Dies sind die Erzeugnisse Noachs: Noach, ein gerechter Mann, war (...) sittenrein.
Denn dich habe ich gerecht vor mir gesehen (...)
Noach wird am Anfang der Parascha mit doppeltem Lob ausgezeichnet: Er ist gerecht und sittenrein. Der Ausdruck sittenrein kommt auch an anderer Stelle in der Tora vor. Gemeint ist, dass man den Drang, die Zukunft wissen zu wollen, unterdrücken kann.
Später allerdings wird Noach nur mehr als "gerecht" bezeichnet. Es wird erklärt, dass man in Anwesenheit einer Person nur etwas Lob ausspricht. Ist die Person nicht anwesend, kann man das ganze Lob ausdrücken. Doch hier lobt G'tt Noach in direkter Rede eigentlich mit dem halben Lob - ein statt zwei Ausdrücke. Das ist mehr als nur etwas Lob.
Doch wie wir auch im Sefer Melachim sehen, in dem Schlomos Entwicklung zum "Mann" beschrieben wird, drückt das Wort "Isch" (Mann) in der Sprache der Tora auch aus, dass jemand einen Weg und ein Ziel hat, das er ohne Umschweife anstrebt. Dementsprechend ist der Ausdruck "Mann" im ersten Pasuk der Parascha auch ein Lob. Denn er blieb trotz der chaotischen Entwicklungen der Welt zu seiner Zeit seinem Weg und seiner Richtung treu.
Raw Arieh Leib Steimann ergänzt noch ein weiteres Lob im ersten Pasuk: Die Wiederholung des Wortes "Noach" selber deutet an, dass "Noach", was "angenehm" bedeutet, ebenfalls ein Lob ist. Noach war bei den Menschen beliebt und genoss das Ansehen G'ttes. Dementsprechend finden wir im ersten Pasuk vier Ausdrücke des Lobes: "Noach (angenehm), ein Mann (mit Richtung und Zielt), ein Gerechter, der sittenrein war."
Nun wird klar, dass das Lob G'ttes an Noach, er sei ein Gerechter tatsächlich nur ein wenig des ihm in Wahrheit gebührenden Lobes darstellt. Gerettet wurde er aber, weil er G'ttes Wohlwollen besaß, was auch bereits in seinem Namen angedeutet wird.
Der Midrasch sagt, dass das Urteil über die Generation der Flut wegen des Diebstahls, der damals begangen wurde, finalisiert wurde. Da sich die Generation damals bekanntlich des Götzendienstes, der Un- und Inzucht sowie des Blutvergießens schuldig gemacht hatte, ist es schwer verständlich, weshalb ausgerechnet der Diebstahl die Sintflut mit der Auslöschung beinahe aller Lebewesen mit sich brachte.
Die Gemara erklärt, dass G'tt zunächst nicht Leben uns Gesundheit eines Menschen beeinträchtigt. Damit ist gemeint, dass schlechtes Verhalten nicht sofort mit einer Krankheit oder dem Tod bestraft wird. Vielmehr erhält der Sünder Andeutungen in Form von monetären Einbußen, wie defekte Geräte, die repariert werden müssen. Wenn so etwas geschieht, kann man sich leicht denken, dass dies passieren kann, dass das Gerät vielleicht schon alt war, etc. Doch in Wirklichkeit müssen wir versuchen, diese Andeutungen zu verstehen. Wenn uns etwas passiert, dann gebührt es uns auch, auch wenn uns nicht sofort klar ist, weshalb.
Es gibt die Geschichte von einer Familie in Israel, die nach dem Tod des Vaters die Mutter unter großen Opfern bei such aufnahm, obwohl sie nur eine kleine Wohnung und viele Kinder hatte und jeden Grund gehabt hätte, dies abzulehnen. Kurz nachdem die Mutter schließlich einige Jahre später verstarb, wurde ein Kind dieser Familie krank. Bei dieser Gelegenheit merkte der Vater, dass er gar nicht mehr weiß, wo die Klinik sich befindet, da seit der Aufnahme seiner Mutter bei ihnen niemand mehr krank geworden war, genauso wie kein Gerät kaputt ging, kein Kind Nachhilfe benötigte und auch sonst keine derartigen Probleme auftraten.
Doch wenn dies so ist, warum hat G'tt die Generation der Flut sofort und komplett bestraft? Weshalb wurde nicht zuerst ihr Besitz zerstört, wie es laut der Gemara eigentlich der Weg sein sollte?
