In Masechet Ta'anit wird das Prozedere für eine Dürreperiode beschrieben. Dabei gibt es mehrere Serien an Fasttagen an Montagen und Donnerstagen. Die Gemara beschreibt drei ähnliche Szenarien:
1. Ein Fasttag wird festgelegt, doch noch vor dessen Beginn regnet es in Fülle.
2. Ein Fasttag wird festgelegt und begonnen, doch kurz nach Beginn setzt der Regen ein.
3. Ein Fasttag wird festgelegt und begangen. Kurz vor Ende beginnt es schließlich zu regnen.
Die Gemara erklärt nun, dass ausschließlich das zweite Szenario ein Zeichen des Segens ist. Im dritten Szenario besteht offensichtlich viel Bedarf für Gebete und Buße, wodurch es erst spät zur Erlösung kommt. Im ersten Szenario jedoch wird klar, dass G'tt so unzufrieden ist, dass er gar kein Interesse an Gebeten und Fasten der Menschen hat. Er gewährt den Wunsch, aber er tut es in einer Art, die klar macht, dass die Gebete unerwünscht sind. Dies erklärt auch ein Zitat aus dem Anfang des Ma'ariw-Gebetes: "Der König (G'tt) soll uns am Tag antworten, an dem wir ihn rufen." Weder wollen wir, dass er sich mit dem Erhöhren der Gebete Zeit lässt, noch wollen wir, dass er unsere Wünsche erfüllt, um unsere Gebete gar nicht hören zu müssen. Er soll uns tatsächlich am Tag der Gebete erhöhren!
Elieser wollte in seiner Mission erkennen, dass ihm sein Wunsch mit dem Segen G'ttes erfüllt wird. Daher sollte alles noch am selben Tag geschehen, weshalb die Akteure sich beeilen mussten. So konnte der Schidduch noch am selben Tag vor Sonnenuntergang beschlossen werden. Anschließend bedankt Elieser sich - für den erfolgreichen Schidduch, aber auch dafür, dass er noch am selben Tag besiegelt werden konnte.
Awraham beauftragt seinen Knecht Elieser damit, eine Frau für Jizchak zu finden. Dieser betet zu G'tt und bittet um ein Zeichen, um die richtige Frau zu finden und erklärt dabei, dass er sich bei einem Brunnen befindet und nun die Töchter der Familien der Umgebung vorbeikommen und Wasser aus dem Brunnen schöpfen. Das Mädchen, dass nicht nur Elieser sondern auch dessen Kamelen zu Trinken gibt, soll die richtige für Jizchak sein. Doch weshalb muss Elieser den Ort erwähnen, an dem er sich befindet. G'tt kennt diesen selbstverständlich.
Doch diese Beschreibung seines Aufenthaltsortes war bereits Teil der Beschreibung des Tests, den er mit G'tt vereinbaren wollte: Die naheliegendste Antwort eines der Mädchen auf Eliesers Wunsch, zu Trinken zu bekommen, wäre, ihn auf den Brunnen, neben dem er eben steht, zu verweisen. Allenfalls könnte man ihm ein Gefäß zum Schöpfen borgen. Doch die Frau, die G'tt für Jizchak vorgesehen hat, soll nach diesem Plan selbst das Wasser schöpfen, und in weiterer Folge auch die Kamele tränken.
Eine andere Erklärung betont, dass sich Elieser eben am Brunnen befand, zu dem nur die Kinder der umliegend wohnenden Familien kamen und keine Eltern anwesend waren. Ein gutes Wesen lässt sich wirklich nur in Abwesenheit der Eltern oder anderer Autoritätspersonen feststellen. Die Tatsache, dass Riwka sich so um Elieser und seine Kamele kümmerte, obwohl sie beim Brunnen war, ohne Aufsicht durch ihre Eltern, zeigt, dass sie ein wahrhaft gutes Wesen hat und die geeignete Frau für Jizchak sein kann.
