am beschreitet den Weg auf einer Eselin. Diese beginnt auf der Reise plötzlich störrisch zu werden. Bil'am schlägt sie und setzt die Reise fort. Doch die Eselin ist weiter störrisch. Schließlich beginnt die Eselin zu sprechen und offenbart Bil'am, dass der Weg von einem Engel blockiert wurde. Nun sieht auch Bil'am den Engel. Dieser fragt ihn: "Warum hast du die Eselin dreimal geschlagen?" Bil'am entgegnet: "Ich habe gesündigt." Er bietet außerdem an, umzukehren.
Es stellt sich die Frage, welche Sünde Bil'am meint, begangen zu haben. Der Sforno erklärt, dass G'tt jeden Augenblick mit den Menschen spricht. Wir können das Gespräch aber nicht mit den Ohren hören, sondern brauchen dazu unsere Augen und den Verstand. Durch jede Kleinigkeit, die im Alltag geschieht, spricht G'tt zu uns. Wir müssen uns bei allem, was passiert, fragen, was das zu bedeuten hat.
Bil'am hat das nicht getan. Seine Eselin, die sich schon lange Zeit nie störrisch verhalten hat, reagiert nun dreimal hintereinander sehr seltsam. Bil'am hätte eigentlich merken müssen, dass etwas nicht stimmt, und hätte darüber nachdenken müssen. Erst als er den Engel sieht, versteht er, und bietet deshalb auch sofort an, umzukehren.
Auf Wunsch von Balak macht sich der Prophet Bil'am auf den Weg, das jüdische Volk zu verfluchen. Unterwegs stellt sich ein Engel in seinen Weg, um ihn aufzuhalten. Diesen Engel beschreibt die Tora als "Satan", also als bösen Engel. Raschi sagt zu dieser Stelle, dass es ein "Engel der Barmherzigkeit" war, denn obwohl ihn der Engel stören wollte, also böse war, war es sein Ziel, Bil'am davon abzubringen, eine Sünde zu begehen, für die er bestraft würde, nämlich das jüdische Volk zu verfluchen, er übte also Barmherzigkeit.
Wir können daraus lernen, dass wir Probleme und Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen, verstehen müssen. Manchmal gelingt uns etwas nicht, weil es für uns besser ist, dass es nicht gelingt. Oder es soll uns dazu veranlassen, über unsere Taten nachzudenken, um festzustellen, ob wir nicht eine Sünde beganen haben, und uns bessern sollten.