Die Antwort finden wir im obenzitierten Midrasch: Da in dieser Generation jeder stahl, besaßen die Leute nicht, was ihnen wirklich gehörte. Doch G'tt kann nur das Eigentum eines Menschen belasten, um diesem eine Andeutung zu geben, und nicht das Eigentum eines anderen, das dieser bei sich hat. Daher ergab es sich, dass die Generation letztlich wirklich wegen des Diebstahls so schwer bestraft wurde.
Als Noach betrunken unbekleidet eingeschlafen ist, erwähnt die Tora, dass Schem und Jefet rückwärts hineingingen, um ihren Vater nicht in diesem Zustand zu sehen. Später steht noch einmal, dass ihre Gesichert rückwärtsgewandt waren. Der Alschich erklärt, dass sie ihren Vater in diesem Zustand nicht sehen wollten, aber sie wollten nichteinmal, dass ihr Angesicht ihrem Vater gegenüber ist, selbst wenn die Augen zum Beispiel verdeckt gewesen wären. Das ist vergleichbar mit der Halacha, das es während des Betens der Amida eine Unterscheidung zwischen Ober- und Unterkörper geben muss, damit das "Herz nicht die Scham sieht." Auch hier wollen wir nicht, dass unser Herz in Anwesenheit eines nackten Körpers ist und machen daher eine Trennung.
Raw Fürst, der Rabbiner des Schifschuls vor der Schoah war, beschäftigt sich damit, wie Schem und Jefet ihrem Vater noch mit so viel Respekt begegnen konnten, nachdem er in so einer beschämenden Situation war. Doch sie wandten ihre Gesicht zurück, das bedeutet sie blickten in die Vergangenheit, in der Noach Gunst in G'ttes Augen gewann, von ihm sogar als "Zadik" bezeichnet wurde. Dieser Blick auf die Vergangenheit erlaubte ihnen, dem Vater weiter mit Respekt zu begegnen.
Auch uns kann das helfen, einer Person, die nicht besonders respektabel wirkt, Respekt und Ehre zu erweisen. Wenn wir daran denken, was diese Person früher getan und geleistet hat, werden wir dies in die Gegenwart mitnehmen. So befiehlt uns die Gemara auch, einen Gelehrten zu ehren, der sein Wissen verloren hat, zum Beispiel durch eine Krankheit, denn auch die unbeschrifteten Bruckstücke der Gebotstafeln lagen im Aron Hakodesch direkt neben den neuen Tafeln mit den Zehn Geboten.
Die Tora beschreibt zunächst den Befehl G'ttes an Noach, eine Arche zu bauen. Erst anschließend erfährt Noach, dass es eine Sintflut geben wird, und nur diejenigen Menschen und Tiere überleben werden, die er mit auf die Arche nehmen wird. Die Reihenfolge wäre umgekehrt nachvollziehbarer: Zuerst wird das Problem beschrieben (die Überschwemmung), und dann die Lösung (die Arche).
Doch der Bau an sich hatte bereits eine Funktion, losgelöst von der folgenden Sintflut. Durch den jahrelangen Bau ergaben sich viele Gelegenheiten, bei denen Noach von Zeitgenossen angesprochen wurde, was er da tue. In der Folge konnte er erklären, dass die Menschheit sündigt und sie zur Besserung aufrufen. Die Sintflut am Ende des Baus war für den leider eingetretenen Fall vorgesehen, dass die Menschheit nicht zum richtigen Weg zurückkehrt.
Nach einer anderen Erklärung verwirklicht sich hier der Grundsatz, dass G'tt die "Heilung" immer vor der "Wunde" erschafft. Das klassische Beispiel dafür ist die Purimgeschichte: Noch bevor Haman an die Macht kam und seinen vernichtenden Plan ersinnen konnte, befand sich Esther bereits als Königin im königlichen Palast, bereit, die Katastrophe abzuwenden. Genauso verhielt es sich zu Noachs Zeit: Als der starke Regen begann, stand die Arche bereits bereit und wartete nur darauf, bevölkert zu werden.Die Tora beschreibt zunächst den Befehl G'ttes an Noach, eine Arche zu bauen. Erst anschließend erfährt Noach, dass es eine Sintflut geben wird, und nur diejenigen Menschen und Tiere überleben werden, die er mit auf die Arche nehmen wird. Die Reihenfolge wäre umgekehrt nachvollziehbarer: Zuerst wird das Problem beschrieben (die Überschwemmung), und dann die Lösung (die Arche).