Awraham weist seinen Knecht Elieser an, für seinen Sohn Jizchak eine Frau zu finden. Er betont, dass diese nicht vom ortansässigen Volk der Knaaniten sein soll, "in dessen Mitte ich wohne." Der Umstand, dass Awraham in Knaan bei den Kna'anitern wohnte, war Elieser bekannt. Weshalb betonte ihn Awraham?
Awraham wusste, dass der Charakter der Kna'aniter schlecht, der seiner Familie in Charan aber gut war. Auch wenn diese Götzen diente und andere Sünden begingen, war ihr Wesen im Kern gut. Aus diesem Grund war Awraham die Herkunft so wichtig. Bekannt war ihm dies, da er in Kna'an wohnte und die Bewohner beobachten konnte - aus diesem Grund erwähnte er dies auch Elieser gegenüber.
Eine andere Erklärung nimmt auf eine bekannte Beobachtung Raschis bezug, wonach Awraham von G'tt angekündigt wurde, dass seine Nachfahren 400 Jahre in fremden Land wohnen würden, die Zeit in Ägypten allerdings nur 210 Jahre betrug. Laut Raschi sollte die Zeit unserer Vorväter im Lande Kna'an ab Jizchaks Geburt ebenfalls zur Zeit "in fremden Land" zählen, da auch sie nie Einheimische waren und von Ort zu Ort wandern mussten. Hätte allerdings Jizchak eine ortansässige Kna'aniterin geheiratet, wäre er zum Bürger des Landes geworden, und nicht mehr nur ein geduldeter Fremder. Seine weiteren Lebensjahre hätten dann nicht mehr zu den 400 Jahren gerechnet, was die Versklavung des Volkes in Ägypten verlängert hätte. Deshalb war es Awraham besonders wichtig, dass Jizchak keine ortansässige Frau heiratet und wies Elieser entsprechend an.
Die Tora betont, dass Elieser, Awrahams Knecht, den er losschickte, für Jizchak eine Frau zu finden, "über alles seine waltete." Doch wofür ist diese Information relevant?
Raw Salanter war einmal unterwegs und betrat ein Gasthaus. Der Wirt, der ihn nicht erkannte, freute sich ihn zu sehen, da sein Schochet schon einige Zeit ausgefallen war und fragte ihn, ob er Schochet ist und für ihn eine Kuh schächten könnte. Raw Salanter entgegnete ihm mit der Frage, ob er ihm 100 Rubel, eine große Summe, borgen könnte. Der Wirt entgegnete entsetzt, dass er den fremden Gast ja gar nicht kenne, ohne Zeugen und Bürge könne er ihm sicher kein Geld borgen. Doch Raw Salanter sagte ihm erstaunt: "Du hättest mir anvertraut, für dich Tiere zu schlachten, und hast dich nicht gesorgt, ob ich dafür vertrauenswürdig genug bin. Aber wenn es um Geld geht vertraust du mir plötzlich nicht?"
Der Wirt hatte für sein Geld einen viel höheren Sorgfaltsmaßstab als für das einhalten der Gebote. Doch natürlich ist das nicht richtig, wie wir eben bei Awraham sehen. Dieser vertraute Elieser sein gesamtes Vermögen an. Die Tora betont diese Tatsache, um zu zeigen, dass er ihm, was das Vermögen betraf, zwar vertraute. Als e aber darum ging, eine geeignete Partnerin für seinen Sohn zu finden, verlangte er von Elieser, ihm zu schwören. Wenn es um Geistiges ging, vertraute er ihm erst nach einem Schwur. Er handelte also ganz im Gegenteil zum Wirten, der im Bezug auf Kaschrut blind vertraute, aber in Geldsachen zusätzliche Sicherheiten wollte.
Awraham schickte seinen Knecht los, um eine Frau für seinen Sohn Jizchak zu finden. Er ließ ihn dabei zwei Dinge schwören: Der Knecht sollte keine Kna'aniterin für Jizchak wählen, und er sollte eine Frau aus Haran, aus Awrahams Familie, nehmen. Jizchak selber konnte nicht nach Haran gehen, da er seit der Beinahe-Opferung als Opfer galt, das das Gebiet des Landes Israel nicht verlassen durfte.