Doch der Bau an sich hatte bereits eine Funktion, losgelöst von der folgenden Sintflut. Durch den jahrelangen Bau ergaben sich viele Gelegenheiten, bei denen Noach von Zeitgenossen angesprochen wurde, was er da tue. In der Folge konnte er erklären, dass die Menschheit sündigt und sie zur Besserung aufrufen. Die Sintflut am Ende des Baus war für den leider eingetretenen Fall vorgesehen, dass die Menschheit nicht zum richtigen Weg zurückkehrt.
Nach einer anderen Erklärung verwirklicht sich hier der Grundsatz, dass G'tt die "Heilung" immer vor der "Wunde" erschafft. Das klassische Beispiel dafür ist die Purimgeschichte: Noch bevor Haman an die Macht kam und seinen vernichtenden Plan ersinnen konnte, befand sich Esther bereits als Königin im königlichen Palast, bereit, die Katastrophe abzuwenden. Genauso verhielt es sich zu Noachs Zeit: Als der starke Regen begann, stand die Arche bereits bereit und wartete nur darauf, bevölkert zu werden.
Die Tora beschreibt zunächst den Befehl G'ttes an Noach, eine Arche zu bauen. Erst anschließend erfährt Noach, dass es eine Sintflut geben wird, und nur diejenigen Menschen und Tiere überleben werden, die er mit auf die Arche nehmen wird. Die Reihenfolge wäre umgekehrt nachvollziehbarer: Zuerst wird das Problem beschrieben (die Überschwemmung), und dann die Lösung (die Arche).
Doch der Bau an sich hatte bereits eine Funktion, losgelöst von der folgenden Sintflut. Durch den jahrelangen Bau ergaben sich viele Gelegenheiten, bei denen Noach von Zeitgenossen angesprochen wurde, was er da tue. In der Folge konnte er erklären, dass die Menschheit sündigt und sie zur Besserung aufrufen. Die Sintflut am Ende des Baus war für den leider eingetretenen Fall vorgesehen, dass die Menschheit nicht zum richtigen Weg zurückkehrt.
Nach einer anderen Erklärung verwirklicht sich hier der Grundsatz, dass G'tt die "Heilung" immer vor der "Wunde" erschafft. Das klassische Beispiel dafür ist die Purimgeschichte: Noch bevor Haman an die Macht kam und seinen vernichtenden Plan ersinnen konnte, befand sich Esther bereits als Königin im königlichen Palast, bereit, die Katastrophe abzuwenden. Genauso verhielt es sich zu Noachs Zeit: Als der starke Regen begann, stand die Arche bereits bereit und wartete nur darauf, bevölkert zu werden.Die Tora beschreibt zunächst den Befehl G'ttes an Noach, eine Arche zu bauen. Erst anschließend erfährt Noach, dass es eine Sintflut geben wird, und nur diejenigen Menschen und Tiere überleben werden, die er mit auf die Arche nehmen wird. Die Reihenfolge wäre umgekehrt nachvollziehbarer: Zuerst wird das Problem beschrieben (die Überschwemmung), und dann die Lösung (die Arche).
Doch der Bau an sich hatte bereits eine Funktion, losgelöst von der folgenden Sintflut. Durch den jahrelangen Bau ergaben sich viele Gelegenheiten, bei denen Noach von Zeitgenossen angesprochen wurde, was er da tue. In der Folge konnte er erklären, dass die Menschheit sündigt und sie zur Besserung aufrufen. Die Sintflut am Ende des Baus war für den leider eingetretenen Fall vorgesehen, dass die Menschheit nicht zum richtigen Weg zurückkehrt.
Nach einer anderen Erklärung verwirklicht sich hier der Grundsatz, dass G'tt die "Heilung" immer vor der "Wunde" erschafft. Das klassische Beispiel dafür ist die Purimgeschichte: Noch bevor Haman an die Macht kam und seinen vernichtenden Plan ersinnen konnte, befand sich Esther bereits als Königin im königlichen Palast, bereit, die Katastrophe abzuwenden. Genauso verhielt es sich zu Noachs Zeit: Als der starke Regen begann, stand die Arche bereits bereit und wartete nur darauf, bevölkert zu werden.
Nachdem Noach und seine Familie die Arche nach der Flut verlassen hatten, baute Noach Wein an. Als er einmal von diesem Wein betrunken war, schlief er entblößt in seinem Zelt ein. Noachs Söhne Schem und Jefet gingen rückswärtsgewandt ins Zelt, um ihren Vater nicht in diesem Zustand zu sehen und deckten ihn zu. Die Tora betont ein zweites Mal, dass "ihr Gesicht rückgewandt" blieb. Raschi und andere Kommentatoren beschäftigen sich mit der Frage, weshalb dies nochmal erwähnt werden muss, wenn bereits bekannt ist, dass sie das Zelt von ihrem Vater abgewandt betraten. Raschi erklärt, dass sie sich zum Bedecken umdrehen mussten, dann aber zumindest ihr Gesicht abwendeten, um ihren Vater keinesfalls auch nicht kurz in diesem Zustand zu sehen.
Wenn sich jemand sehr unmanierlich und unangenehm in der Öffentlichkeit verhält, zum Beispiel, wenn er bei einem eleganten Hochzeitsessen mit den Händen Essen aus den Servierschüsseln nimmt und direkt verschlingt, kann man leicht einen schlechten Eindruck von der Person bekommen. Doch wenn man versucht, darüber nachzudenken, wer diese Person ist und wie man sie sonst kennt, wird einem zum Beispiel einfallen, dass die Person ein guter Familienvater, ein Wohltäter, ein guter Gastgeber, etc ist. Der Blick auf einen einzelnen Augenblick kann vom wahren Wesen des Menschen ablenken.
Dies kann man auch in der besprochenen Szene aus der Tora erkennen. Schem und Jefet erfahren von der Situation ihres Vaters, die für ihn alles andere als rühmlich ist. Doch anstatt negativ über ihn zu denken, besinnen sie sich seiner Vergangenheit, dass er ein Zaddik ist, auf G'tt gehört und sich um alle Tiere gekümmert hat und verhalten sich dementsprechend auch weiter mit dem größtmöglichen Respekt und versuchen in jedem Detail, die Schande ihres Vaters zu schmälern. Dies ist in den wenigen Worten angedeutet, wenn die Tora scheinbar wiederholt, dass "ihr Gesicht rükgewandt" blieb. Ihre Gesichter blickten zurück, in der Vergangenheit und behielten deshalb das überwiegend positive Bild ihres Vater bei.
Der Chafez Chaim schrieb, dass man jeden Menschen für sich zum positiven richten muss. Das bedeutet, dass man immer versuchen muss, das Verhalten eines anderen in einem positiven Licht zu sehen, auch wenn es auf den ersten Augenblick negativ erscheint. Dies ist vor allem dann möglich, wenn man nicht nur auf die aktuelle Situation schaut, sondern den ganzen Menschen mit seiner ganzen Vergangenheit betrachtet.
Das sind die Generationen des Noach. Noach war ein gerechter Mensch (...)
Es stellt sich die Frage, weshalb das Wort "Noach" hier zweimal direkt hintereinander steht, und nicht zum Beispiel: "(...) des Noach, der ein gerechter Mensch war", oder "Er war in gerechter Mensch."
Zwischen Noach und Awraham liegen 10 Generationen. Da Noach aber ein sehr langes Leben hatte, erlebte er Awraham noch und verstarb erst, als dieser 58 Jahre alt war. Die neun Generationen dazwischen erzürnten G'tt, zum Beispiel durch den Turmbau in Bawel. Awraham kam schlussendlich und ihm kam, wie es die Gemara sagt, der Verdienst aller Generationen seit Noach zu. Deshalb sagt uns die Tora, dass das wesentliche der Generationen, also der Nachfahren Noachs "Noach" war - ein Wort mit dem Zahlenwert 58 - der während 58 Jahren seines Lebens den Verdienst und die Genugtuung hatte, seinen Nachfahren Awraham zu erleben.
Wenn man das Lebensalter der Personen, die in den Paraschot Bereschit und Noach erwähnt sind, betrachtet, fällt sofort auf, dass es immer weiter sinkt, bis es zu heute üblichen Lebensspannen kommt. Man könnte sich denken: Wozu sollte man 900 Jahre leben? Was tut man so lange auf der Welt? Ist das nicht schon zu viel?
Der Midrasch erzählt, dass Adam zuerst 1000 Jahre leben sollte. Als er erfuhr, dass König David gleich bei der Geburt sterben sollte, entschied er sich, ihm 70 seiner Jahre zu schenken. Deshalb wurde David auch 70 Jahre alt. Als Adam 930 wurde und sterben sollte, wollte er die Schenkung zurücknehmen, was ihm G'tt aber nicht mehr erlaubte.