Wir lernen aus diesen Begebenheiten, wie wichtig es gerade in der heutigen Welt, in der alles schnell gehen muss, und in der keine Zeit für Vorbereitungen oder intensives Nachdenken bleibt, ist, innnezuhalten, sich gut vorzubereiten und über jeden Schritt nachzudenken, wie es in den Jeschiwot, in denen intensiv gelernt, gedacht und überlegt wird, praktiziert und gelehrt wird.
Die Parascha dieser Woche beginnt mit dem Tod Sarahs. Sarah erfährt vom Auftrag G'ttes an Awraham, ihren Sohn Jizchak zu opfern, und noch bevor ihr von der letzten Wendung berichtet werden kann, verstirbt sie aufgrund des Schockes. Anscheinend hat Sarah die Prüfung, anders als ihr Mann Awraham, nicht bestanden.
Wir lernen aus diesen Begebenheiten, wie wichtig es gerade in der heutigen Welt, in der alles schnell gehen muss, und in der keine Zeit für Vorbereitungen oder intensives Nachdenken bleibt, ist, innnezuhalten, sich gut vorzubereiten und über jeden Schritt nachzudenken, wie es in den Jeschiwot, in denen intensiv gelernt, gedacht und überlegt wird, praktiziert und gelehrt wird.
In der Parascha dieser Woche kauft Awraham die Höhle, in der er seine soeben verstorbene Frau Sarah begraben möchte. Dabei kommt es zu langwierigen Verhandlungen, zuerst zwischen Awraham und den Söhnen Chets, und dann mit dem Grundeigentümer Efron. Schließlich wird noch umständlich über den Preis des Grundes verhandelt, bevor der Kauf endlich abgeschlossen werden konnte.
Weshalb wird dieser Vorgang von der Tora so genau beschrieben? Wieso reicht es nicht zu erwähnen, dass Awraham die Maharat HaMachpela erworben hat?
Es ist eine wichtige Sache, auf seinem eigenen Grund und Boden begraben zu werden. Dieses Thema kommt im Tanach einige Male vor, so zum Beispiel bei Aharons Enkel, Pinchas, dem Kohen Gadol zur Zeit von Jehoschua, der als Mitglied des Stammes Levi zwar keinen eigenen Anteil am Land zugewiesen bekam, aber von seinem vorverstorbenen Schwiegervater und seiner Frau ein Stück Land erbte, auf dem er begraben wurde. Denn ein Zaddik, ein Gerechter Mensch, soll nicht auf fremden Land begraben werden. Deshalb ist es auch wichtig, einen Grabplatz für verstorbene Verwandte zu bezahlen, denn auch wenn die Chewra Kaddischa ihn auf jeden Fall begräbt, würde der Tote sonst darunter leiden.
Die Tora will also eindeutig klarstellen, dass Awraham den Grabplatz für Sarah rechtmäßig erworben hat. Doch weshalb musste Awraham zuerst mit den Söhnen Chets, den neuen Nachbarn, verhandeln, bevor er mit dem eigentlichen Grundeigentümer sprach?
Ein Grundeigentümer darf auf seinem Grund nicht tun, was er will. Es gibt verschiedene Regelungen, wie auf die Nachbarn Rücksicht genommen werden muss. Unter anderem ist es verboten, einen Friedhof innerhalb des bewohnten Gebietes zu errichten, weil es die Nachbarn stören könnte.
In der Höhle befanden sich bereits die Gräber von Adam und Chawa (Eva). Wenn jetzt ein drittes Grab hinzugefügt wird, wird aus den beiden Gräbern halachisch betrachtet ein Friedhof. Daher sprach Awraham zuerst mit den potentiellen Nachbarn. Erst als diese ihm bestätigten, dass sie mit der Verwendung als Friedhof einverstanden sind, konnte er mit Efron verhandeln.