Doch weshalb wollte Adam nach über 900 Lebensjahren noch weitere 70 Jahre leben? Was hat ihm noch gefehlt? Die Antwort ist, dass Adam vor seiner Sünde unsterblich war und bis heute tragen wir das ursprüngliche Ziel unendlich zu leben in uns. Wir werden nie mit einem Alter zufrieden sein und wollen immer länger leben. Dies hat zur Folge, dass auch Leute in scheinbar ausweglosen Situationen noch den Willen haben, weiterzumachen. Unsere Aufgabe ist es, unsere Lebenszeit sinnvoll zu nutzen, um wirklich zu leben und nicht nur lebendig zu sein.
Viele Kommentatoren beschäftigen sich mit der Frage, weshalb G'tt die ganze Welt und fast alle Lebewesen überfluten musste. Hätte es nicht gereicht, Strafen zu verhängen, einzelne Sünder zu zu töten oder andere, weniger radikale Maßnahmen zu setzen? Eine ähnliche Frage stellt sich bei der Stadt S'dom, die ebenfalls komplett zerstört wurde, statt die einzelnen Sünder für ihre Vergehen zu bestrafen.
Doch es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen "gewöhnlichen" Sündern, die Regeln brechen und die Toragebote ignorieren, zu Gesellschaften wie auf der Erde vor der Sintflut und in S'dom vor der Zerstörung: Wenn es ein System des Rechts und der Ordnung gibt, hat es einen Sinn, individuelle Sünder für ihre Sünden zu bestrafen und auf eine Rückkehr auch vieler Sünder zum richtigen Weg zu warten. Doch wenn bereits die Führung und das System keine rechtliche Ordnung aufweisen, und verwerfliches Verhalten erlaubt und gesellschaftlich anerkannt, oder wie in S'dom, teilweise sogar vorgeschrieben ist, gibt es keine Chance für eine positive Entwicklung, weshalb G'tt zu scheinbar radikalen Maßnahmen wie der Zerstörung allen Lebens oder einer ganzen Stadt greifen musste.
Moderne Rechtsordnungen ändern sich im Laufe der Jahre. Dinge, die vor einigen Jahrzehnten noch streng verboten waren, sind nun erlaubt, denn wenn eine große Anzahl an Menschen eine Bestimmung nicht einhält, kann sich die Gesellschaft nicht erlauben, einen Großteil ihrer Mitglieder zu Verbrechern zu machen. Ganz anders ist dies bei den Geboten der Tora: Diese gelten unabänderlich und hängen nicht von willkürlichen Werteänderungen ab.
Zu Mincha am Jom Kippur haben wir die Geschichte von Jona gelesen. Dieser sollte den Bewohnern der Stadt Ninve prophezeien, dass die Stadt zerstört werden wird, wenn sie ihre Wege nicht ändern. Doch Jona wollte diesen Befehl nicht ausführen, da er wusste, dass die Bewohner der Stadt sofort Tschuwa machen werden, während die Juden trotz der Warnungen vieler Propheten noch nicht vollständig den Weg zurück zu G'tt gefunden haben. Aus einem ähnlichen Grund schlug Mosche auf den Stein in der Wüste, um Wasser hervorzubringen, anstatt mit ihm zu sprechen, da sich das Volk sonst den Vorwurf gefallen lassen hätte müssen, dass es nicht auf G'tt hört, obwohl sogar ein lebloser Stein G'ttes Befehl ohne Widerspruch erfüllt.
Doch woher wusste Jona, dass die Bewohner von Ninve Tschuwa machen werden, und weshalb wurde überhaupt ein jüdischer Prophet entsendet, um eine nichtjüdische Stadt zu warnen? So eine direkte Warnung kommt sonst im Tanach nicht vor.
In der dieswöchigen Parascha wird erzählt, wie Aschur seine Heimat verlässt und an einem anderen Ort die Stadt Ninve gründet, weil er merkt, dass seine Kinder von Nimrod, der G'tt leugnet und seine ganze Generation zum Aufstand gegen ihn verleitet, beeinflusst werden.
Jona wusste also, was die Herkunft der Bewohner Ninves war und auf welcher Basis diese Stadt gegründet wurde - nämlich auf der Basis des Glaube an G'tt und der Ablehnung jeder Leugnung G'ttes. Er wusste auch, dass Abweichungen auf den falschen Weg korrigiert werden können, wenn nur die Basis in Ordnung ist. Deshalb war ihm klar, dass die Bewohner Ninves sich ihrer Herkunft besinnen und Tschuwa machen werden, was zu einem sehr konkreten Vorwurf an die Juden geführt hätte.
G'tt begründete in einem Gespräch mit Jona auch mit dieser Herkunft von Ninve, warum die Bewohner durch einen jüdischen Propheten gewarnt werden sollen: "Ihr Vater verließ sein Land um meinetwillen, gehe und erfülle diesen Auftrag!"
Für uns ist es wichtig, die Bedeutung eines richtigen Beginns zu verstehen. Wenn die Basis in Ordnung ist, können wir zu etwas zurückkehren und können auf etwas aufbauen. Wir beginnen in diesen Wochen, die Tora von Anfang an zu lesen. Wir sollten uns bemühen, sie von Anfang an Woche für Woche zu lernen, um das ganze Jahr darauf aufbauen zu können.
Die Tora erzählt uns diese Woche, wie eine Sintflut die ganze Erde erfasste und alles zerstörte, was nicht auf Noachs Arche in Sicherheit war. Die Sintflut war eine Folge der Verdorbenheit der Menschen zu dieser Zeit. Doch weshalb musste die ganze Erde zerstört werden, wenn nur die Menschen verdorben waren?
In der Mischna in Pirkej Awot steht, dass die Welt auf drei Grundlagen basiert: Der Tora, dem G'ttesdient und der Wohltätigkeit. Diese drei Konzepte, die auch durch die drei Urväter des Volkes symbolisiert werden (Awraham steht für Wohltätigkeit, Jizchak für G'ttesdienst und Ja'akow für die Tora), stellen auch die Grundlage für die drei Verbote dar, die man selbst unter Lebensgefahr nicht übertreten darf: Götzendienst, als Bruch des Vertrauens zwischen G'tt und dem Menschen, durch den G'ttesdienst symbolisiert, Mord, als Bruch des Vertrauens zwischen dem Mensch und seinen Mitmenschen, durch die Wohltätigkeit symbolisiert, und Unzucht, als Störung der Beziehung des Menschen mit sich selbst, durch Tora symbolisiert.
Wenn die Menschheit eines dieser Prinzipien missachtet, hat das Konsequenzen zur Folge, doch die Welt als solche kann weiter bestehen. Wenn aber, wie zur Zeit der Sintflut, alle diese Prinzipien missachtet werden, hat die Welt keine Grundlage mehr und muss zerstört werden. Es liegt deshalb an jedem von uns, aus der Episode der Flut eine Lehre zu ziehen und sich in diesen wichtigen Mizwot zu stärken.
In der dieswöchigen Parascha werden die sieben Mizwot der Bnei Noach, der Nachfahren Noachs, beschrieben. Eine dieser Mizwot ist es, kein Stück eines lebendes Tieres zu essen. So ein Verhalten würde zu Grausamkeit führen, und ist deshalb für alle Menschen verboten.
Ein weiteres Verbot ist das Blutvergießen. Der genaue Wortlaut lautet: "Wer das Blut des Menschen im Menschen verschüttet, dessen Blut soll vergossen werden, denn in der Gestalt G'ttes hat er den Menschen erschaffen."
Zu diesem Passuk gibt es einige Fragen und Interpretationen. Es ist zum Beispiel nicht eindeutig, wer gemeint ist mit "in der Gestalt G'ttes hat er ihn erschaffen". Dem ersten Anschein nach ist das Opfer gemeint: Man darf einen anderen Menschen nicht töten, weil dieser in der Gestalt G'ttes erschaffen wurde. Doch es kann auch der Täter gemeint sein: Du bist in der Gestalt G'ttes geschaffen, also kannst du dich nicht wie ein Tier verhalten, das andere Tiere tötet.
Aber auch die Bedeutung von "im Menschen", im Original "ba'adam" bedarf einer Erklärung. Eine Erklärung besagt, dass damit gemeint ist, dass ein Mensch zusehen muss, es also einen Zeugen geben muss. In diesem Fall müsste man "ba'adam" mit "in der Anwesenheit eines Menschen" übersetzen.
Eine weitere Erklärung besagt, dass mit dem "Menschen im Menschen" ein Embryo im Bauch der Mutter gemeint ist, dass also dieser Passuk die Abtreibung verbietet
Nach einer dritten Erklärung ist damit das Beschämen einer anderen Person gemeint. Denn dabei tötet man die Person gewissermaßen innerlich, doch bei dieser Art des Sterbens bleibt das Blut im Menschen, man tötet also "den Menschen im Menschen".