In der dieswöchigen Parascha will Awraham seine Frau Sarah begraben, und sucht dafür die passende Grabstätte. Als er sie findet, meint der Eigentümer des Grundstücks, Efron, zunächst, dass er einer so wichtigen Persönlichkeit wie Awraham dieses Feld natürlich umsonst geben will. Awraham bietet aber trotzdem deine Zahlung an, und tatsächlich erweist sich daraufhin, dass Efron das Feld sogar sehr teuer verkaufen will - seine Versprechungen zu Beginn waren nur Gerede.
Doch wie hat Awraham erkannt, dass Efron in Wahrheit verkaufen will?
Im Passuk steht: "Das Feld habe ich dir gegeben [...] vor den Augen der Söhne meines Volks." Efron deutete damit an, dass er zwar nach Außen hin, vor den Augen seines Volkes, ein Geschenk zu machen scheint, aber "unter uns" wollt er das Feld auf jeden Fall verkaufen. Deshalb sagt er auch, als Awraham auf eine Bezahlung bestand: "[...] 400 Schekel, Silber, was bedeutet das zwischen mir und dir?"
Wer von jemanden, der selber keine vollständig sättigende Mahlzeit einnimmt, um etwas von diesem Essen bittet, gilt halachisch als Dieb. Wenn also jemand zum Beispiel ein Eis isst, oder einen anderen Snack, darf man ihn nicht darum bitten, einen Anteil zu bekommen. Denn man stellt ihn damit vor die Wahl, entweder als unfreundlich oder geizig zu gelten, oder auf einen Teil der kleinen Portion zu verzichten, die einen ohnehin nicht sättigen wird. Das selbe gilt auch zum Beispiel für jemanden, der eine Wette gewonnen hat: Die andere Seite will ihm das Geld gar nicht geben, sie hat der Wette nur eingewilligt, weil sie von ihrem Sieg überzeugt war.
Deshalb hätte Awraham, nachdem er Efrons Zeichen verstanden hatte, eine Awera begangen, wenn er das Geschenk angenommen hätte - denn Efron wollte nicht wirklich schenken, es war ihm in der Öffentlichkeit nur unangenehm, von einem so anerkannten Mann so viel Geld zu verlangen.
Awraham schickt seinen Knecht Elieser aus, um für seinen Sohn Jizchak eine Frau zu finden. Als dieser schließlich Rivka findet, fragt er sie, ob es bei ihr zu Hause einen Platz zum Schlafen für ihn gebe. Rivka antwortet darauf, dass es bei ihr zu Hause genügend Platz zum Übernachten gibt, sogar für mehrere Nächte.
Wenn man den Dialog genauer betrachtet, fällt allerdings auf, dass Rivka die Frage gar nicht beantwortet. Awrahams Knecht fragt sie, ob es für ihn einen Schlafplatz gib, doch Rivka stellt nur allgemein fest, dass es Schlafplätze gibt. Die Wahrheit ist, dass das Haus Betuels, in dem Rivka lebte, ein Haus des G'tzendienstes ist, weshalb es für Elieser nicht geeignet ist. Rivka antwortet daher absichtlich so undeutlich. Erst später, nachdem Rivka ihrer Familie den Besuch ankündigt, entfernt diese alles ungeeignete aus dem Haus, und lädt Elieser ein.
Während die Tora, in der kein Buchstabe umsonst steht, zum Beispiel für die Erwähnung der 39 am Schabbat verbotenen Tätigkeiten einen einzigen Passuk gebraucht, wird die Episode von Elieser und Rivka sogar zweimal in aller Ausführlichkeit beschrieben. Die Tora will uns damit den zwischenmenschlichen Umgang und die richtige Form diplomatischen Verhaltens lehren, denn derartige Werte kann man nicht einfach trocken erklären, man muss sie anhand von Beispielen erläutern.