In der Parascha dieser Woche wird erklärt, dass Noach ein gerechter Mann "in seinen Generationen" war. Es gibt zwei bekannte Interpretationen für die Formulierung "in seinen Generationen". Es gibt diejenige, die ihn lobt: Er war in seiner Generation, in der es nur Bösewichte gab, ein Gerechter, umwieviel gerechter wäre er in der Generation von Awraham Awinu gewesen. Die andere kritisiert ihn: Verglichen mit den Leuten seiner Generation war er ein Gerechter, aber in der Generation von Awraham Awinu wäre er nicht herausgestochen.
Doch wenn es eine positive Interpretation gibt, weshalb sucht man dann noch eine negative? Sollte man nicht versuchen, jeden so positiv wie möglich zu beurteilen?
Es gibt zwei Antriebe, weshalb ein Mensch sich an die Tora hält. Entweder, er tut es aus innerem Antrieb und tiefer Überzeugung. Oder er sieht, wie der Zustand der Leute ist, die es nicht tun, und fühlt sich davon so abgestoßen, dass er die Tora hält.
In der Mischna werden zum Beispiel die vier verschiedenen Leute beschrieben, die mit dem Beit Midrasch verbunden sind: Einer, der lernt, aber nicht ins Beit Midrasch geht, einer der ins Beit Midrasch geht, aber nicht lernt, einer, der hingeht und lernt, und einer, der weder hingeht, noch lernt. Der vierte passt eigentlich nicht in die Aufzählung, denn er hat mit dem Beit Midrasch nichts zu tun. Doch er bringt Leute, die von ihm und seinem Lebenswandel abgestoßen werden, dazu, ins Beit Midrasch zu gehen und zu lernen - insofern ist er also auch mit dem Beit Midrasch verbunden.
Das ist auch die Meinungsverschiedenheit der Kommentatoren, was Noach betrifft: Glaubte er an G'tt aus tiefer Überzeugung und innerem Antrieb? Dann wäre er in Awrahams Generation umso größer gewesen. Oder glaubte er an G'tt weil er vom negativen Beispiel seiner ganzen Generation abgeschreckt war? Dann wäre er trotzdem ein Gerechter, aber in Awrahams Generation, wo er das abschreckende Beispiel nicht gehabt hätte, wäre er nicht herausgestochen.
Nach dem Ende der Sintflut schickt Noach zuerst einen Raben aus. Als dieser zurückkehrt schickt er zweimal eine Taube aus, bis diese ein Olivenblatt mitbringt, um vom nächsten Ausflug schließlich gar nicht mehr zurückzukehren. Anschließend deckt er die Planen der Arche ab, und sieht, dass das Land getrocknet ist und wieder bevölkerbar ist. Nun wartet er den g'ttlichen Befehl ab, die Arche zu verlassen, und erst dann verlassen Noach samt Familie und alle Tiere das Schiff.
Weshalb musste Noach auf G'ttes Befehl warten, wenn er doch wusste, dass die Sintflut vorbei war? Die Tora will uns damit die absolute Gültigkeit von g'ttlichen Befehlen demonstrieren. Noach erhielt den Befehl, die Arche zu betreten - bis er den Befehl zum Verlassen erhält, bleibt er deshalb auch. Doch diese Erklärung birgt einen Widerspruch: Wenn Noach sowieso auf den Befehl G'ttes wartete, wären die Erkundungsflüge des Raben und der Taube doch nicht nötig gewesen?
Einerseits zeigte Noach damit seine Bereitschaft, nach der Katastrophe der Sintflut und einem beschwerlichen Jahr in der Arche seine Aufgaben wieder aufzunehmen, und die Erde wieder neu zu bevölkern und G'tt zu dienen.
Das Land Israel war von der Sintflut nicht betroffen. G'tt hätte also Noach und seine Familie nach Israel schicken können, um sie zu beschützen. Der Bau der Arche und das gemeinsame Leben auf engem Raum für ein Jahr war trotzdem notwendig, um Noach die Möglichkeit zu geben, ein Jahr lang Wohltätigkeit mit den Menschen und Tieren zu üben - und im Verdienste dieser Wohltätigkeit konnte er dann die Arche am Ende auf G'ttes Befehl hin auch wieder verlassen.
Der Midrasch erzählt von der Diskussion zwischen Awraham und Nimrod über die Existenz G'ttes. Zum Abschluss der Diskussion beschließt Nimrod, Awraham in eine Löwengrube zu werfen. Wenn G'tt tatsächlich, wie Amram behauptet, existiert, würde er ihn ja retten. Tatsächlich überlebt er diese erste Prüfung auch vollkommen unbeschadet. Nach ihm wurde sein Bruder Haran zu den Löwen geworfen. Da Haran aber keinen vollständigen Glauben an G'tt hatte, wie sein Bruder, sondern sich nur zu G'tt bekannte, als er sah, wie sein Bruder überlebte, rettete G'tt ihn nicht.
Weshalb hat Nimrod ihn aber überhaupt in die Löwengrube geworfen, nachdem G'ttes Existenz durch Awrahams Überleben schon bewiesen war?
Nachdem Awraham aus der Lebensgefahr befreit wurde, gab es unter den Götzendienern solche, die argumentierten: Awrahams Vater, der mit Götzenstatuen handelte, ist ein großer Förderer von Götzendienst. Awraham wurde vermutlich nicht von G'tt, sondern von einer Götze im Verdienste seines Vaters getötet. Als aber Haran, der die selbe Abstammung wie Awraham hatte, die selbe Prüfung nicht überlebte, war damit endgültig bewiesen, dass G'tt und keine Götze Awraham gerettet hat.
Wir sollten aber niemals wie Nimrod G'ttes Existenz oder seine Führung aller Geschehnisse auf der Welt bezweifeln, sondern stattdessen wie Awraham jedes kleine Wunder als Beweis für die umfassende Führung G'ttes betrachten.
In der Parascha dieser Woche steht, dass Noach ein "gerechter Mann in seiner Generation" war. Raschi beschäftigt sich mit der Frage, wie es zu verstehen ist, dass Noach "in seiner Generation" ein Zaddik (gerechter Mann) war. Es gibt dazu zwei Meinungen:
Die eine Meinung besagt, dass er sogar in seiner Generation ein Zaddik war, und umso mehr wäre er in einer Generation voller guter und gerechter Leute gerecht gewesen. Die andere Meinung besagt, dass er zwar in seiner Generation gut war, aber "hätte er zu Zeiten von Awraham gelebt, hätte er keine Bedeutung gehabt."
Dazu stellt sich aber eine Frage: Noach hat noch über 60 Jahre zu Awrahams Lebzeiten gelebt. Wieso sagt Raschi dann: "hätte er ... gelebt"? Er hat doch zu dieser Zeit gelebt!
Awraham hieß ursprünglich Awram. Erst als er und Sarah (damals Saraj) Kinder bekamen, und sich damit sein gutes Wirken auch begann, auf die Zukunft auszuwirken, nannte G'tt ihn Awraham und seine Frau Sarah. Und erst seit damals war er auf einer so hohen Stufe, zu der Noach im Vergleich keine Bedeutung gehabt hätte.
Die dieswöchige Parascha beginnt mit der Erzählung von der Sintflut. Anschließend wird vom Turmbau zu Babel berichtet. Damals wollten die Leute eine Stadt und einen Turm bauen, der bis zum Himmel reichen sollte. G'tt vereitelte die Pläne, in dem er die Sprachen der Leute verwirrte, die davor noch alle die selbe Sprache gesprochen hatten. So waren sie gezwungen, auf die ganze Welt zerstreut zu leben, und konnten nicht mehr weiter an diesem Turm bauen.
Die Welt stand damals kurz nach der Sintflut, die für die, die sie erlebten, zweifellos etwas g'ttliches gewesen sein muss: Die ganze Welt wurde überflutet, nur eine kleine Gruppe von Menschen überlebte auf einem Schiff. In Anbetracht dessen war es doch für Menschen ein verrückter Plan, einen Turm zu G'tt bauen zu wollen.
Aber die Motivation hinter dem Turmbau war eigentlich eine andere: Durch die Sintflut war G'ttes Existenz offensichtlich. Aber die Leute wollten nicht an G'tt glauben. Daher deuteten Sie die Sintflut in eine Naturerscheinung um. Sie überlegten: Der Himmel ist schwach. Nach 1556 Jahren ist er eingestürzt und hat die Welt zerstört. Bauen wir einen Turm, um ihn zu stützen, damit er in 1500 Jahren nicht wieder einstürzt.
Für die meisten sind Tatsachen, wie dass die Sonne in der Früh aufgeht, oder dass sie Sehen und Hören können, selbstverständlich, natürlich. Aber so wie auch die Sintflut sind alle diese Dinge Wunder - wir haben uns nur an sie gewöhnt. Das war auch das Ziel der Turmbauer zu Babel: Ein Wunder zu einer Naturerscheinung zu machen, damit man nicht an G'tt glauben muss.